Junger Sterlet wird in der Hand gehalten
Boku/Klaus Ranger
Boku/Klaus Ranger
Tiere

Frachtschiff als neues Zuhause für Störe

Vier gefährdete Störarten bekommen ein neues Zuhause in der Donau. Ein umgebautes Frachtschiff fungiert ab 2025 als Geburten- und Aufzuchtstation. Im Rahmen eines Forschungsprojekts werden knapp zwölf Mio. Euro in die Erhaltung der Störe investiert.

Das Forschungsprojekt läuft bis Ende 2029. Zusammen mit Partnern aus vielen Donau-Anrainerländern will man insgesamt 1,6 Millionen Jungtiere züchten und auswildern. Erfahrungen gesammelt hat das Team um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) bereits im Rahmen des heuer abgeschlossenen Projekts „LIFE-Sterlet“.

Dabei ging es um die Aufzucht des entlang des Stromes rar gewordenen Sterlets, der kleinsten der einst sechs Donaustörarten. In einem Container auf der Donauinsel wurden bisher insgesamt 240.000 Jungtiere gezüchtet und in der Donau ausgesetzt. So wurde die stark gefährdete Population dieser letzten noch natürlich hierzulande vorkommenden Störart unterstützt.

Visualisierung des umgebauten Frachtschiffs
Boku Wien
Das umgebaute Frachtschiff soll als Geburten- und Aufzuchtstation dienen

Störe merken sich Zusammensetzung des Wassers

Nun wird der Ansatz entscheidend erweitert. Dazu wird ein ausrangiertes Frachtschiff des Projektpartners viadonau in Krems unter dem Namen „LIFE-Boat 4 Sturgeons“ umgebaut. Die Mittel dafür kommen zu zwei Dritteln von der EU-Umweltförderschiene „LIFE“.

Mit dem Frachtschiff soll dem Homeing-Verhalten der Fische Rechnung getragen werden, denn die Tiere „wollen die Eier dort ablegen, wo sie selbst geschlüpft sind“, sagte Projektleiter Thomas Friedrich. Sie prägen sich die Zusammensetzung des Wassers an ihrem Geburtsort ein. Daher sollte die Aufzucht in dem Wasser des Flusses erfolgen, wo sich die Population wieder etablieren soll.

Muttertiere in speziellen Becken

Neben dem Sterlet konzentriert man sich auch auf drei weitere Störarten, die einst in der Donau zahlreich waren. Der Waxdick, der Sternhausen und der Hausen sind heute nur noch in der unteren Donau heimisch, allerdings sind auch dort die Bestände stark unter Druck, betonte Friedrich: „Wir müssen wie bei den Nashörnern schauen, dass wir die genetische Vielfalt, die es noch gibt, auch in Gefangenschaft erhalten, um die Arten zu retten.“

Auf dem umgebauten Schiff, das in der Donau in Wien vor Anker liegen wird, wird man Muttertiere in speziellen Becken halten. Der Fischnachwuchs wird dann in Außenbecken in Donau-Wasser aufgezogen.

Erwachsener Sterlet
Boku Wien
Auf der Donauinsel wurden bisher 240.000 Sterlets gezüchtet und ausgesetzt

Auswilderung in unterschiedlichen Donau-Abschnitten

Im Rahmen des vom Landwirtschaftsministerium und der viadonau mit je einer Million und von der Stadt Wien mit 500.000 Euro kofinanzierten Vorhabens züchten auch Forscherinnen und Forscher in Ungarn und an der Mur in Slowenien. Damit soll verhindert werden, dass im Falle von Problemen alle Fische auf einen Schlag abhandenkommen, so der Forscher vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der BOKU.

Ausgewildert sollen die 1,6 Millionen Jungtiere dann in unterschiedlichen Abschnitten der Donau werden. Dazu ist ein Monitoring-Programm der Tierbestände und der genetischen Vielfalt sowie umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit zum Erhalt der stark gefährdeten Tiere, die auf möglichst naturbelassene Flussabschnitte angewiesen sind, geplant.