Van Goghs Sonnenblumen wurden von Aktivistinnen beworfen
AFP/Sophie Chauveau
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Kultur

Attacken auf Kunst: Wie sich Museen schützen

Paradeissuppe auf Van Goghs „Sonnenblumen“ und Kartoffelpüree auf Monet: Derzeit macht Klimaprotest per Kunstattacke Schule. Denn große Aufmerksamkeit ist dadurch jedenfalls garantiert – auch die Wiener Museen rüsten sich für mögliche Angriffe auf Gemälde.

Viele Bilder sind nicht nur aufgrund solcher Attacken mittlerweile durch Glas geschützt, große Rucksäcke sind in den Ausstellungsräumen verboten. Doch Aktivistinnen und Aktivisten schütten nicht nur, sie kleben sich auch an – etwa an die Stützstangen für Dinosaurierknochen, so geschehen am Sonntagnachmittag im Berliner Museum für Naturkunde.

Klebeversuch im Naturhistorischen Museum

Einen solchen Versuch gab es im September auch im Naturhistorischen Museum in Wien, die Aktion konnte allerdings verhindert werden. Die Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums, Katrin Vohland, kann den Ärger und Wut über fehlende Klimapolitik allgemein verstehen.

„Ich finde die Aktionen allerdings persönlich nicht sinnvoll. Ich glaube, dass man sich auf politischer Ebene weiter stark engagieren muss, um im demokratischen System dabei zu bleiben. Es ist nachvollziehbar, dass man seine eigenen moralischen Ansprüche über alles andere stellt. Das ist aber nicht der Weg“, so Vohland gegenüber „Wien heute“.

Wiener Museen schützen sich vor Protestaktionen

In den vergangenen Wochen gab es europaweit in Museen Protestaktionen von Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die jeweils ein Essensgericht auf berühmte Gemälde warfen. Die Wiener Museen planen nun, sich vor solchen Aktionen zu schützen.

Notfallkoffer in Albertina

Für manche radikalen Klimaaktivistinnen und -aktivisten führt aber offenbar kein Weg daran vorbei. Deshalb sind Notfallkoffer so wichtig, etwa in der Albertina: „Die Notfallkoffer sind in allen Ausstellungshallen, um zu sehen, ob das, was auf ein Kunstwerk geschüttet worden ist, möglicherweise Säure enthält, die ein Kunstwerk beschädigen oder zerfressen könnte“, so Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina.

In der Albertina wurden zudem die Aufseherinnen und Aufseher sensibilisiert, die Attacken auf die Kunst können sehr schnell gehen. „Museen bewahren Kunstwerke der Menschheit über Jahrhunderte und Jahrtausende. Wir sind gewöhnt, zu konservieren und denken darüber nach, was wir tun können, damit die Welt, für die wir verantwortlich sind, in tausend Jahren noch so aussieht wie heute. Daher ist ausgerechnet die Beschädigung und die Gefährdung von Kunstwerken, die für die Ewigkeit gemacht sind, ein besonders kontraproduktiver Vandalenakt“, so Schröder.

Bewusstsein, dass Attacken stattfinden können

Die meisten Museen wollten auf Anfrage zu ihren Sicherheitsvorkehrungen nichts sagen. Das Bewusstsein, dass Aktionen auch hier stattfinden können, sei aber gegeben. Denn diese nehmen zu – genauso wie Straßenblockaden per Ankleben, meistens im Frühverkehr und auf Hauptverkehrsrouten. Diese Art von Protest kommt nicht bei allen Klimaaktivistinnen und -aktivisten gut an.

„Ich finde es nicht schlau, sich auf die Straße zu kleben, wenn Menschen, die oft keine andere Wahl haben, in die Arbeit fahren müssen. Ich finde es auch nicht schlau, Museen anzugreifen. Auf der anderen Seite reden wir seit Jahren darüber, wir sehen, wie die Klimakatastrophe Landteile zerstört oder Naturkatastrophen immer schlimmer werden, und ich verstehe das Bedürfnis, zu schreien und zu sagen: ‚Hey Leute, wir müssen das jetzt in den Griff kriegen!‘ Gleichzeitig ist das nicht der richtige Weg“, so Lena Schilling, Klimaaktivistin von LobauBleibt.