Kranzniederlegung beim Schoah-Denkmal
APA/Georg Hochmuth
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Chronik

Gedenken bei Schoah-Namensmauer

Am Mittwoch ist der 84. Jahrestag der Novemberpogrome. Vor genau einem Jahr wurde die Schoah-Namensmauer-Gedenkstätte im Ostarrichi-Park am Alsergrund eröffnet. Dort gedachte das offizielle Österreich der in der NS-Zeit ermordeten Jüdinnen und Juden.

Vor genau einem Jahr wurde die Schoah-Namensmauer-Gedenkstätte eröffnet. Sie erinnert an die 64.440 in der NS-Zeit ermordeten Jüdinnen und Juden aus Österreich. Die Namen der Opfer sind in 160 Elemente aus sandsteinfarbigem Granit eingemeißelt. Die Namen stammen aus der Opferdatenbank des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW).

Kranzniederlegung bei Gedenkstätte

Anlässlich des 84. Jahrestages der Novemberpogrome fand am Mittwochvormittag eine Kranzniederlegung bei der Schoah-Gedenkmauer statt. Von Bundespräsident Alexander Van der Bellen über Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) abwärts nahmen die Spitzen der Politik daran teil.

Seitens der Opposition waren SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, FPÖ-Abgeordneter Harald Stefan und NEOS-Mandatar Helmut Brandstätter vertreten. Auch die Klubobleute von ÖVP und Grünen, August Wöginger und Sigrid Maurer, waren an Ort und Stelle, ebenso der Präsident der Israelitischen Kulturgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, sowie die Generalsekretärin des Nationalfonds für die Opfer des Nationalsozialismus, Hannah Lessing. Auch der Botschafter Israels, Mordechai Rodgold, war unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Kranzniederlegung beim Schoah-Denkmal
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Politische Vertreterinnen und Vertreter platzierten die Kränze anlässlich der Novemberpogrome vor 84 Jahren

Holocaust-Überlebender Kurt Yakov Tutter als Initiator

Kurt Yakov Tutter setzte sich 20 Jahre lang für die Realisierung der Schoah-Gedenkmauer ein. Tutter ist als Bub nach Belgien geflohen und überlebte so die Schoah. Seine Eltern wurden in Brüssel festgenommen, deportiert und umgebracht. Er emigrierte später nach Kanada.

Für das Projekt der Gedenkmauer hatte er zwar lange wohlwollende Unterstützung zugesprochen gekommen, vorangegangen war jedoch nicht viel. Zunächst war offen, wie die Mauer finanziert werden sollte und wo sie umgesetzt werden soll. 2018 sagten dann sowohl der Bund als auch die Stadt Wien ihre Unterstützung zu. Die Bundesländer sowie private Sponsoren beteiligten sich schließlich auch an dem Projekt. Über fünf Millionen Euro kostete die Gedenkstätte, der Großteil davon wurde vom Bund übernommen. Die Stadt ist für die Instandhaltung zuständig.

Weitere Gedenken im Laufe des Tages

Am Mittwoch standen darüber hinaus noch weitere Gedenkveranstaltungen auf dem Programm. Ebenfalls am Vormittag wurde beim Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah am Judenplatz ein Kranz niedergelegt, u. a. in Anwesenheit von Bundespräsident Van der Bellen. Im Wiener Stadttempel in der Seitenstettengasse findet ein Workshop der Demokratiewerkstatt statt, außerdem eine Diskussionsrunde mit Schülern und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.

Am Abend startet dann der „Light of Hope“-Marsch vom Heldenplatz durch die Innenstadt bis zum Judenplatz.

Die Nacht von 9. auf 10. November 1938

Die Novemberpogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 waren eine tragische Wende im österreichischen Gebiet des Deutschen Reiches. Die zuvor stark diskriminierten Jüdinnen und Juden wurden nach dieser Nacht systematisch vertrieben und verfolgt. Die Pogrome führten später zum Holocaust, welcher die Bezeichnung für die geplante systematische Ermordung aller europäischen Jüdinnen und Juden bedeutet.