Andre Heller spricht auf einer Pressekonferenz über das Stück „Der Rosenkavalier“ an der Staatsoper 2020
dpa/Britta Pedersen
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Chronik

Andre Heller fälschte Basquiat-Rahmen

Der Wiener Künstler Andre Heller soll laut „Falter“ einen Rahmen aus Besenstielen und Nägeln gebastelt und schließlich als Werk des berühmten US-Künstlers Jean-Michel Basquiat ausgegeben und verkauft haben. Laut Heller nur ein „kindischer Streich“.

Ein vermeintlich von Starkünstler Jean-Michel Basquiat im Jahr 1987 kreierter Rahmen, der 2017 auf der New Yorker Kunstmesse Tefaf für drei Mio. US-Dollar angeboten wurde, wurde in Wirklichkeit von André Heller geschaffen. Diese Geschichte enthüllt der „Falter“ in seiner aktuellen Ausgabe.

Heller hatte Basquiat im Zuge seines für Hamburg konzipierten Kunstprojekts „Luna Luna“ 1987 kennengelernt. Nach Basquiats Tod 1988 klebte der Wiener Universalkünstler dann laut „Falter“ einige von dessen für das Projekt entstandene Skizzen auf Holzleisten, fügte rote Farbe, Stücke eines schwarz gefärbten Besenstiels sowie Nägel dazu – und fertig war der skulpturale, angebliche Basquiat-Rahmen. In diesen hängte Heller eine 1990 in New York erworbene echte Porträtzeichnung Basquiats aus 1983 unter dem Titel „Untitled“.

Kunstexperte: „Das ist unfassbar“

Soweit, so unverfänglich. Dann jedoch wurde das im Heller-Besitz befindliche Duo aus Grafik und Rahmen 2017 von der angesehenen Wiener Galerie Wienerroither & Kohlbacher auf der New Yorker Kunstmesse Tefaf für zwei Mio. US-Dollar für die Zeichnung sowie drei Mio. US-Dollar für den gefälschten Rahmen angeboten. Ein Käufer fand sich damals nicht. „Ich hätte ihn auch nicht verkauft“, behauptet Heller nun im „Falter“-Interview.

Im damaligen Katalog konstatierte jedenfalls der Basquiat-Experte und Kunsthistoriker Dieter Buchhart unter Verweis auf ein Gespräch mit Heller die Echtheit des Rahmens: „Der Künstler schuf den Voodoo-Altar in der Anwesenheit von André Heller.“ Entsprechend schockiert zeigte sich Buchhart nun gegenüber dem „Falter“: „Dann hat er mich ja angelogen. […] Das ist unfassbar.“ Schließlich sei Oral History für einen Forscher eine wichtige Quelle, und die Heller-Version sei ihm aufgrund der gemeinsamen „Luna Luna“-Zusammenarbeit glaubwürdig erschienen.

800.000 Euro für gefälschtes Kunstwerk

Letztlich sei es genau darum gegangen, Buchhart zu täuschen, gestand Heller nun im „Falter“-Gespräch zu: „Buchhart erweckte den Eindruck, als wäre er der beste Basquiat-Kenner auf dem Planeten. Nachdem er mich und alle anderen niedergeredet hatte mit dem, was er über Basquiat weiß, kam der Tag, an dem ich ihn testen wollte.“

Andre Heller fälschte Basquiat-Rahmen

Der Wiener Künstler Andre Heller soll laut „Falter“ einen Rahmen aus Besenstielen und Nägeln gebastelt und schließlich als Werk des berühmten US-Künstlers Jean-Michel Basquiat ausgegeben und verkauft haben. Laut Heller nur ein "kindischer Streich“.

Auch wenn sich in New York kein Käufer fand, wechselte die Basquiat-Heller-Kombo aber doch alsbald den Besitzer. So erwarb der Wiener Künstlermanager Amir Shariat für einen Kunden zunächst die Zeichnung, während der Rahmen an Heller zurückging – bis der Kunde 2018 dann doch auch den gefälschten Rahmen kaufte, laut „Falter“ für 800.000 Euro.

Rahmen ohne Echtheitszertifikat

Heller schrieb in den damaligen Kaufvertrag allerdings: „Ein Echtheitszertifikat ist nicht vorhanden.“ Während der Anwalt von Heller betont, dass das Werk lediglich als Rahmen, auf dem sich Basquiat-Zeichnungen befinden, verkauft worden sei, meint Zwischenhändler Shariat: „Der Rahmen war von Basquiat. Das hat der Heller so gesagt.“

Dem widerspricht Heller nun aktuell gegenüber dem „Kurier“: „Ich habe gesagt, das ist ein Rahmen mit eingearbeiteten Basquiat-Zeichnungen, und als solchen habe ich ihn auch weitergegeben.“ Überhaupt weise er „weite Teile des ‚Falter‘-Artikels als unwahr entschieden zurück“.

In jedem Falle hat Heller den Rahmen mittlerweile zurückgekauft: „Weil ich vermeiden wollte, dass mein Ruf durch zur Diskussion gestellte Behauptungen geschädigt wird.“ Sein Fehler sei gewesen, dass er vor Jahren einem bekannten Kurator eine etwas zu sehr ausgeschmückte Geschichte erzählt und diese nicht richtiggestellt habe, meint Heller gegenüber dem „Kurier“. „Ich bin ein vom Glück gesegneter Mensch und bringe mich doch nicht durch einen Fälschungsvorwurf in Gefahr“, hatte er zuvor im „Falter“ beschieden.

Basquiat-Schau in der Albertina

Schon zu Lebzeiten etablierte sich Jean-Michel Basquiat (1960–1988) als erster schwarzer Künstler im internationalen Kunstfeld, seit einigen Jahren erzielen seine Werke auf dem Auktionsmarkt bis zu dreistellige Millionenbeträge. Die Albertina zeigt aktuell einen imposanten Querschnitt durch sein Werk.