Hörbiger wurde am 13. Oktober 1938 in Wien geboren. In ihrer Autobiografie „Ich bin der Weiße Clown“ rekapitulierte Hörbiger ihre Kindheit und Jugend, die auch von der Flucht nach Tirol gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt. Auf Wunsch der Eltern machte sie zunächst eine Zuckerbäckerlehre, doch 1955 entschied sie sich für die Schauspielkarriere. Auf Drängen ihrer Mutter besuchte sie das Reinhardt-Seminar, das sie allerdings für die Dreharbeiten zum Film „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“, in dem sie Mary Vetsera spielte, abbrach.
Bühnenerfolg im zweiten Anlauf
Ihr Bühnendebüt als Recha in Lessings „Nathan der Weise“ am Burgtheater im Jahr 1959 verlief zunächst allerdings wenig glanzvoll. Sie erhielt vernichtende Kritiken und wechselte zwei Jahre später an die Städtischen Bühnen in Heidelberg. Über Salzburg, wo sie 1961 als Lottchen in Raimunds „Der Bauer als Millionär“ erstmals neben ihrer Mutter auf der Bühne stand, kehrte sie jedoch wieder ans Burgtheater zurück und spielte dort noch einmal die Rolle der Recha, diesmal allerdings mit großem Erfolg.
Dennoch verließ Christiane Hörbiger 1966 erneut ihre Heimatstadt, um dem unentwegten Vergleich mit den Eltern und Geschwistern – auch die beiden Schwestern Maresa Hörbiger und Elisabeth Orth schlugen die Bühnen- und Filmkarriere ein – zu entgehen. Ab 1967 gehörte die Schauspielerin dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an. Hörbigers Rollenrepertoire umfasste neben den Klassikern wie Lessing und Schiller auch moderne Bühnenautoren sowie die großen Repräsentanten der Wiener Theatertradition von Nestroy bis Schnitzler und Hofmannsthal.
Beliebt im Fernsehen
Mitte der 1980er-Jahre wagte Christiane Hörbiger mit der Hauptrolle in der Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ an der Seite von Brigitte Horney, Stewart Granger und Ruth Maria Kubitschek dann den Sprung in die Fernsehunterhaltung. Seither wirkte Hörbiger in zahlreichen österreichischen und deutschen Spielfilmen mit. Glänzende Kritiken erhielt sie für ihre Darstellung der Freya von Hepp in Helmut Dietls preisgekrönter Satire „Schtonk“ über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Weitere Filmerfolge waren „Tafelspitz“, „Lamorte“ und „Hunger“.
Christiane Hörbiger ist tot
Die Schauspielerin Christiane Hörbiger ist am Mittwoch in Wien im Alter von 84 Jahren gestorben. Die Tochter des legendären Schauspielerehepaares Paula Wessely und Attila Hörbiger spielte in mehr als 100 Filmen mit.
Der überragende Erfolg mit der Serie „Julia“ öffnete Hörbiger zahlreiche weitere Türen, wie sie anlässlich des Serienendes einmal beschrieb: „Ich bin in der glücklichen Lage, viele Angebote zu erhalten.“ Und diese nützte sie in den vergangenen Jahren: So war sie etwa mit Nikolas Leytners Justizdrama „Die Geschworene“ oder Paul Harathers Thriller „Die Gottesanbeterin“ erfolgreich. Auch die Literaturverfilmung „Besuch der alten Dame“ brachte ihr viele Lorbeeren ein.
TV-Hinweis
Der ORF ändert in memoriam Christiane Hörbiger sein Programm und widmet der Schauspielerin einen umfangreichen Schwerpunkt. Am Mittwoch ist in ORF2 um 20.15 Uhr die Literaturverfilmung „Der Besuch der alten Dame“ und um 22.30 der Film „Die lange Welle hinterm Kiel“ zu sehen. Danach zeigt ORF2 ihren Besuch bei „Stöckl“ von 2017. Auch den Samstag widmet ORF2 ganz der großen Schauspielerin – mehr dazu in tv.ORF.at.
Vielfach ausgezeichnet
Hörbinger war in erster Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück verheiratet. Ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes Sascha, der Schweizer Journalist Rolf R. Bigler, starb 1978. Einen neuen Lebensgefährten fand die Schauspielerin im Wiener Regisseur und Autor Gerhard Tötschinger, der im Sommer 2016 verstarb.
Christiane Hörbiger erhielt zahlreiche Preise, u. a. den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, den Adolf-Grimme-Preis, den Karl-Valentin-Orden und den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin Serie“ für ihre Rolle der „Julia“. 2004 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt, 2009 folgte die Wiener Ehrenmedaille in Gold sowie im selben Jahr die Platin-„Romy“ für ihr Lebenswerk.
Hörbiger-Biograf zum Ableben der Schauspielerin
Schriftsteller und Christiane Hörbiger-Biograf Georg Markus spricht über die verstorbene Schauspielerin.
„Von vielen Menschen bewundert“
Entsprechend groß fiel auch die Anteilnahme auf die Todesnachricht aus. „Mit ihr verliert unser Land eine seiner beliebtesten und vielseitigsten Schauspielerinnen“, kondolierte etwa Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Die einprägsame Art, mit der sie ihre Rollen anlegte, wird Theater- und Filmbegeisterten stets in guter Erinnerung bleiben.“ Auch Kulturminister Werner Kogler (Grüne) zeigte sich via Twitter betroffen: „Mit Christiane Hörbiger ist eine wunderbare, große Schauspielerin gegangen. Sie hat auf der Bühne ebenso begeistert wie auf der Leinwand und wurde dafür von vielen Menschen bewundert und geliebt.“
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) machte ebenfalls via Twitter deutlich: „Sie wird uns als eine der prägendsten österreichischen Schauspielerinnen in Erinnerung bleiben. […] Christiane Hörbiger zählt zu den großartigsten Künstlerinnen in unserem Land.“ Auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) kondolierte: „Sie war eine solch beständige, eindrucksvolle Erscheinung und in so hohem Maße präsent, dass die Nachricht über ihren Tod fast unwirklich erscheint. Der deutschsprachige Fernsehfilm ohne Christiane Hörbiger ist eigentlich unvorstellbar. Mit ihr verlieren wir alle ein Stück österreichischer Identität.“
Die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) würdigte Hörbiger „In sieben Schaffensjahrzehnten hat sich Christiane Hörbiger in die Herzen eines Millionenpublikums gespielt und bleibt als Grande Dame des österreichischen Films in Erinnerung. Am Burgtheater, als ‚Buhlschaft‘ bei den Salzburger Festspielen oder im Ensemble des Schauspielhauses Zürich reüssierte sie auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, mit einem beeindruckend vielseitigen Rollenrepertoire.“