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Wien hat zu wenige Baumpfleger

Trockenheit und Hitze machen auch den Hunderttausenden Bäumen in Wien zu schaffen. Die Bedingungen machen mehr Pflege nötig. Doch es gibt immer weniger Baumpfleger. Interessenten für spezielle Ausbildungen sind gesucht.

Bäume sichern das Überleben der Menschen. Sie gehören zu den am längsten lebenden Organismen, sind aber nicht davor gefeit, lange vor ihrem natürlichen Sterbedatum einzugehen. Fehler beim Pflanzen und bei der Pflege gehören zu den Ursachen. Auch Extremwetterereignisse machen es zunehmend notwendig, Bäume regelmäßig zu kontrollieren und zu pflegen. Das dient etwa dazu, Haftungsrisiken durch Baumbruch zu minimieren.

Die Tätigkeit von Baumpflegerinnen und Baumpflegern ist vielfältig und ein komplexes Handwerk. Sie reicht von der Auswahl hitzeresistenter Baumarten über Bewässerungstechniken und Kronenpflege bis zur Entfernung von Totholz. So verhindert die Wahl des richtigen Standorts beim Pflanzen, dass später eingegriffen werden muss, und sorgt dafür, dass ein gesunder Baum heranwächst. Es geht also um das Wohl der Bäume, aber auch um den Schutz von Menschen. Das braucht Wissen und Erfahrung. Doch es gibt viel zu wenig Personal.

Baumpflege
APA/dpa/Wolfram Steinberg
Baumpfleger müssen Schwindelfreiheit mitbringen

Beruf des „geprüften Baumpflegers“

Das WIFI Wien bietet seit 2017 einen halbjährlichen Lehrgang „Geprüfte/r Baumpfleger/in“. Wissen über Boden- und Gehölzkunde wird vermittelt, die Teilnehmer nehmen Baumbewertungen vor und kennen die gesetzlichen Vorschriften. Alle Teilnehmer werden ausführlich theoretisch und praktisch in Kletter- und Schnitttechnik geschult und können auch Bergemaßnahmen vornehmen.

Damit bekommen Absolventen eine anerkannte Qualifizierung in der Baumpflege gemäß einer ÖNORM. Der Lehrgang stellt laut Wirtschafskammer eine interessante Möglichkeit zur Weiterbildung etwa für Gärtner, Landwirte, Mitarbeiter des Straßendienstes und andere mehr dar. Grundsätzlich steht der Lehrgang allen offen, die mit Bäumen zu tun haben.

Aktuell besuchen sieben Männer und eine Frau diesen Lehrgang. Das sei zu wenig, um den Fachkräftemangel zu decken, so die Wiener Wirtschaftskammer. Von den 256 Grünflächengestaltungsbetrieben in Wien würden alle mehr oder weniger händeringend Baumpflegefachkräfte suchen, hieß es. Auch dem Forstamt würden zunehmend Lehrlinge und Forstfacharbeiter für die Betreuung der 42.000 Hektar Wald, für die die Stadt Wien zuständig ist, fehlen. Keinen Mangel gibt es hingegen bei den Wiener Stadtgärten.

Wien hat zu wenige Baumpfleger

Trockenheit und Hitze machen auch den Hunderttausenden Bäumen in Wien zu schaffen. Die Bedingungen machen mehr Pflege nötig. Doch es gibt immer weniger Baumpfleger. Interessenten für spezielle Ausbildungen sind gesucht.

Lebewesen mit vielen Qualitäten

Innerstädtisch gibt es in Wien etwa 480.000 Bäume, dazu kommt noch eine etwa 8.000 Hektar große Waldfläche. So kommen auf jeden Wiener mehr als fünf Bäume. Das Wiener Baumschutzgesetz schützt diesen Baumbestand. Zur Erhaltung einer gesunden Umwelt für die Bevölkerung ist der Baumbestand im Gebiet der Stadt durch dieses Gesetz geschützt. Dabei wird nicht unterschieden, ob sich ein Baum auf öffentlichem oder privatem Grund befindet. Zum geschützten Baumbestand im Sinne dieses Gesetzes gehören alle Bäume mit einem Stammumfang von mindestens 40 Zentimetern.

Bäume sind mit ihrer Vielfalt und ihren Nutzungsmöglichkeiten nicht aus unserem Leben wegzudenken. Angefangen bei der wichtigen Eigenschaft, unsere Luft zu reinigen und zu erneuern, bieten sie viele weitere Qualitäten: ob als Augenweide in Alleen, als schattenspendende Bäume im Park oder als Lärm- und Sichtschutz im Garten.