Geschenke-Endspurt
APA/dpa/Frank Rumpenhorst
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Wirtschaft

Streiks im Weihnachtsgeschäft drohen

Einen Monat vor Weihnachten präsentiert der Wiener Handel die Aussichten auf die wichtigste Geschäftszeit des Jahres. Handelsobfrau Margerete Gumprecht verbreitete die Frohbotschaft einer guten Weihnachtskonsumstimmung – trotz drohender Streiks.

Die bundesweiten Kollektivvertrags-Verhandlungen stocken. „Die Stimmung ist mittlerweile an einem Tiefpunkt angelangt. Auch die Handelsangestellten werden langsam und zu recht unruhig und sind wirklich wütend, weil nichts weitergeht, weil es keine Bewegung gibt. Wenn vier Runden lang vier Prozent dauerhafte Gehaltserhöhung angeboten wird und eine kleine Einmalzahlung, dann glaube ich, versteht jeder, dass Handelsangestellte sagen: Jetzt reicht’s wirklich“, erklärte die Verhandlungsführerin der Arbeitnehmerseite, Helga Fichtinger.

Die Arbeitnehmerseite fordert eine Gehaltserhöhung von 8,5 Prozent. Am Donnerstag fanden die ersten Betriebsversammlungen statt, die am Freitag fortgesetzt werden. Wenn es bei der nächsten Verhandlungsrunde am 29. November zu keiner Einigung kommt, dann werden am 2. und 3. Dezember Warnstreiks in ausgewählten Standorten abgehalten, kündigt die Gewerkschafterin an. „Wir planen konkret, dass wir mit einer ersten Welle beginnen. Das heißt, wir werden uns ganz spezielle Geschäfte und Standorte aussuchen.“

Streiks für Will „Schuss ins eigene Knie“

Der Geschäftsführer des Handelsverbands, Rainer Will, sieht Streiks als „Schuss ins eigene Knie“ für die Gewerkschaft, „denn jeder vierte Händler muss schon Personal abbauen.“ Die Arbeitgeber seien der Gewerkschaft schon entgegengekommen, sagt Will. Man biete fünf Prozent Gehaltserhöhung und eine Prämie von drei Prozent. Zusätzlich biete man eine Anhebung der Einstiegsgehälter um über 13 Prozent.

Interview zu Streikdrohungen im Handel

Rainer Will vom Handelsverband ist zu Gast im Studio und spricht über die Streikdrohungen vor dem Weihnachtsgeschäft. Vier Prozent und eine Einmalzahlung, das ist der Gewerkschaft für die tausenden Angestellten im Handel zu wenig und die Zeichen stehen auf Streiks in ausgewählten Geschäften.

Handelsobfrau entspannt

Die Arbeitgeber blicken generell optimistisch auf die anstehenden vier Einkaufssamstage. Auch der 8. Dezember falle mit einem Donnerstag besonders gut fürs Einkaufen, sagte die Handelsobfrau in der Wiener Wirtschaftskammer, Margarete Gumprecht. Dass am zweiten Einkaufssamstag ein Streik drohe, sah die Handelsobfrau entspannt: Es sei so noch nicht so weit. Sie sei optimistisch, dass den Verhandlungspartnern wie auch in den vergangenen Jahren noch eine Einigung gelingen werde.

Grundsätzlich sei die positive Stimmung angesichts der großen Herausforderungen der vergangenen Jahre sowie anhaltender Lieferkettenprobleme, der Inflation und der Energiekosten schwierig, räumte die Unternehmerin ein. Aber die von der KMU-Forschung Austria erhobenen Daten ließen hoffen.

Trotz der trüben wirtschaftlichen Situation dürften die rund 1,4 Millionen Wienerinnen und Wiener die Mitmenschen beschenken wollen, also zu Weihnachten nicht sparen. Die geplanten Ausgaben je Käufer liegen mit 330 Euro sogar um 10 Euro höher als noch vor einem Jahr. Sieben Packerln mit Geschenken zu je 49 Euro werden im Durchschnitt unter die Christbäume gelegt.

Handel: Streiks werden befürchtet

Vier Prozent und eine Einmalzahlung, das ist der Gewerkschaft für die tausenden Angestellten im Handel zu wenig und die Zeichen stehen auf Streiks in ausgewählten Geschäften. Noch wird verhandelt, damit das erhoffte Weihnachtsgeschäft nicht durch geschlossene Geschäfte dezimiert werde, hofft die Arbeitgeberseite.

Sparwunsch geht zurück

Wollten Mitte Oktober noch 52 Prozent bei Geschenken sparen, waren es Mitte November „nur“ noch 38 Prozent, zeigt eine Befragung des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz. Gespart wird am ehesten bei Geschenken für Kollegen und Bekannte, weniger bei Kindern oder Partnern.

„Wir haben in der Umfrage – auch österreichweit – schon eine Verunsicherung unter den Konsumentinnen und Konsumenten festgestellt“, erläuterte Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria. „Zwei Drittel wollen mehr aufs Geld achten. Gleichzeitig – wenn es um Geschenke und Budgets für Weihnachten geht – ist der Heilige Abend noch immer viel zu wichtig, damit jemand sagt, dass er dabei extrem einsparen will. Der emotionale Effekt zeigt sich deutlich.“

Lokaler Handel von Bedeutung

Von den sieben Präsenten werden fünf im stationären Handel gekauft, ergab die Umfrage. Von den 330 Euro werden etwa 94 Euro online ausgegeben. „Ein Drittel jener, die Geschenke kaufen, wollen das in Geschäften ihrer direkten Umgebung tun“, betonte Gumprecht. „Wer Wien liebt, kauft in Wien ein.“ Das sei wichtig, denn wenn man seine kleinen Händler in der Nähe auch in einigen Jahren noch haben wolle, dann müsse man auch weiter dort einkaufen.

Die häufigsten Geschenke sind mit 35 Prozent Spielwaren. Gutscheine gewinnen zudem weiter an Bedeutung. Ebenso gibt es einen Trend, Geschenke früher zu besorgen. In Wien wurden 400 Menschen ab 15 Jahren befragt, österreichweit 3.000.