Direktorin Eva Sangiorgi
APA/Eva Manhart
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Kultur

Viennale 2022 eröffnet mit „Vera“

Die 60. Viennale startet am 20. Oktober mit „Vera“, einem Film des österreichisch-italienischen Regieduos Rainer Frimmel und Tizza Covi. Darauf folgt bis 1. November ein star- und arthauspraller Filmreigen in den Wiener Kinos.

Unter den Höhepunkten des Programms findet sich etwa Martin McDonaghs Freundschaftsdrama „The Banshees of Inisherin“ mit Colin Farrell und Brendan Gleeson, David Cronenbergs Leinwandrückkehr „Crimes of the Future“ oder Michael Kochs bei der Berlinale uraufgeführtes Drama „Drii Winter“.

„Tori et Lokita“ des belgischen Stammgast-Brüderpaares Jean-Pierre und Luc Dardenne über zwei Migrantenschicksale ist nach Cannes nun auch in Wien zu sehen, ebenso Jafar Panahis letztes Werk vor seiner endgültigen Inhaftierung im Iran, „Khers Nist“. Und die große Kelly Reichardt präsentiert mit „Showing Up“ ein Künstlerinnenporträt mit Stammschauspielerin Michelle Williams im Zentrum. Den Höhepunkt der Abschlussgala stellt dann Mia Hansen-Løves neuer Spielfilm „Un beau matin“ dar.

Direktorin Eva Sangiorgi und Filmmuseum-Direktor Michael Loebenstein
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Direktorin Eva Sangiorgi und Filmmuseum-Direktor Michael Loebenstein bei der Programm-Präsentation im Metro Kinokulturhaus

Ulrich Seidls „Sparta“ zu sehen

Patriotische Cineasten können sich über die ungewöhnlich hohe Zahl an über 20 Spiel- respektive Kurzfilmen aus Österreich freuen. Dazu gehört das im Vorfeld vehement diskutierte Ulrich-Seidl-Drama „Sparta“ ebenso wie Ruth Beckermanns berlinale-gekröntes Dokuprojekt „Mutzenbacher“ oder Claudia Müllers Literaturnobelpreisträgerinnenporträt „Elfriede Jelinek. Die Sprache von der Leine lassen“. Und auch der Eröffnungsfilm des Festivals stammt heuer aus rot-weiß-roter Produktion: „Vera“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel bringt dabei Hauptdarstellerin Vera Gemma am 20. Oktober nach Wien.

Gala für Kultregisseur Herzog

Ein weiterer Stargast ist einer von Direktorin Eva Sangiorgis Amtsvorgängern: Kultregisseur Werner Herzog, 1991 mit Reinhard Pyrker Co-Direktor der Viennale, wird am 25. Oktober mit einer Gala und am 28. Oktober in Zusammenarbeit mit dem Volkstheater mit einem Leseabend geehrt.

Veranstaltungshinweis

Viennale, 60th Vienna International Film Festival, 20.10. bis 1.11.2022

Und zur Nachfeier von Herzogs 80. Geburtstag am 5. September gibt es nicht nur Thomas von Steinaeckers Porträtdoku „Radical Dreamer“ beim Festival zu sehen, sondern auch zwei neue Arbeiten des Meisters selbst: Das Vulkanologenpaarporträt „The Fire Within“ und die Gehirnerkundung „Theater of Thought“.

„Die Misere ablichten“

Eine Monografie mit neun Werken ist dem gebürtigen mauretanischen Filmemacher Med Hondo gewidmet. Und auch die 90-jährige Ehrenoscarpreisträgerin Elaine May, die neben einer langen Comedykarriere auf vier Regiearbeiten zurückblicken kann, wird mit einer solchen solistischen Schiene gewürdigt.

Die Festivalsparte „Historiografie“ würdigt indes das Spezialistengenre des argentinischen Film noir. Die Sektion „Kinematografie“ schließlich bietet dem österreichischen Dokumentarfilm ein Forum für dessen mutmaßlich größte Stärke: Die Misere ablichten. Zwölf Werke aus den vergangenen 50 Jahren blicken in „Österreich real“ auf die verschiedenen Aspekte von Krise. Im Filmmuseum ist die Retrospektive indes dem in Österreich noch zu entdeckenden japanischen Regisseur Yoshida Kiju gewidmet.

Stadträtin Veronica Kaup-Hasler
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Die Filmfestspiele versprechen ein echter Brüller zu werden, findet auch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler

Festival mit Blick auf die Welt

Mittlerweile enthüllt ist auch die Riege jener Filmemacher, die heuer für die sechs Trailer zur Jubiläumsausgabe zuständig sind. Claire Denis, Nina Menkes, Sergei Loznitsa, Ryusuke Hamaguchi, Narcisa Hirsch und als Überraschungsgast Albert Serra haben je ein Mikrowerk zu Ehren der Viennale beigesteuert, die die Festivalgäste vor den Projektionen begrüßen werden.

„Die Viennale ist ein Festival, das so voll ist von Blicken auf die Welt“, freute sich Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Dienstag auf die neue Ausgabe der Filmfestspiele, liefere die Viennale doch unzählige Perspektiven auf die Krisen und das Verdrängte der Zeit. So gesehen versprechen die Filmfestspiele 2022 also ein echter Brüller zu werden – was auch das heurige Plakatsujet verspricht. So zeigt dieses doch einen brüllenden Löwen des japanischen Holzschnittmeisters Hokusai.