Am Wiener Zentralfriedhof präsentierten die Bestattung Wien und die Wiener Friedhöfe am Freitag im Rahmen eines Medientermins eine „Weltneuheit“: Ein „lebender“ Sarg aus Pilzen ermöglicht jetzt Naturbestattungen ohne vorherige Verbrennung.
APA/LOOP BIOTECH
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Bestattung in „lebendem“ Sarg aus Pilzen

Am Zentralfriedhof haben die Bestattung Wien und die Wiener Friedhöfe am Freitag eine „Weltneuheit“ präsentiert: Ein „lebender“ Sarg aus Pilzen ermöglicht jetzt Naturbestattungen ohne vorherige Verbrennung. Bis dato waren diese nur mit Urnen erlaubt.

Die Idee zum Sargnovum hatte der 28-jährige Architekt und Erfinder Bob Hendrikx aus den Niederlanden. Es ginge ihm dabei darum, „in den Kreislauf des Lebens zurückzukehren“, erläuterte er. Und das, „ohne die Umwelt mit Giftstoffen aus dem Körper und dem Sarg zu belasten“. Für den Architekten und Biodesigner ist das der „natürlichste Weg, begraben zu werden“.

Löst sich samt Inhalt in wenigen Monaten auf

Das Material fühlt sich leicht, weich und warm an und schaut auf den ersten Blick aus wie Styropor. Die Erfindung zersetzt den Körper schneller und verwandelt ihn zu wertvollem Kompost. Beim Wachstumsprozess des Sargmaterials entsteht kein CO2, während der Kompostierung werden Giftstoffe neutralisiert und der Boden regeneriert.

Das geschieht aufgrund der Myzelien, des unterirdischen Wurzelgeflechts von Pilzen. Dieses Netzwerk aus in Europa heimischen Pilzen wird direkt in einer geeigneten Passform in sieben Tagen ohne Einsatz von Wärme, Strom und Licht hergestellt und dann getrocknet, womit das Wachstum sozusagen unterbrochen wird.

Am Wiener Zentralfriedhof präsentierten die Bestattung Wien und die Wiener Friedhöfe am Freitag im Rahmen eines Medientermins eine „Weltneuheit“: Ein „lebender“ Sarg aus Pilzen ermöglicht jetzt Naturbestattungen ohne vorherige Verbrennung.
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Der Sarg beruht auf dem Uniabschlussprojekt eines 28-jährigen Niederländers

Kommt das Material mit Erde bzw. Wasser in Berührung, erfolgt eine Wiederbelebung. Der weißgraue „Living Cocoon“ (lebender Kokon) ist selbst federleicht, kann aber auch ein Gewicht von 200 Kilogramm tragen und löst sich gemeinsam mit seinem Inhalt in wenigen Monaten auf. Ausgekleidet ist er mit Moos – oder auf Wunsch mit Leinen.

Sarg kostet knapp tausend Euro

Für Hendrikx sind Pilze die „größten Recycler der Natur“. Mehrere Hundert seiner Särge sind in seiner Heimat bereits eingesetzt worden, auch er selbst sieht seine ewige Ruhestätte wie jene, die nun auch hier in Wien-Simmering möglich ist. Noch stellt er in den Niederlanden die in Wien verwendeten Exemplare her, die 990 Euro kosten, in Zukunft soll aber jeweils im Verwendungsland produziert werden.

„Wir sind stolz, diesen neuen Sarg exklusiv anbieten zu können“, so Jürgen Sild, Geschäftsführer der Bestattung Wien. Über Jahrhunderte wurden Menschen vor allem im Holzsarg bestattet, für diese neue „ultimative Naturbestattung“ müssten nun keine Bäume gefällt mehr werden.

„Lebender“ Sarg

Eine besonders ungewöhnliche Art der Bestattung gibt es jetzt auf dem Zentralfriedhof. In einem quasi „lebenden“ Sarg. Der besteht aus Pilzen und ermöglicht eine Naturbestattung ohne vorherige Verbrennung.

Neuer Bereich am Zentralfriedhof

Da es auch eine geeignete Begräbnisstätte brauche, stellte die Geschäftsführerin der Friedhöfe Wien, Renate Niklas, gleichzeitig die neue Naturbestattungsgruppe am Zentralfriedhof vor. Hier kommen ausschließlich Biosärge und Urnen ohne Metalle oder Synthetikbestandteile zum Einsatz. Hier ist eine Trauerfeier dann auch unter freiem Himmel möglich.

Die Bestattung Wien vertreibt den Sarg des niederländischen Start-up-Herstellers Loop Biotech exklusiv, er kann nicht nur in speziellen Naturbestattungsanlagen eingesetzt werden, sondern auch für herkömmliche Erdbestattungen.