Medikamente
ORF
ORF
Gesundheit

Register gegen Medikamentenmangel

Die Lage in den Wiener Apotheken ist angespannt. Seit einiger Zeit ist die Beschaffung von Medikamenten schwieriger geworden. Ein neues Arzneimittelregister soll Apotheken entlasten und die Verschreibung nicht verfügbarer Medikamente verhindern.

Derzeit gibt es Lieferprobleme, die meisten Arzneimittel werden nicht mehr in Europa hergestellt und gelagert. Daher soll ein Krisenlager für den Notfall entstehen. Aktuell sind 513 Arzneimittel nicht lieferbar – das klingt nach mehr als es ist, da hier alle unterschiedlichen Packungsgrößen von einem Produkt eingerechnet sind. Laut Alexander Herzog vom Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs (PHARMIG) sind es 1,5 Prozent aller Arzneimittel, die derzeit nicht geliefert werden können.

Abhilfe verspricht er sich von einem demnächst ausgerollten Register, in das alle Engpässe verpflichtend eingetragen werden müssen. „Dann sieht der Arzt, wenn er ein Rezept ausstellt, über seine EDV sofort: Achtung, das Medikament ist nicht verfügbar“ und könne ein anderes verschreiben. Bis dahin muss der Versorgungsengpass von den Apotheken an Ort und Stelle ausgeglichen werden.

Arzneimittelproduktion nach Asien ausgelagert

Die Apothekerkammer betont, dass es in rund 95 Prozent der Fälle gelinge, ein passendes Generikum zu finden, das Arzneimittel anderswo zu beschaffen oder eine magistrale Zubereitung im eigenen Labor durchzuführen. Aufgrund der Lieferschwierigkeiten müssten die Apotheken jedoch bis zu zehn Stunden pro Woche zusätzlich arbeiten.

Grund dafür seien Probleme entlang der Lieferkette und die Auslagerung der Medikamentenproduktion nach Asien, meist nach China und Indien. Viele Arzneimittel werden nur noch an einem Standort produziert. Wenn dieser – zum Beispiel aufgrund eines Lockdowns in China oder wegen technischer Probleme – ausfällt, kommt es zu Lieferengpässen in Europa.

Notfalllager für Österreich

Verschärft werde das Problem durch niedrige Arzneimittelpreise in Österreich. Länder mit höherem Preisniveau wie Deutschland und die Schweiz werden bei der Auslieferung bevorzugt, heißt es. Der Verband der Arzneimittelgroßhändler regte im September an, ein Notfalllager für besonders kritische Arzneimittel in Österreich anzulegen.

Die Gespräche dazu laufen noch, so die Apothekerkammer. Der Dachverband der Sozialversicherungsträger verweist auf Gespräche innerhalb der Europäischen Union, Lieferengpässe seien schließlich kein rein nationales Problem.