Zentrale der Wien Energie
APA/Helmut Fohringer
APA/Helmut Fohringer
Wirtschaft

Noch höhere Preise bei Wien Energie

Die Wien Energie hat mit Oktober erneut die Preise für neue Kundschaft erhöht. Nach den rund 29 Cent brutto pro Kilowattstunde (kWh) Strom im Tarif „Optima Entspannt“, verlangt die Wien Energie bei Neuverträgen nun einen Arbeitspreis von über 40 Cent für eine kWh Strom – und ist dennoch der billigste Anbieter.

Den bestehenden Kundinnen und Kunden hat die Wien Energie bis Ende September den Tarif „Optima entspannt“ um rund 29 Cent brutto pro Kilowattstunde (kWh) angeboten – und wurde dafür vielfach als teuer kritisiert. Jetzt wird bei Neuverträgen ein Arbeitspreis von über 40 Cent für eine Kilowattstunde Strom verlangt.

Trotzdem günstigstes Angebot in der Stadt

Laut dem Tarifkalkulator der Energiebehörde E-Control ist die Wien Energie mit „Optima Entspannt“ selbst nach der neuerlichen Preiserhöhung für Neukunden auf über 40 Cent der günstigste Anbieter der Stadt. Die Wien Energie garantiert ihren Kunden, dass sich der Preis ein Jahr lang nicht ändert. Wer also bis Ende September abschloss, hat die 29 Cent ein Jahr lang garantiert. Wer ab Oktober zur Wien Energie wechselt, hat zumindest Gewissheit, dass sich an dem Verbrauchspreis von rund 41 Cent brutto ein Jahr lang nichts ändert.

Wie ein Sprecher der Wien Energie auf APA-Anfrage sagte, werden die Preise im Tarife „Optima Entspannt“ für Neuabschlüsse routinemäßig alle drei Monate dem aktuellen Marktniveau angepasst. Das aktuelle Preisblatt ist von 1. Oktober bis 31. Dezember 2022 gültig.

Verbund ist zweitbilligster Anbieter

Die Strompreise sind seit 2021 steil gestiegen, nicht nur in Wien und Österreich, sondern in ganz Europa. Von den vielen kleineren Stromanbietern, die in den vergangenen Jahren Tarife mit einem Arbeitspreis von teilweise nur rund fünf Cent pro Kilowattstunde angeboten haben, sind infolge der Preisrally nicht viele übrig geblieben. Manche wie zuletzt Go Green Energy stellten ihr Neugeschäft ein, andere zogen sich ganz zurück.

In der Bundeshauptstadt bieten neben der Wien Energie nur noch eine Handvoll Lieferanten an. Zweitgünstiger Anbieter ist der Verbund, der bei Neukunden für eine Kilowattstunde 49,20 Cent brutto, also inklusive Umsatzsteuer, verlangt. Aufgrund der hohen Preise bei Neuabschlüssen empfehlen Konsumentenschützer, vor einem Tarifwechsel zu überprüfen, ob der bestehende Lieferant nicht günstiger ist.

Strompreisbremse ab Dezember

Nicht nur in Wien, auch in den anderen Bundesländern sind die großen kommunalen Energieversorger bei Neuabschlüssen derzeit tendenziell die Bestbieter. In Niederösterreich ist das aktuell die EVN mit rund 40 Cent Arbeitspreis für einen Float-Tarif. Für den Tarif „Optima Flex Natur“ müssen Neukundinnen und -kunden allerdings ebenfalls seit Anfang Oktober rund 54 Cent pro kWh zahlen. Der Bestbieter in Salzburg ist die Salzburg AG mit 27,60 Cent und im Burgenland die Burgenland Energie mit 37,58 Cent.

In der Steiermark sind die Stadtwerke Judenburg bei Neuverträgen mit 47,76 Cent Arbeitspreis am günstigsten, in Tirol die TIWAG mit 46,37 und in Oberösterreich und Kärnten der Verbund mit 49,20 Cent. Nur in Vorarlberg ist das neue, hohe Preisniveau noch nicht angekommen. Im Ländle kostet eine Kilowattstunde Strom auch im Oktober 2022 bei den vkw nur 11,62 Cent.

Zur Abfederung der hohen Strompreise hat die Bundesregierung eine Strompreisbremse vereinbart. Das Modell sieht vor, dass man von Dezember 2022 bis Mitte 2024 für einen Grundbedarf von bis zu 2.900 Kilowattstunden pro Jahr einen Zuschuss von bis zu 30 Cent pro kWh bekommt. Bis zu einem Strompreis von 40 Cent bezahlt der Kunde also nur zehn Cent je kWh.

Kritik von ÖVP und FPÖ

Kritik an der Wien Energie kam einmal mehr von der Wiener ÖVP. „Wieder einmal werden die Wienerinnen und Wiener massiv belastet. Von der angeblichen so perfekten Daseinsvorsorge der Stadt Wien ist nichts zu sehen“, so Landtagspräsident Manfred Juraczka.

Für die Wiener FPÖ ist Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) persönlich „für diese unsoziale Preistreiberei“ verantwortlich, wie es in einer Aussendung von Landesparteichef Dominik Nepp heißt. „Mit der weiteren Strompreiserhöhung der Wien Energie werden noch mehr Wiener in die Armut getrieben“, so Nepp. Obwohl dem städtischen Unternehmen Milliarden an Wiener Steuergeld in den Rachen geworfen worden seien, scheue man nicht davor zurück, die Strompreise weiter in die Höhe zu treiben.