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Bildung

Budget: Uni stoppt Ausschreibungen

Die Universität Wien hat nach der Budgetrede des Finanzministers einen Ausschreibungsstopp bis Februar verhängt. Personal soll nicht nachbesetzt werden. Auch die MedUni Wien warnt davor, dass die besten Köpfe abwandern könnten.

„Es geht nicht anders angesichts der Unsicherheiten“, meinte Rektor Sebastian Schütze zum Ausschreibungsstopp – trotz aller Implikationen für Nachwuchskarrieren, Lehre und Infrastruktur. „Wir schaffen keine Stellen ab, wir verzögern aber die Nachbesetzungen.“ Angesichts von rund 10.000 Stellen an der Uni und immer wieder nötigen Nachbesetzungen verringere das natürlich die Personaldecke. Außerdem habe man schon mit Einsparungen im Energie- und Investitionsbereich begonnen.

Aufgrund der stark steigenden Teuerung hatten die Unis zusätzlich zum eigentlich fixen Unibudget von 12,3 Milliarden Euro in den Jahren 2022 bis 2024 rund 1,2 Mrd. Euro zusätzlich gefordert. Die im Budget vorgesehenen Zusatzmittel von jeweils 250 Mio. Euro für 2023 und 2024 decken nur knapp die Hälfte dieser Forderung ab und sind „absolut nicht ausreichend, um die erwarteten Kostensteigerungen einzufangen“, sagte Schütze.

Eindringliche Warnung auch von MedUni Wien

Genauso sieht das auch Johannes Kastner, Vorsitzender des Betriebsrats für das wissenschaftliche Personal der Medizinischen Universität Wien: „Die nunmehr verbliebenen 500 Millionen Euro für die Jahre 2023 und 2024 für alle 22 Universitäten werden sich niemals ausgehen.“

Die Ärztekammer warnte vor einem Sparkurs beim Personal „an einem der größten medizinischen Wissenschaftsstandorte Europas“. Auf diese Art werde man die besten Köpfe im Land verlieren. Das AKH Wien als eines der besten Spitäler der Welt sei ein guter Ort, um Spitzenmedizin zu betreiben. Das werde nun rein auf Basis des Geldes in Frage gestellt.

Personalkosten „riesiger Unsicherheitsfaktor“

Uni Wien-Rektor Schütze sieht die Universität Wien in größte Schwierigkeiten kommen. Es sei absehbar, „dass es aufgrund dieser Summen in vielen Bereichen zu extremen Einschränkungen kommen wird“. Dazu komme noch die Unsicherheit, dass man den Gehaltsabschluss noch nicht verhandelt habe. Vom Budget der Uni Wien entfallen rund zwei Drittel auf Personalkosten. „Das ist ein riesiger Unsicherheitsfaktor.“ Die nunmehrige Budgetsituation hält Schütze für eine „Gefährdung des Wissenschafts- und auch Wirtschaftsstandorts“. „Das ist das falsche Zeichen in einer Zeit, wo die Unis eigentlich Perspektiven für junge Menschen aufzeigen müssten.“

Vergangene Investitionen machen sich bezahlt

Aufgrund der Budgets der vergangenen Jahre habe man große Fortschritte machen können, meinte Schütze. „Wir hatten die Möglichkeit, exzellente internationale Berufungen durchzuführen.“ Die nunmehrige Entwicklung sei „dramatisch, weil sie ausgerechnet zu einer Zeit kommt, wo wir sehen, dass die Investitionen der vergangenen Jahre Wirkung zeigen“.

Die Uni Wien habe gerade die Schwelle von 100 ERC-Grants (Forschungsfördermittel des Europäischen Forschungsrats, Anm.) überschritten, dazu komme der Nobelpreis von Anton Zeilinger und das Aufrücken im jüngsten „Times Higher Education“-Uniranking auf Platz 124 – mehr dazu in Erstmals drei Austro-Unis unter Top 200 (science.ORF.at).

„Devastierung“ der bestehenden Universitäten

„Eine angemessene Inflationsabgeltung zu verwehren, signalisiert mangelnde Wertschätzung des Personals“, kritisierte die Universitätsgewerkschaft des wissenschaftlich-künstlerischen Personals in einer Aussendung. Dies entspreche einer „schrittweisen Ausgliederung der Verantwortung, welche die Universitätsgewerkschaft seit langem mit Sorge beobachtet“.

Der Universitätslehrerverband (ULV) wiederum sieht eine „Provokation“ darin, dass der Bund zwar bis 2024 20 Mio. Euro für die Finanzierung des Institute of Digital Sciences Austria in Linz übernimmt, gleichzeitig aber die „Devastierung“ der bestehenden öffentlichen Universitäten einleite.