Aufgelassene Trafik
ORF Wien
ORF Wien
Chronik

Femizide: Tatort wird zu Kunstraum

Der Ort eines Gewaltverbrechens an einer Frau soll zum Ort der Erinnerung, Solidarität und Prävention werden: Am Alsergrund entsteht ein feministischer Kunstraum – dort, wo im Vorjahr eine 35-Jährige von ihrem Ex-Partner in ihrer Trafik getötet worden ist.

Das kündigte der Bezirk am Freitag im Rahmen der 16 Tage Gewalt gegen Frauen an. Am 5. März 2021 wurde die 35-jährige Trafikantin von ihrem Ex-Partner in ihrer Trafik im neunten Bezirk in Brand gesetzt. Sie erlag später den erlittenen schweren Verbrennungen. Am Ort des Verbrechens entsteht jetzt der erste feministische Kunstraum namens „FRAU schafft Raum“.

In dem Kunstraum werden sich Künstlerinnen mit dem Thema Femizid und Gewalt gegen Frauen auseinandersetzen. Zusätzlich soll die Trafik in der Nussdorferstraße 4 für alle Wienerinnen und Wiener ein Ort der Erinnerung an Femizide sein sowie für „Awarenessbildung“ zur Verfügung stehen, wie es in einer Aussendung heißt.

242 ermordete Frauen zwischen 2014 und 2021

Zwischen 2014 und 2021 wurden 242 Frauen ermordet. Die Täter waren Ex-Partner, Bekannte oder Familienangehörige, heißt es von der Bezirksvorstehung Alsergrund. Man sehe es im Bezirk als Verantwortung, Gewalt gegen Frauen als geschlechtsspezifische Menschenrechtsverletzung zu thematisieren und zu enttabuisieren.

Start der Aktion „16 Tage ohne Gewalt“

Am Freitag ist internationaler Tag gegen Frauengewalt, auch „Orange Day“ genannt. Gleichzeitig beginnt mit die 16-tägige Sensibilisierungskampagne für mehr Opferschutz. Auf die Problematik von körperlicher oder sexueller Gewalt sowie von Femiziden soll in den nächsten 16 Tagen mit einer Reihe von Aktionen aufmerksam gemacht werden.

„FRAU schafft Raum“ sei ein emanzipatorisches Kunstprojekt, das zum Aufbrechen der Gewaltspirale in unserer Gesellschaft beitragen solle – „ein kostenfreies Angebot, das im öffentlichen Raum niederschwellig für alle zugänglich sein wird“, so die Bezirksvorsteherin Saya Ahmad zu Beginn der 16 Tage Gewalt an Frauen am Freitag.

WUK als Kurator

Kuratiert und betreut wird der feministische Kunstraum vom Werkstätten- und Kulturzentrum WUK. Das kuratierte Programm wird Künstlerinnen durch öffentliche Calls die Möglichkeit geben, unterschiedliche Facetten von Gewalt gegen Frauen zu beleuchten. Die Stadt Wien übernimmt mit 156.200 Euro die vollständige Finanzierung. Das Projekt wurde gemeinsam mit vier weiteren Projekten von der Jury ausgewählt.

Bei der Frauenbefragung „Wien, wie sie will“ war Gewaltschutz ein wichtiges Thema. Für gewaltbetroffene Frauen gibt es den 24-Stunden Frauennotruf und Frauenhaus-Notruf. Das Angebot ist kostenlos und anonym.