Innenraum des THeaters
APA/Helmut Fohringer
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Kultur

Theater an der Wien im Ausweichquartier

Das traditionsreiche Theater an der Wien wird derzeit renoviert – und ist deshalb in ein Ausweichquartier im MuseumsQuartier übersiedelt. Am Sonntag lädt das Opernhaus, das sich jetzt MusikTheater an der Wien nennt, zum Tag der offenen Tür.

Zwei Jahre lang dient die Halle E im MuseumsQuartier nun als Ausweichquartier für das MusikTheater an der Wien, während das Stammhaus bis Herbst 2024 renoviert wird. Schon seit März ist das Stammhaus geschlossen. Am Samstagabend findet nun die erste Premiere am Ausweichstandort statt: Gezeigt wird die Oper „Das schlaue Füchslein“ von Leos Janacek, in der Regie des Neo-Intendanten Stefan Herheim.

Die Ausweichspielstätte im Museumsquartier
APA / Herbert Neubauer
Schon das Volkstheater nutzte die Halle E als Ersatzquartier

Kurzkonzerte und Kinderschminken

Am Sonntag wird ab 11.00 Uhr zum Tag der offenen Tür geladen. Geboten werden Kurzkonzerte mit dem Arnold-Schönberg-Chor und dem RSO Live stream ensemble des ORF-Radio-Symphonieorchesters. Außerdem kann man Solistinnen und Solisten bei einer musikalischen Probe beobachten. „Ab in die Maske“ heißt es für die Kleinsten: Kinder können sich als Füchslein, Frosch oder Hahn, alles Tierfiguren aus der Oper, bemalen lassen. Kostenfreie Tickets sind über die Website des Theaters buchbar.

Geburtsort von „Fidelio“

Das MusikTheater an der Wien zählt zu den traditionsreichsten Theaterhäusern Wiens – und hat doch in der Geschichte seines 221-jährigen Bestehens zahlreiche fundamentale Richtungswechsel erlebt: Es ist der Geburtsort von Beethovens „Fidelio“, Heimat von Volksstück, Operette und Mozartstil, schließlich Musical-Flaggschiff – und nun schon längere Zeit wieder Opernhaus.

1801 wurde es von Emanuel Schikaneder und Bartholomäus Zitterbarth gegründet und zählte zu den wenigen „Vorstadttheatern“, die sich außerhalb der Wiener Innenstadt dauerhaft behaupten konnten. Eng verbunden ist das Haus mit Ludwig van Beethoven, der von Schikaneder bereits 1803 als Hauskomponist und Kapellmeister engagiert wurde. Zu seinen Uraufführungen am Theater an der Wien zählen etwa der „Fidelio“ oder die „Eroica“.

Monatlich eine Premiere

Seit 2006, unter dem damaligem Intendanten Roland Geyer, läuft das knapp 1.200 Sitz- und Stehplätze fassende Haus läuft im Gegensatz zu Volks- und Staatsoper im weltweit dominierenden Stagionebetrieb. Es zeigt also jeweils eine szenische Inszenierung mehrfach, bevor diese der nächsten Platz macht. So ist im Haus monatlich eine Premiere zu erleben. Deshalb besitzt das MusikTheater an der Wien auch kein eigenes Ensemble oder Orchester, sondern engagiert die Beteiligten jeweils für eine konkrete Produktion.

Programmatisch orientierte man sich anfangs an der Leitlinie „Bis Mozart“ und Moderne, auch wenn diese Grenze mit den Jahren vermehrt zugunsten von Werken des 19. Jahrhunderts überschritten wurde. Mit Originalklang, selten gespielten Stücken und spannenden Besetzungen etablierte man sich erstaunlich schnell als wesentliche Stimme im internationalen Opernbetrieb. Diesen Weg soll nun auch der neue Intendant Stefan Herheim fortführen.