ANSCHLAG IN WIEN: AUFTAKT TERROR-PROZESS,
APA/GEORG HOCHMUTH
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chronik

Terrorprozess mit und ohne Betroffenen

Die Bilder des Anschlags in der Wiener Innenstadt von 2. November 2020 machen heute noch betroffen. Zum Auftakt des Prozesses gegen sechs mutmaßliche Helfer des Attentäters kommen Erinnerungen bei den Betroffenen wieder hoch. Sie reagieren unterschiedlich.

Opfer des Attentats und Angehörige der Getöteten sehen sich wieder mit den für sie besonders schrecklichen Momenten vom 2. November 2020 konfrontiert. Manche haben in der Zwischenzeit die Republik geklagt. Einige wollen an dem seit Dienstag laufenden Prozess nicht teilhaben.

Andere aber sind zum Prozess gekommen, um ein Zeichen zu setzen, so wie Eugen Kaba und sein Anwalt. Kabas Cousin ist bei dem Anschlag getötet worden. Dem Prozess fernzubleiben sei für ihn keine Option gewesen, sagte Kaba: „Wie sagt man: Man muss den Feinden in die Augen schauen, und das Gute wird immer siegen.“ Er ist stellvertretend für Nedzpis Eltern da, weil es für sie und den Bruder unerträglich gewesen wäre. Sie hätten die Emotionen nicht in den Griff bekommen, sagte Kaba.

Situation für Angehörige von Terroropfern

Besonders schwer ist der Rückblick auf den Terroranschlag natürlich für Angehörigen der Verstorbenen. Einige An-gehörige haben die Republik geklagt. Und einige wollen auch nicht beim Prozess dabei sein.

„Für immer Teil des Lebens geworden“

Der 2. November ist auch Teil des Lebens von Andreas Wiesinger geworden. Er kehrte nach fast zwei Jahren zum Lokal nahe der Ruprechtskirche zurück. An diesem Ort wurde er von dem Attentäter angeschossen, Kugeln trafen ihn am Kopf und am Knie: „Das wird auch für immer Teil meines Lebens bleiben. Beschäftigen tut es mich tatsächlich jetzt eigentlich sehr wenig, mittlerweile. Ich versuche auch, dass es jetzt nicht allzu sehr mein Leben beeinflusst, vielleicht eine Kleinigkeit.“ Vom Prozess hält er sich fern. Er möchte dem Ganzen nicht mehr viel Raum geben.

Terrorprozess: Opferanwalt Karl Newole
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Anwalt Karl Newole

Ereignisse auch zwei Jahre später noch präsent

Auch mit dabei ist Anwalt Karl Newole. Er vertritt bei dem Prozess 24 Mandanten: „Jeder reagiert auf eine andere Art und Weise. Der eine zieht sich zurück, der andere will Akten sehen. Im Großen und Ganzen kann man sagen, sie waren von der Sicherheitsverwaltung sehr enttäuscht.“ Unter den Enttäuschten ist auch die Familie von Nedzip. Sie kann nach wie vor nicht mit dem Geschehen abschließen. Eine Hilfe dabei könnte ein Gedenkstein sein. Die Familie bittet darum, ihn am Tatort aufstellen zu können.

Die Hauptverhandlung wird sich über mehrere Monate erstrecken. Urteile wird es voraussichtlich frühestens Anfang Februar 2023 geben, hieß es am Dienstag aus dem Gericht. Die Verarbeitung der Geschehnisse wird bei vielen Betroffenen aber wohl noch viel länger dauern.