Bleuchtete fassade in der Nacht: Außenansicht des Weltmuseums Wien
APA/HERBERT NEUBAUER
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Kultur

Weltmuseum Wien blickt in die Zukunft

In der neuen Ausstellung im Weltmuseum werden ab 30. März „Science Fiction(s)“ erzählt. Der Fokus liegt auf der Klimakrise. Museumsdirektor Jonathan Fine erklärte, dass die Frage, wie eine lebenswerte Zukunft gestaltet werden kann, zentral sei.

„Wir werden oft als kulturhistorisches Museum verstanden. Wir sind aber ein Museum der Gegenwart – und blicken in die Zukunft“, erklärte der Direktor Jonathan Fine bei der Pressekonferenz. Die Sammlungen des Hauses würden eine reiche Ressource für historische Forschung bieten, die weiter ein bedeutender Bestandteil der Arbeit des Weltmuseums bleibe. Jedoch sollen alle künftigen Ausstellungsprojekte in der Gegenwart verankert sein.

Den Auftakt dafür macht die Ausstellung „Ausgestorben!?“, die am 23. Februar 2023 im ehemaligen Korridor des Staunens gezeigt wird. Der Korridor wird in zam umbenannt und soll der, bei freiem Eintritt zugängliche, „partizipative Raum“ sein. Der Raum soll sich, laut den Unterlagen, zusammen mit Erinnerungsgemeinschaften, Herkunftsgesellschaften, Communitys sowie Besucherinnen und Besuchern relevanten Fragen unserer Zeit widmen. In den künftigen Ausstellungen sollen „gängige Narrative des Aussterbens hinterfragt und aus anderen Perspektiven neu erzählt“ werden.

Bedeutung ethnografischer Museen in Klimakrise

Fine betonte, dass es auch um die Frage gehe, inwiefern ethnografische Museen im Zeitalter von Anthropozän und Klimakrise von Bedeutung seien. Museen würden oft als ein Spiegel fungieren, der die Erkenntnisse ethnologischer Forschung in die Zukunft projiziere. Das sei laut Fine auch der Grund dafür, dass die Hauptausstellung des kommenden Jahres „Science Fiction(s)“ heiße. Sie startet am 30. März.

Im Ausstellungsdesign von KAWA, dem Ausstatter des Austro-Science-Fiction-Films „Rubikon“, geht es anhand von Arbeiten internationaler Künstlerinnen und Künstler um Zukunftserzählungen Hollywoods und die Zukunftsperspektiven indigener Völker. Die Liste der Künstlerinnen und Künstler sei noch nicht komplett, so Fine. Er verwies aber auf eine Fotoarbeit von Nicolas Galanin.

Installation beim Theseustempel ab 21. April

Als Teil der sechs Räume im Weltmuseum bespielenden Schau wird ab dem 21. April auch der Theseustempel einbezogen. Der Künstler Saks Afridi beschäftigt sich dort in seiner Installation „Space Mosque“ mit der Frage: Was wäre, wenn alle unsere Gebete in Erfüllung gehen? Fine betont, dass er sich auch für 2024 eine Installation beim Theseustempel wünscht.

Die Wünsche dafür seien bereits eingebracht. Die Menschen aus dem Volksgarten ins Museum zu locken, sei ihm wichtiger als die Fortsetzung der Bespielung des eigenen, vor dem Weltmuseum errichteten Kubus. Mittel- und langfristiges Ziel bleibe die Präsenz am Heldenplatz aber schon. 2023 will man im ganzen Weltmuseum auf das 150-Jahr-Jubiläum der Wiener Weltausstellung von 1873 aufmerksam machen.

Appell an Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten

Der Direktor rät Klimaaktivisten, die möglicherweise schon den Superkleber anrühren, vor einem Besuch im Weltmuseum mit der Auseinandersetzung des Engagements des Museums mit der Klimakatastrophe. Gemeint ist damit beispielsweise die Ausstellung namens „Spatzenkrieg“ ab dem 18. Mai, von dem Künstler Maximilian Prüfer. Darin geht es um die ökologischen Folgen der Ausrottung der als Ernteschädlinge angesehenen Spatzen in China. Mao Zedong hat im Rahmen seiner „Kampagne zur Beseitigung der vier Übel“ 1958 zu dieser aufgerufen.

„Honigfotos“ von Künstler Maximilian Prüfer
Maximilina Prüfer
Honigbilder (Serie) von Maximilian Prüfer: Ein Teil der Ausstellung „Spatzenkrieg“, die ab 18. Mai im Weltmuseum zu sehen ist.

Ein anderes Projekt, welches ab 27. April im zam zu sehen ist, heißt „Whatever You Throw at the Sea…“ und wird von der südafrikanischen Künstlerin Zara Julius recherchiert. Für Jonathan Fine ist das Projekt „eine direkte Auseinandersetzung mit der Klimakrise, wie sie in Afrika und der afrikanischen Diaspora erlebt wird“.