17-Jährige erlitt lebensgefährliche Kohlenmonoxidvergiftung in Wien – Im Bild: Das Mehrparteinehaus, das gerade umgebaut wird
ORF
ORF
Chronik

Kohlenmonoxid: 17-Jährige in Lebensgefahr

Eine 17-Jährige hat sich laut Polizei am Mittwochabend in ihrer Wohnung in Rudolfsheim-Fünfhaus eine lebensbedrohliche Kohlenmonoxidvergiftung zugezogen. Ihre Schwester hatte sie bewusstlos in der Badewanne gefunden und sofort Alarm geschlagen.

Die gerufene Berufsrettung stellte schon beim Eintreffen mit dem mitgeführten Eingasmessgerät eine erhöhte Kohlenstoffkonzentration fest, weshalb umgehend Polizei und Feuerwehr verständigt wurden. Die 17-Jährige wurde gleich in ein anderes Zimmer gebracht, wo mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen begonnen wurde. Schließlich wurde die junge Frau nach Stabilisierung unter künstlicher Beatmung in akuter Lebensgefahr von der Berufsrettung in ein Wiener Krankenhaus gebracht.

Da zu diesem Zeitpunkt die Ausbreitung des geruchs- und geschmacklosen Gases noch unbekannt war, sperrten die Beamten die Umgebung des Hauses in der Schwendergasse. Die Feuerwehr kontrollierte unterdes die anderen Wohnungen des Hauses mit mehreren Gastrupps auf erhöhte Kohlenstoffmonoxid-Konzentrationen.

Bewohner wurden evakuiert

Alle anwesenden Bewohner des Mehrparteienhaus wurden auf einen Sammelplatz evakuiert und untersucht. In anderen Wohnungen maß die Berufsfeuerwehr ebenfalls erhöhte Kohlenstoffmonoxid-Werte, welche allerdings noch keine gefährlichen Level erreichte. Die anderen Hausbewohner kamen mit dem Schrecken davon.

Styroporplatte blockierte Kamin

Auf der Suche nach der Ursache fanden Inspektionsrauchfangkehrer der Berufsfeuerwehr eine Styroporplatte, die den Kamin blockierte. Am betroffenen Haus werden derzeit umfangreiche Umbauarbeiten durchgeführt, welche auch den Ausbau des Dachgeschosses umfassen. Im Zuge von Maurerarbeiten am Rauchfang dürfte die Platte dort platziert worden sein, um ein Eindringen von Beton zu verhindern.

Üblicherweise müsste der Berufsfeuerwehr zufolge sichergestellt werden, dass keines der am betroffenen Abzug angeschlossenen Heizgeräte während der Arbeiten aktiv sei, und die Abdeckung so schnell wie möglich entfernt werden. Beides war offensichtlich verabsäumt worden. Die Polizei ermittelt vorerst gegen unbekannt.

Man riecht es nicht, man hat keine Atemnot

Kohlenmonoxid (CO) ist ein heimtückisches Gas, weil es völlig farb- und geruchlos ist und dennoch in größeren Konzentrationen rasch tödlich sein kann. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) erleiden in Österreich jedes Jahr rund 250 Leute eine CO-Vergiftung. Das Gas bindet sich 200- bis 300-mal stärker an das Hämoglobin der roten Blutkörperchen als der in der Luft enthaltene Sauerstoff. Es verdrängt den Sauerstoff und blockiert dessen Aufnahme im Blut.

Der menschliche Körper reagiert mit Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit, man wird rasch bewusstlos. Bei höherer Belastung kann das Gas schon binnen Minuten tödlich sein. Aber auch geringe Dosen über einen längeren Zeitraum können langfristig Gedächtnis- und Bewegungsstörungen zur Folge haben.

CO entsteht unter anderem, wenn kohlenstoffhaltige Materialien wie Holz, Holzkohle oder Gas ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr verbrennen. Mögliche Quellen sind demnach neben Notstromaggregaten, die mit Gas, Benzin, Diesel oder Heizöl betrieben werden, Klimaanlagen, Dunstabzugshauben in Verbindung mit Gasgeräten, Thermen oder sogar Shishas bzw. Griller in geschlossenen Räumen. Moderne Fenster, die um ein Vielfaches dichter sind als alte Modelle, können zudem Luftaustausch verhindern.