Gewächshaus von innen in Wien
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Wirtschaft

Teuerung: 10.000 Tonnen weniger Gemüse

Die Wiener Gewächshäuser, in denen normalerweise über den Winter Gemüse produziert wird, müssen Ende Oktober den Betrieb stoppen. Grund sind die hohen Energiepreise. Die Wiener Landwirtschaftskammer erwartet dadurch um 10.000 Tonnen weniger Gemüse.

Gewächshäuser benötigen sehr viel Energie: Für die Belichtung der Pflanzen wird Strom gebraucht, für die Beheizung Fernwärme und Erdgas. Nun sind die Energiepreise im Zuge der Energiekrise stark gestiegen: Gas ist beispielsweise um das bis zu 15-fache teurer geworden, Strom um das Drei- bis Vierfache.

„Das macht es unmöglich, den Betrieb in den Gewächshäusern über die Wintermonate fortzuführen, die Preise sind weit weg davon, leistbares Gemüse produzieren zu können“, erklärt Martin Flicker, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Wien, im Interview mit Radio Wien. Normalerweise wäre diese Woche der Zeitpunkt, um die Winterkulturen zu pflanzen. In 14 Tagen hätte bereits die Ernte begonnen. Bis Ende Februar wäre diese abgeschlossen gewesen. Nun würden die Gewächshäuser voraussichtlich erst Ende Februar den Betrieb wieder aufnehmen, so Flicker.

Gewächshaus von außen in Wien
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In zwei Wochen hätte die Ernte in den Wiener Gewächshäusern bereits begonnen

CO2 zur Düngung

Zur Beheizung der Gewächshäuser sei Erdgas sogar besonders wichtig, schilderte Flicker: „So verpönt das Erdgas auch ist, für uns ist es ein ganz wichtiger Faktor.“ Grund sei, dass das CO2, welches aus der Verbrennung von Erdgas hervorgehe, in die Gewächshäuser hineingeleitet werde. Dort bilde es einen sehr wichtigen Dünger und Schutz für die Pflanzen, somit sei Erdgas für die Gewächshäuser etwas sehr Essenzielles, so Flicker.

Deutlich weniger heimisches Gemüse als Folge

Die Auswirkungen des Aussetzens der Produktion in den Gewächshäusern werden laut Landwirtschaftskammer in den Wiener Supermärkten zu spüren sein. Um 10.000 Tonnen weniger Wiener Gemüse werde es dort zu kaufen geben, schätzte der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Wien. Flicker vermutet, dass der Lebensmitteleinzelhandel auf Paradeiser, Gurken, Paprika und anderes Fruchtgemüse aus den südlichen Ländern ausweichen wird, zumal auch die Glashaubetreiber in Niederösterreich die Produktion stoppen – mehr dazu in Glashausbetreiber stoppen Produktion (noe.ORF.at).

Auch für die Zukunft seien die Aussichten eher düster, meint Flicker: „Wenn wir weiter bei dem Preisniveau bleiben, bei dem wir uns jetzt befinden, dann wird die Beheizung für die Produktion von Lebensmitteln ganz sicher nicht mehr leistbar sein.“

Einmalzahlung hilft nur kurzfristig

Vor Kurzem zahlte die Bundesregierung eine Einmalzahlung zur Unterstützung an die Gewächshausbetriebe aus. „Die ist gut und hilft uns natürlich in der Istsituation, reicht aber ganz sicher nicht aus, um so wie gewohnt für das nächste Jahr produzieren zu können“, sagt Flicker gegenüber Radio Wien.