Mann bereitet Kokain-Lines vor
APA/Guenter R. Artinger
APA/Guenter R. Artinger
Chronik

Drogen oft gestreckt oder überdosiert

14 Prozent bedenklich gestreckte oder überdosierte Drogen – das ist das Ergebnis der Analysen des Wiener Beratungszentrums Checkit! im Vorjahr. Und: In 27 Prozent der untersuchten Drogen fand sich mindestens ein unerwarteter Wirkstoff.

Das berichtete die Sucht- und Drogenkoordination Wien Sonntagfrüh aus dem Checkit!-Jahresbericht 2021. Im Beratungszentrum Checkit! können Konsumentinnen und Konsumenten Drogen analysieren lassen. 1.336 psychoaktive Substanzen wurden im Vorjahr abgegeben.

Die am häufigsten zur Analyse abgegeben Substanz war Kokain mit 366 Proben. Diese enthielten nur zu 50 Prozent ausschließlich Kokain. Am häufigsten wurden Levimasol und Lokalanästethika als Streckmittel verwendet. Levimasol kann zu allergischen Reaktionen und Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems, aber auch zu Veränderungen des Blutbildes führen.

Zahl der unerwarteten Substanzen gestiegen

In mehr als der Hälfte der Speed-Proben fand sich Koffein als Streckungsmittel. Dessen Kombination mit Amphetamin kann zu einer starken Belastung des Herz-Kreislaufsystems führen und das Risiko einer Überhitzung und von großem Flüssigkeitsverlust deutlich erhöhen. Mit 23 Prozent war Ecstasy die Substanz mit den meisten Warnungen. „Die MDMA-Dosierung ist bei Konsum einer ganzen Tablette oft viel zu hoch“, berichtete Checkit!-Leiterin Bettina Hölblinger. .

Gestiegen ist im Jahresvergleich die Zahl der unerwarteten Neuen Psychoaktiven Substanzen – erstmals wieder seit 2010. Das liege „in erster Linie an in Cannabis nachgewiesenen synthetischen Cannabinioden, die seit Ende 2020 vermehrt nachgewiesen wurden“, so Hölblinger. 59 Prozent der analysierten Substanzen enthielten ausschließlich den erwarteten Wirkstoff. Bei den anderen Inhaltsstoffen „kann es sich um eine gesundheitlich besonders bedenkliche Zusammensetzung oder um einen extrem hohen Wirkstoffgehalt handeln“, erläuterte die Checkit!-Leiterin.

Analysen sollen Risiken minimieren

„Das Aussehen, der Geruch oder die Konsistenz sagt nichts über die tatsächlichen Inhaltsstoffe aus. Daher ist Drug Checking die effektivste Variante, Risiken, welche immer mit dem Substanzkonsum einhergehen, zu minimieren“, betonte der Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen der Stadt Wien, Ewald Lochner. „Darüber hinaus erhalten wir durch die wissenschaftliche Auswertung einen guten Überblick über aktuelle Trends und können so schneller reagieren, wenn dies notwendig erscheint.“