Kinderärztin untersucht Mädchen
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Gesundheit

Sozialarbeit auf Rezept beim Kinderarzt

Um ärztliche Hilfe auch bei nicht-medizinischen Problemen geht es in einem Pilotprojekt, das in Wien in fünf Gruppenordinationen gelaufen ist bzw. läuft. Jetzt wird es auch Kinderärzten möglich, Social Prescribing, also soziale Verschreibung anzubieten.

Wien ist eine der Modellregionen für das Social Prescribing. Seit Juni 2021 gibt es Pilotprojekte in Gruppenpraxen. Erste Ergebnisse und Erkenntnisse dazu liegen bereits vor. Nun können sich auch kinderärztliche Ordinationen für das Förderprogramm bewerben. Es ist mit 540.000 Euro dotiert. Bewerbungen sind auf der Homepage von Gesundheit Österreich bis 6. November möglich. Gestartet wird die neue Schiene bei Kinderärzten im Februar kommenden Jahres. Das Projekt läuft bis Juli 2024.

Bewährter Ansatz soll weitergeführt werden

Am ersten Pilotprojekt beteiligten sich fünf Gruppenpraxen: die AmberMed, die nichtversicherte Personen behandelt, die allgemeinmedizinische Gruppenpraxis Ouhadi/Pilz, das Primärversorgungszentrum Medizin Mariahilf, das Neunerhaus, das Personen ohne Obdach und Wohnung sowie ohne Krankenversicherung betreut, und die Teampraxis Breitenecker, die sich unter anderem um Healthy Agers mit HIV und Transgender-Personen kümmert.

Am zweiten Förderprogramm nehmen nun drei Praxen in Wien teil: Neben einer im 15. Bezirk und dem Neuner Haus auch die Amber Med Ordination für unversicherte Menschen. Dort heißt es, das Angebot der Sozialarbeit auf Rezept habe sich bewährt, man werde es weiterführen.

Erfahrungen aus ersten Programmen

In der Auswertung von Gesundheit Österreich heißt es, dass speziell Menschen mit Migrationshintergrund, Nichtversicherte, Alleinstehende und älteren Personen Social Prescribing in Anspruch genommen hätten. Es würden also besonders sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen erreicht. Das Programm könne somit einen Beitrag zur Chancengleichheit leisten. 85 Prozent der Patienten konnten demnach weitervermittelt werden.

Die häufigsten Vermittlungsgründe sind demnach undefinierte soziale und emotionale Bedürfnisse, Bedarf nach Gesundheitsförderung und Prävention, fehlendes soziales Netz und Anzeichen von Überforderung. Die häufigsten Ressourcen der Betroffenen sind die eigene Gesundheit, das soziale Netzwerk und die Gesundheit ihrer Angehörigen. Die eigene psychosoziale Gesundheit und Wohnsituation stellen die größten Belastungen dar. Auffallend: Fast 100 Prozent der Patienten würden Social Prescribing weiter empfehlen.

Ansatz zur Hilfe bei nichtmedizinischen Problemen

Social Prescribing gilt laut Gesundheit Österreich als innovativer Ansatz, um gesundheitsrelevante nichtmedizinische Bedarfe und Bedürfnisse systematisch zu adressieren. Berufsgruppen in der Primärversorgung werden dafür sensibilisiert, auf solche Bedürfnisse zu achten und Patienten im Bedarfsfall an eine Fachkraft zu vermitteln, die mit dem Patienten dessen Bedürfnisse und Ressourcen herausarbeitet und ihn an passende regionale Angebote vermittelt.