Haus mit „Welt – Aids – Tag“ Aufschrift.
Aids Hilfe Wien
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Gesundheit

Welt Aids Tag: HIV immer noch tabuisiert

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der HIV Neudiagnosen in Österreich auf 300 bis 400 pro Jahr eingependelt. 2021 waren es knapp 380, davon mehr als die Hälfte in Wien. Laut Aids Hilfe Wien ist das Thema HIV in der Gesellschaft immer noch stark tabuisiert.

Wenn HIV-Infektionen früh genug festgestellt werden, gibt es dafür inzwischen gute Therapiemethoden. Die Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien, Andrea Brunner, erklärt gegenüber Radio Wien, dass das Thema HIV in der Gesellschaft trotzdem noch sehr stark tabuisiert ist.

Grund dafür sei die Scham. Diese entstehe, weil das Thema unter die Sexualität fällt. Das hat zur Folge, dass Menschen nicht über HIV sprechen wollen. Der erste Schritt in die richtige Richtung wäre also laut Brunner, das Thema viel offener in den Diskurs zu bringen.

Weniger Tests während der Pandemie

Die Coronavirus-Pandemie war, laut Andrea Brunner, keine Hilfe bei der Thematisierung von HIV und sexueller Gesundheit. Sehr viel Information, auch über das Testen, ist in der Pandemie-Zeit verloren gegangen. Das habe Themen wie HIV in den Hintergrund gestellt.

Konkret sehen könne man das an den Zahlen: Im Jahr 2019 hat es in Wien 218 Neudiagnosen gegeben. Im Jahr 2020 gab es in Wien nur 158 Neudiagnosen. Im Jahr 2021 sind schließlich wieder 189 Neudiagnosen in Wien verzeichnet worden. Zurückzuführen ist das laut Brunner auf die geringere Zahl an HIV-Tests, die während der Pandemie durchgeführt wurden.

Welt-AIDS-Tag

Am 01. Dezember ist der Welt-AIDS-Tag. Seit 25 Jahren besteht das Aidshilfe-Hause und seit dieser Zeit hat sich viel getan. Die Erkrankung ist durch neue Therapien bei weitem kein Todesurteil.

Maßnahmen zur Prävention

Neben dem darüber Sprechen und dem Stopp der Diskriminierung von HIV-positiven Menschen bräuchte es, um gegen die Tabuisierung vorzugehen: „Gute Präventionsmaßnahmen. Das bedeutet: Kondome müssen niederschwellig zugänglich sein.“

Die „Prä-Expositions-Prophylaxe“ müsste auch kostenfrei zugänglich sein. Dabei handle es sich um ein Medikament, welches vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werde. Derzeit kostet es 59 Euro pro Packung. Laut Brunner müsste das, genauso wie das Testen auf HIV, kostenlos sein. Bezüglich des Testens kommt von der Geschäftsführerin der Vorschlag, sich einmal im Jahr fix zu testen. „Wer sich testet, weiß Bescheid und kann sehr rasch eine wirksame Therapie beginnen. Die Lebenserwartung ist dann ganz normal und das Virus kann nicht weitergegeben werden.“

Als wichtigen Punkt stuft Andrea Brunner den Aufklärungsunterricht von Jugendlichen ein. Es brauche eine sehr hohe Qualität bei der Sexualpädagogik von Jugendlichen. Denn nur mit der entsprechenden Aufklärung werden die Jugendlichen laut Brunner offen sein, um über das Thema zu sprechen.

„Red Ribbon als Zeichen der Solidarität“

Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und das Team der WASt-Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten hissen gemeinsam anlässlich des Welt-AIDS-Tages den Red Ribbon am Wiener Rathaus und setzen damit ein Zeichen gegen die Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen, die von HIV oder AIDS betroffen sind.

„Die Menschenrechtsstadt Wien setzt sich dafür ein, dass alle Menschen frei von Diskriminierung leben und arbeiten können – egal, ob sie HIV-positiv sind oder nicht. Der Red Ribbon als Zeichen der Solidarität am Wiener Rathaus drückt das deutlich aus und ist zugleich Statement und sichtbarer Appell an alle Menschen in Wien!“, sagt Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr.

Der Red Ribbon, die rote Schleife, wurde 1991 von der New Yorker Künstlergruppe Visual AIDS geschaffen und ist heute ein weltweit etabliertes Symbol der Solidarität mit HIV-infizierten und AIDS-kranken Menschen.

Teilhabe am sozialen Leben „Grundrecht“

„Die Lebenssituation von Menschen mit HIV/HIV-positiven Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verbessert. HIV ist dank des medizinischen Fortschritts heute als chronische Infektion gut behandelbar. Trotzdem werden Menschen, die positiv auf HIV getestet sind, immer noch in vielen Lebensbereichen stigmatisiert und diskriminiert", so Gesundheits- und Sozialstadtrat Peter Hacker.

Die volle Teilhabe am sozialen Leben sei ein unverhandelbares Grundrecht. "Ich werde mich als Sozialstadtrat wie in den vergangenen Jahren auch weiterhin mit Vehemenz gegen Diskriminierungen und Ausgrenzung von HIV-positiven Menschen einsetzen“, so Hacker.

Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung

„Auch im Gesundheitswesen gibt es Diskriminierung von Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Daher setzen wir als WASt im engen Dialog mit den Wiener Gesundheitseinrichtungen seit vielen Jahren auf intensive Bewusstseinsbildung und Schulungstätigkeit“, so Wolfgang Wilhelm, Leiter der WASt-Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten.

Der Welt-AIDS-Tag wurde 1988 erstmals von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufen und wird jeden 1. Dezember von UNAIDS organisiert. Er drückt Bewusstsein und Solidarität mit HIV-positiven und an AIDS erkrankten Menschen aus. Das Motto des heurigen Welt-AIDS-Tages lautet „Equalize“ (zu Deutsch: Ungleichheit beenden).