Klette
Parque de las Ciencias Granada
Parque de las Ciencias Granada
Wissenschaft

Klettverschluss & Co.: Bionik im Museum

Eine Klette an seinem Hund inspirierte Georges de Mestral zur Entwicklung des Klettverschlusses. Dieser und weitere Klassiker der Bionik, bei denen die Natur als Vorbild für Innovationen diente, sind aktuell im Technischen Museum Wien (TMW) zu sehen.

„Die Natur hat 3,8 Mrd. Jahre Forschung und Entwicklung betrieben, um Lösungen zu entwickeln“, erklärte TMW-Generaldirektor Peter Aufreiter. Nun gehe es darum, mithilfe der Bionik – der Verbindung von Biologie und Technik – natürliche Phänomene, Strukturen, Prozesse und Formen in technische Innovationen zu übertragen. Wie das bereits passiert, zeigt die im Rahmen der Museumskooperation Alliance4Science vom Parque de las Ciencias in Granada (Spanien) konzipierte neue Sonderausstellung „BioInspiration“ des TMW.

Auf 800 Quadratmetern werden in Themeninseln zahlreiche Bionikbeispiele aus den Bereichen Architektur, Medizin, Verkehr, Ingenieurwesen, Robotik, Energie, Stadtplanung, Materialkunde, Sport und Weltraumforschung gezeigt. In der Schau finden sich die Paradebeispiele der Bionik wie der Lotuseffekt für selbstreinigende Oberflächen, die Haihaut mit ihrer hydrodynamischen und antibakteriellen Wirkung und die von Flügeln von Raubvögeln inspirierten, luftwiderstandreduzierenden Winglets an den Enden von Flugzeugflügeln. Aber auch weniger bekannte und überraschende bioinspirierte Lösungen werden gezeigt.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Schildkrötenformation
Parque de las Ciencias Granada
Haihaut
Technisches Museum Wien
Klettverschluss
Parque de las Ciencias Granada
Termitenbau
Parque de las Ciencias Granada
Katzenlandung
Technisches Museum Wien
Schwammknochen
Technisches Museum Wien

Flossengeometrie für Windräder

So nutzt man etwa die Tatsache, dass Vögel nicht in Spinnennetze fliegen, weil die Achtbeiner UV-Licht-reflektierende Fäden miteinweben, für vogelsichere Fenster, die ebensolche Strukturen integriert haben. Die Geometrie der Flossen von Buckelwalen wird mittlerweile zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von Windrädern genutzt, die sechseckige Bienenwabenform für Weltraumhabitate und der Gelsenrüssel für schmerzlose Spritzennadeln.

Dass die Bionik keine völlig neue Errungenschaft ist, zeigen die historischen Beispiele der bis Herbst 2023 geöffneten Schau, zu der ein umfangreiches Vermittlungsprogramm angeboten wird: So ließ sich etwa Gustave Eiffel für die Konstruktion seines berühmten Turms in Paris von der Form von Oberschenkelknochen inspirieren. Und in London baute man bereits im 19. Jahrhundert einen Tunnel unter der Themse nach dem Vorbild von Schiffsbohrwürmern, die ihre Wohnröhren per Innenauskleidung verstärken.

Wal als Inspiration für Windräder
Technisches Museum Wien/Heimat Wien
Moderne Windräder orientieren sich an Walflossen

Bionik nicht immer nachhaltig

„Bionik ist nicht automatisch nachhaltig“, betonte TMW-Chef Aufreiter gegenüber der APA und verwies etwa auf den meist aus Kunststoff gefertigten Klettverschluss. Es gehe daher „nicht nur um das Was, sondern auch das Wie“, wenn es um die Umsetzung von erprobten Lösungen der Natur geht, „denn die Natur ist grundsätzlich nachhaltig und ressourcenschonend“. Aufreiter hofft jedenfalls, dass sich vor allem die Kinder und Jugendlichen, die die Ausstellung besuchen, „davon inspiriert fühlen, Ideen zu haben“.