Bei der „Women of the Year“ – Gala wurde Christiane Hörbiger 2017 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet
Hans Punz/APA
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Kultur

Christiane Hörbiger ist tot

Die Schauspielerin Christiane Hörbiger ist am Mittwoch in Wien im Alter von 84 Jahren gestorben. Die Tochter des legendären Schauspielerehepaares Paula Wessely und Attila Hörbiger spielte in mehr als 100 Filmen mit.

Hörbiger wurde am 13. Oktober 1938 in Wien geboren. In ihrer Autobiografie „Ich bin der Weiße Clown“ rekapitulierte Hörbiger ihre Kindheit und Jugend, die auch von der Flucht nach Tirol gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt. Auf Wunsch der Eltern machte sie zunächst eine Zuckerbäckerlehre, doch 1955 entschied sie sich für die Schauspielkarriere. Auf Drängen ihrer Mutter besuchte sie das Reinhardt-Seminar, das sie allerdings für die Dreharbeiten zum Film „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“, in dem sie Mary Vetsera spielte, abbrach.

Bühnenerfolg im zweiten Anlauf

Ihr Bühnendebüt als Recha in Lessings „Nathan der Weise“ am Burgtheater im Jahr 1959 verlief zunächst allerdings wenig glanzvoll. Sie erhielt vernichtende Kritiken und wechselte zwei Jahre später an die Städtischen Bühnen in Heidelberg. Über Salzburg, wo sie 1961 als Lottchen in Raimunds „Der Bauer als Millionär“ erstmals neben ihrer Mutter auf der Bühne stand, kehrte sie jedoch wieder ans Burgtheater zurück und spielte dort noch einmal die Rolle der Recha, diesmal allerdings mit großem Erfolg.

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Die Hörbiger Schwestern Christiane und Maresa mit ihren Eltern Attila Hörbiger und Paula Wessely
ORF
Die Hörbiger-Schwestern Christiane und Elisabeth (Orth) mit ihren Eltern Attila Hörbiger und Paula Wessely
Christiane Hörbiger (l) und Heidelinde Weis (r) 2005 in „Neue Freunde, neues Glück“
Ursula Düren/dpa
Christiane Hörbiger (l) und Heidelinde Weis (r) 2005 in „Neue Freunde, neues Glück“
Hörbiger (r) bei der „Die Christiane Hörbiger Gala“ zum 50. Leinwandjubiläum 2005 mit Chris de Burgh (l) und Götz George (m)
Wolfang Langenstrassen/dpa
Hörbiger (r) bei der „Die Christiane Hörbiger Gala“ zum 50. Leinwandjubiläum 2005 mit Chris de Burgh (l) und Götz George (m)
Christiane Hörbiger 2008 in „Annas zweite Chance“
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Hörbiger 2008 in „Annas zweite Chance“
2009 verlieh Bürgermeister Michael Häupl die „Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold“ an Christiane Hörbiger
Roland Schlager/APA
2009 verlieh Bürgermeister Michael Häupl die „Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold“ an Hörbiger
Horst Seehofer (CSU) (r) überreichte Christiane Hörbiger 2009 den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk
Tobias Hase/dpa
Horst Seehofer (CSU, r) überreichte Hörbiger 2009 den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk
Christinae Hörbiger 2012 als Gräfin von Liebenfels in „Die kleine Lady“ mit Philippa Schöne (l)
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Hörbiger 2012 als Gräfin von Liebenfels in „Die kleine Lady“ mit Philippa Schöne (l)
Christiane Hörbiger (l) mit ihrer Schwester Maresa Hörbiger (r) beim Opernball 2012
Georg Hochmuth/APA
Christiane Hörbiger (l) mit ihrer Schwester Maresa Hörbiger (r) beim Opernball 2012
Christiane Hörbiger mit ihrem Ehemann Gerhard Tötschinger bei der „Jedermann“-Premiere 2013 in Salzburg
Franz Neumayr/APA
Hörbiger mit ihrem Lebenspartner Gerhard Tötschinger bei der „Jedermann“-Premiere 2013 in Salzburg
Hörbiger und Tötschinger bei der Fete Imperiale 2013 in der Spanischen Hofreitschule
Georg Hochmuth/APA
Hörbiger und Tötschinger bei der Fete Imperiale 2013 in der Spanischen Hofreitschule
Hörbiger trat 2013 mit ihrer Nichte zweiten Grades Mavie Hörbiger (l) und Schauspielerin Sunnyi Melles (r) beim Life Ball auf
Georg Hochmuth/APA
Christiane Hörbiger trat 2013 mit ihrer Nichte zweiten Grades, Mavie Hörbiger (l), und Schauspielerin Sunnyi Melles (r) beim Life Ball auf
Hörbiger war 2016 Teil des Personenkomitees für SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer
Robert Jaeger/APA
Hörbiger war 2016 Teil des Personenkomitees für SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer
Bei der „Women of the Year“ – Gala wurde Christiane Hörbiger 2017 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet
Hans Punz/APA
Bei der Women of the Year-Gala wurde Hörbiger 2017 für ihr Lebenswerk ausgezeichnet
Bundeskanzler a. D. Sebastian Kurz und Christiane Hörbiger beim Sommerfest der ÖVP 2018
Georg Hochmuth/APA
Bundeskanzler a. D. Sebastian Kurz und Hörbiger beim Sommerfest der ÖVP 2018

Dennoch verließ Christiane Hörbiger 1966 erneut ihre Heimatstadt, um dem unentwegten Vergleich mit den Eltern und Geschwistern – auch die beiden Schwestern Maresa Hörbiger und Elisabeth Orth schlugen die Bühnen- und Filmkarriere ein – zu entgehen. Ab 1967 gehörte die Schauspielerin dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an. Hörbigers Rollenrepertoire umfasste neben den Klassikern wie Lessing und Schiller auch moderne Bühnenautoren sowie die großen Repräsentanten der Wiener Theatertradition von Nestroy bis Schnitzler und Hofmannsthal.

Beliebt im Fernsehen

Mitte der 1980er-Jahre wagte Christiane Hörbiger mit der Hauptrolle in der Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ an der Seite von Brigitte Horney, Stewart Granger und Ruth Maria Kubitschek dann den Sprung in die Fernsehunterhaltung. Seither wirkte Hörbiger in zahlreichen österreichischen und deutschen Spielfilmen mit. Glänzende Kritiken erhielt sie für ihre Darstellung der Freya von Hepp in Helmut Dietls preisgekrönter Satire „Schtonk“ über die gefälschten Hitler-Tagebücher. Weitere Filmerfolge waren „Tafelspitz“, „Lamorte“ und „Hunger“.

Christiane Hörbiger ist tot

Die Schauspielerin Christiane Hörbiger ist am Mittwoch in Wien im Alter von 84 Jahren gestorben. Die Tochter des legendären Schauspielerehepaares Paula Wessely und Attila Hörbiger spielte in mehr als 100 Filmen mit.

Der überragende Erfolg mit der Serie „Julia“ öffnete Hörbiger zahlreiche weitere Türen, wie sie anlässlich des Serienendes einmal beschrieb: „Ich bin in der glücklichen Lage, viele Angebote zu erhalten.“ Und diese nützte sie in den vergangenen Jahren: So war sie etwa mit Nikolas Leytners Justizdrama „Die Geschworene“ oder Paul Harathers Thriller „Die Gottesanbeterin“ erfolgreich. Auch die Literaturverfilmung „Besuch der alten Dame“ brachte ihr viele Lorbeeren ein.

TV-Hinweis

Der ORF ändert in memoriam Christiane Hörbiger sein Programm und widmet der Schauspielerin einen umfangreichen Schwerpunkt. Am Mittwoch ist in ORF2 um 20.15 Uhr die Literaturverfilmung „Der Besuch der alten Dame“ und um 22.30 der Film „Die lange Welle hinterm Kiel“ zu sehen. Danach zeigt ORF2 ihren Besuch bei „Stöckl“ von 2017. Auch den Samstag widmet ORF2 ganz der großen Schauspielerin – mehr dazu in tv.ORF.at.

Vielfach ausgezeichnet

Hörbinger war in erster Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück verheiratet. Ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes Sascha, der Schweizer Journalist Rolf R. Bigler, starb 1978. Einen neuen Lebensgefährten fand die Schauspielerin im Wiener Regisseur und Autor Gerhard Tötschinger, der im Sommer 2016 verstarb.

Christiane Hörbiger erhielt zahlreiche Preise, u. a. den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, den Adolf-Grimme-Preis, den Karl-Valentin-Orden und den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin Serie“ für ihre Rolle der „Julia“. 2004 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt, 2009 folgte die Wiener Ehrenmedaille in Gold sowie im selben Jahr die Platin-„Romy“ für ihr Lebenswerk.

Hörbiger-Biograf zum Ableben der Schauspielerin

Schriftsteller und Christiane Hörbiger-Biograf Georg Markus spricht über die verstorbene Schauspielerin.

„Von vielen Menschen bewundert“

Entsprechend groß fiel auch die Anteilnahme auf die Todesnachricht aus. „Mit ihr verliert unser Land eine seiner beliebtesten und vielseitigsten Schauspielerinnen“, kondolierte etwa Bundespräsident Alexander Van der Bellen: „Die einprägsame Art, mit der sie ihre Rollen anlegte, wird Theater- und Filmbegeisterten stets in guter Erinnerung bleiben.“ Auch Kulturminister Werner Kogler (Grüne) zeigte sich via Twitter betroffen: „Mit Christiane Hörbiger ist eine wunderbare, große Schauspielerin gegangen. Sie hat auf der Bühne ebenso begeistert wie auf der Leinwand und wurde dafür von vielen Menschen bewundert und geliebt.“

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) machte ebenfalls via Twitter deutlich: „Sie wird uns als eine der prägendsten österreichischen Schauspielerinnen in Erinnerung bleiben. […] Christiane Hörbiger zählt zu den großartigsten Künstlerinnen in unserem Land.“ Auch Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) kondolierte: „Sie war eine solch beständige, eindrucksvolle Erscheinung und in so hohem Maße präsent, dass die Nachricht über ihren Tod fast unwirklich erscheint. Der deutschsprachige Fernsehfilm ohne Christiane Hörbiger ist eigentlich unvorstellbar. Mit ihr verlieren wir alle ein Stück österreichischer Identität.“

Die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) würdigte Hörbiger „In sieben Schaffensjahrzehnten hat sich Christiane Hörbiger in die Herzen eines Millionenpublikums gespielt und bleibt als Grande Dame des österreichischen Films in Erinnerung. Am Burgtheater, als ‚Buhlschaft‘ bei den Salzburger Festspielen oder im Ensemble des Schauspielhauses Zürich reüssierte sie auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, mit einem beeindruckend vielseitigen Rollenrepertoire.“