Außenansicht des HGM
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Kultur

Mobbingvorwürfe gegen HGM-Direktor

Derzeit läuft die Ausschreibung für den neuen Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums (HGM) in Wien. Sie war notwendig geworden, da der Rechnungshof grobe Missstände festgestellt hatte. Auch der amtierende Direktor Christian Ortner hat sich wieder beworben – nun ist er mit Mobbingvorwürfen konfrontiert.

Vor gut zwei Jahren hatte der Rechnungshof katastrophale Missstände am HGM festgestellt, seither ist wenig passiert. Im Juni 2022 wurde die Direktion des Hauses neu ausgeschrieben. Fast 20 Personen bewarben sich, darunter auch Ortner. Im Lichte dessen ist wohl auch die Mobbingbeschwerde gegen Ortner zu sehen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums nun im Verteidigungsministerium eingereicht haben.

Darin heißt es: „Durch Direktor Ortner und sein Führungsteam wurde in den vergangenen Jahren im Heeresgeschichtlichen Museum bewusst ein Klima der Angst, der Drohungen und der Konflikte erzeugt.“

Ortner von Vorwürfen „verwundert“

„Mich verwundert diese Bewertung eines sehr schlechten Arbeitsklimas, weil ich ein sehr gutes und auch konstruktives Verhältnis zu meiner Personalvertretung habe. Und wäre das Klima tatsächlich so schlecht, würden wir sehr intensiv miteinander arbeiten, um die Probleme zu lösen“, sagte Ortner gegenüber Ö1.

Teile der Belegschaft im HGM erleben das offenbar anders. In der Beschwerde an Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) heißt es, dass „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (…) immer wieder verbal massiv bedroht“ würden. Laut Beschwerde mit Formulierungen wie: „Du bist ein Krebsgeschwür, das man herausschneiden muss.“

„Das Abwehramt weiß alles“

Die Drohungen würden sich auch auf Kündigung bzw. Entlassung sowie den Einsatz der militärischen Geheimdienste erstrecken. Laut Beschwerde sagte Ortner: „Das Abwehramt weiß alles, was du sagst, ich habe sie schon informiert.“ Und er gebe das „Versprechen“, einem das dienstliche Leben zur Hölle zu machen.

Laut Ortner sind die Vorwürfe absurd: „Das habe ich nie gesagt, ich weiß auch nicht, wer’s gesagt hat. Wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kommunikation miteinander den nötigen Respekt vermissen lassen und mir das bekannt wird, schreiten wir in der Regel sofort ein.“ Man biete auch Gespräche an. „Wir haben Mediation, wir haben Psychologen. Diese Vorwürfe sind auf meine Person mit hundertprozentiger Sicherheit nicht zutreffend“, so Ortner.

Verteidigungsministerium prüfe Vorwürfe

Das Verteidigungsministerium bestätigte den Eingang der Beschwerde. Die Vorwürfe kämen aus einer anonymen Mail und würden von den „zuständigen Stellen“ geprüft, heißt es. Eine Prüfung, in die nicht wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HGM große Hoffnungen zu setzen scheinen. Man sehne sich einem neuen Direktor entgegen, es könne nur besser werden, hieß es.

„Eine Weiterbetrauung von Herrn Direktor Ortner und das Weiterbestehen des jetzigen ‚Systems‘ im HGM wäre dagegen eine Katastrophe für das Haus und für uns, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Dreiervorschlag liegt vor

Das Auswahlverfahren für die neue Direktion wurde über den Sommer überraschend zügig durchgezogen. Informationen von Ö1 zufolge liegt Ministerin Tanner bereits ein Dreiervorschlag vor. Darauf sollen drei ausschließlich männliche Namen stehen: der Historiker Georg Hoffmann, Dominik Kimmel vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz – ihm werden Außenseiterchancen eingeräumt. Und: Ortner.