Chronik

Missbrauch: Anzeige verschwunden

Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt soll klären, wie eine Anzeige 2013 im Missbrauchsfall rund um einen Wiener Sportlehrer „versanden“ konnte. Laut „Standard“ hat eine Opferanwältin Anzeige eingebracht.

In dem Fall geht es um Missbrauch zahlreicher Buben im Alter von neun bis 14 Jahren durch einen Lehrer, der am Ende Suizid beging. Eine entsprechende Anzeige aus dem Jahr 2013 war aus bis heute nicht geklärten Gründen nicht weiter verfolgt worden. Diese Causa will die Wiener Rechtsanwältin Herta Bauer klären.

Sie vertritt mehrere Opfer, darunter auch den Erstanzeiger. Bei sexuellem Missbrauch von Unmündigen handle es sich um ein Offizialdelikt, welches im Moment der Kenntnisnahme durch eine Strafverfolgungsbehörde Ermittlungsmaßnahmen auslösen müsse. Bauer geht laut „Standard“ von „strafrechtswürdigem Behördenversagen“ aus.

Opfer sagte vor Polizei in Niederösterreich aus

Erstattet hatte die Anzeige ein ehemaliger Teilnehmer eines Sommerferiencamps am Wolfgangsee, bei dem der Wiener Lehrer mit Unterbrechungen von 1990 bis 2010 während der Sommermonate außerschulisch als Ferienbetreuer tätig war. Der Pädagoge habe sich während einer Massage an ihm vergangen, schilderte der zu diesem Zeitpunkt bereits erwachsene Betroffene einer Polizeidienstelle in Niederösterreich.

Fall wurde nie gerichtsanhängig

Obwohl der Lehrer in weiterer Folge als Beschuldigter vernommen wurde, wurde dieser Fall nie gerichtsanhängig. Der niederösterreichischen Landespolizeidirektion zufolge wurde die Anzeige aufgrund des mutmaßlichen Tatorts am Wolfgangsee in ein anderes Bundesland – Salzburg oder Oberösterreich – weitergeschickt. Aufgrund des Suizids des Lehrers könne man aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht mehr auf den Akt zugreifen, hatte ein Polizeisprecher dazu Ende September im Gespräch mit der APA erläutert.

Bei den infrage kommenden Staatsanwaltschaften fanden sich ebenso keine Hinweise auf ein Ermittlungsverfahren, das auf Basis der Anzeige aus dem Jahr 2013 gegen den Lehrer und Feriencampbetreuer geführt worden wäre, wie bei einer bundesweiten Suchabfrage mit dem Familiennamen des verstorbenen Lehrers herauskam.