Vor der Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz protestiert Kunststudent Philipp Muerling seit Anfang Oktober für Barrierefreiheit
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Rollstuhlfahrer protestiert vor Uni

Es ist eine Kunstperformance, die eigentlich einen Protest darstellt: Vor der Akademie der bildenden Künste zeigt Kunststudent Philipp Muerling, wie mühsam der Weg in die Uni für einen Rollstuhlfahrer sein kann. Den Haupteingang kann er nämlich nicht benutzen.

Philipp Mürling sitzt seit über zehn Jahren wegen einer seltenen Genmutation im Rollstuhl. Mit vollem Körpereinsatz demonstriert er vor dem Haupteingang der Akademie der bildenden Künste, dass die Uni nicht barrierefrei ist. Wenn Philipp – so wie alle anderen Studierenden – auf die Uni will, muss er den Seiteneingang des Gebäudes nehmen.

Vor der Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz protestiert Kunststudent Philipp Muerling seit Anfang Oktober für Barrierefreiheit
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Der barrierefreie Eingang des Gebäudes befindet sich um die Ecke

„Es geht nicht nur um meine Behinderung“

Zum 16. Mal zeigte er am Montag – in einer Art Kunstperformance – was die Treppe am Haupteingang für ihn bedeutet. Der Seiteneingang als barrierefreier Eingang reiche nicht, denn es gehe nicht nur um seine eigene Behinderung. „Genauso geht es auch einem Menschen, der Mensch alt wird und nicht mehr über den Haupteingang hineingehen kann. Oder genauso Menschen, die schwanger werden, oder Kinder haben und auch nicht mit dem Kinderwagen über den Haupteingang hinein können“, betonte der Kunststudent gegenüber „Wien heute“.

Solidarität von Mitstudierenden

Seit sieben Jahren studiert Philipp bereits hier und er versuche „immer wieder kleine Hindernisse zu überwinden“, aber im Endeffekt stöße er immer auf das größte Hindernis, nämlich den Haupteingang. „Und diesmal ist die Wut groß genug geworden, dass ich etwas tue.“

Um den Künstler zu unterstützen, blockieren Mitstudierende am Montag zum ersten Mal den Haupteingang zur Uni und bitten jeden – so wie Philipp sonst auch – den zweiten Eingang zu benützen.

Vor der Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz protestiert Kunststudent Philipp Muerling seit Anfang Oktober für Barrierefreiheit
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Seit Anfang Oktober protestiert der Kunststudent vor der Universität

Unterstützung bekam Phlipp etwa von seiner Studienkollegin Oke Fijal. Zu beobachten war heute auch, dass andere Studierende mit der Aktion nicht viel anfangen können, sogar mit Gewalt hat ein Student versucht, den Haupteingang zu nutzen, um nicht den Umweg über den barrierefreien Eingang nehmen zu müssen. „Das war schon aggressiv. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Leute darauf beharren jetzt den Haupteingang benutzen zu können. Und was das in denen für Gefühle ausgelöst hat, dass sie jetzt drei Minuten mehr Zeit brauchen“, so Fijal.

BIG und Rektorat sei „Problem bekannt“

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) – der das Gebäude gehört – und das Rektorat kennen den Wunsch des Kunststudenten nach einem barrierefreien Zutritt über den Haupteingang. Allerdings wurde das Treppengeländer auf dem 300 Jahre alten Gebäude erst im Zuge der Sanierung von 2017 bis 2021 neu angebracht. Auf den Kunststudenten wirke es so, als würde ein Treppenlift „nicht dem Schönheitsideal“ entsprechen.

Kunstperformance als Protest

Kunststudent Philipp Muerling zeigt seit Anfang Oktober, wie mühsam der Weg in die Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz für einen Rollstuhlfahrer sein kann. Den Haupteingang kann er zum Beispiel nicht benutzen und muss durch den Hintereingang hinein.

BIG und Rektorat betonten, gegenüber „Wien heute“, dass ihnen der barrierefreie Zugang aber wichtig sei. Beide wollen nun erneut prüfen, wie doch einer am Schillerplatz im Einklang mit dem Denkmalschutz realisiert werden kann. Und so lange will Philipp Mürling auch seinen für ihn persönlich auch sehr anstrengenden Kunstprotest weiter machen.