Kundin in einer Wiener Videothek
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Wirtschaft

Letzte Videotheken kämpfen ums Überleben

In den 1990er Jahren hat es noch rund 1.000 Videotheken in Wien gegeben, heute ist es nur mehr eine Handvoll. In direkter Konkurrenz zu den Streaminganbietern kämpfen sie um ihr Überleben.

Die Programmvideothek Filmgalerie Achteinhalb auf dem Alsergrund bietet Filme, Dokus und Stummfilme, die Streamingdienste nicht anbieten. Es sind teils Geheimtipps außerhalb des Algorithmus der großen Streaminganbieter.

„Ich sehe diese Videothek wie eine Buchhandlung. Man geht rein, weil man etwas Spezifisches sucht, und dann sieht man aber so viele andere Sachen, die man nicht am Schirm hatte. Ich weiß, dass ich hier alles auf Originalsprache bekomme, mit Untertiteln“, sagt eine Kundin. „Ich suche mehr Filme, die nicht dem Mainstream entsprechen“, meint ein anderer.

Videotheken kämpfen ums Überleben

Die letzten verbliebenen Videotheken durchleben eine harte Zeit. Die Filmgalerie Achteinhalb am Alsergrund hat ihre Kundschaft um Hilfe gebeten. Die Videothek VTC in Favoriten hat sich, um überleben zu können, ein zweites Standbein zugelegt.

Laufwerke werden kostenlos mit Film verliehen

Doch im Sommer sind die Ausleihzahlen deutlich zurückgegangen. Um die Kosten des gemeinnützigen Vereins zu decken, hat der Verein im Internet einen Hilferuf abgesetzt. „Wir haben ein bisschen das Gefühl gehabt, wir werden vielleicht vergessen, und deswegen haben wir diesen Hilferuf ausgesandt. Wollt ihr, dass es uns weiter gibt, dann kommt als Vereinsmitglieder gern zu uns zurück“, sagte Petra Forstner, die Vereinsvorsitzende der Filmgalerie Achteinhalb.

Neben den Filmen werden auch Oliven, Bier und Wein angeboten. Und: „Wir haben tatsächlich das Problem, dass die Leute sagen, sie können nichts mehr ausborgen, weil in den neuen Computern kein Laufwerk mehr ist. Aber bei uns kann man auch Laufwerke ausleihen. Das kostet nichts. Gibt es zum Film dazu“, sagt Forstner.

Blockbuster und Erotikabteilung bringen Geld

Mit zusätzlichem Service versucht auch die VTC-Videothek in Favoriten über die Runden zu kommen. 30.000 Filme werden angeboten. Geld bringen aber fast nur noch die neuesten Hollywood-Blockbuster und die große Erotikabteilung. Vom Verleih allein lässt es sich längst nicht mehr leben.

„Zusätzlich bieten wir auch Digitalisierungen an. Das heißt, wenn einer alte Videos, Super 8 oder Dias hat, die digitalisieren wir auf DVD oder USB-Stick, und da ist auch ein bisschen ein Zusatzeinkommen gegeben“, sagt VTC-Inhaber Paul Pawlek. Er betreibt das Geschäft in seiner Pension.

Die Zukunft der Videotheken ist also alles andere als gesichert. Nur mit viel Idealismus und kreativen Ideen werden Wiens letzte Videotheken noch überleben können.