Die Menschenschlange vor dem Oberen Belvedere erinnert an vorpandemische Zeiten. Diesen Eindruck untermauern auch die Besucherzahlen von Oktober und November, die Geschäftsführer Wolfgang Bergmann am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresprogramms 2023 präsentierte, wonach das Belvedere im Herbst wieder 90 Prozent der Besucherzahlen des Vergleichszeitraums 2019 erreicht hat. Nun hofft man auf einen „Winter wie damals“, startet man demnächst doch ins 300-Jahr-Jubiläum.
Vielfältiges Ausstellungsprogramm im Jubiläums-Jahr
Unter dem Motto „Goldener Frühling“ greift Generaldirektorin Stella Rollig „zwei Grundmotive der Geschichte des Belvedere auf: Gold für die Tradition, der heilige Frühling für den Aufbruch“, wie sie bei der Pressekonferenz erläuterte. Anlass für das Jubiläum ist die Fertigstellung des Oberen Belvedere im Jahr 1723. Dabei soll eine Brücke zwischen Tradition und Zukunft geschlagen werden.

So hinterfragt die Schau „Klimt. Inspired by Van Gogh, Rodin, Matisse …“ ab 3. Februar im Unteren Belvedere „das in der Kunstgeschichte vorherrschende Bild des originären Künstlergenies Klimt“. In der Orangerie läuft bereits die Ausstellung „300 Jahre Ort der Kunst“, die das gesamte Jahr 2023 zu sehen ist.
Skulpturengarten rund um Belvedere-Häuser geplant
Anlässlich des Jubiläums eröffnet im oberen Belvedere die neue Sammlungspräsentation „Schau! Die Sammlung Belvedere von Cranach bis EXPORT“. Mit „Über das Neue“ widmet man sich im Belvedere 21 ab 7. April den lokalen Kunstszenen, wobei die „aktuelle Vielfalt der Produktion und Präsentation von Kunst“ in rund 20 Projekträumen mit etwa 50 Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt wird. Dabei handle es sich um eine „wachsende Präsentation, die sich mehrmals verändern wird“, kündigte Rollig an.
Ein weiteres Großprojekt ist die Schaffung eines zeitgenössischen Skulpturengartens. Arbeiten von Franz West, Dan Graham oder Thomas Houseago sollen ab Mai 2023 die barocken Skulpturen rund um die Standorte des Belvedere ergänzen. Ergänzt wird das Programm mit Personalen von Alois Mosbacher und Renate Bertlmann. Das malerische Frühwerk von Louise Bourgeois werde schließlich ab 22. September im Unteren Belvedere zu sehen sein.

Energiekrise: Umbaupläne im Belvedere
Was die aktuelle Energiekrise betrifft, verwiesen Rollig und Bergmann auf die bereits vor der Coronakrise gestarteten Bemühungen zur ökologischen Umrüstung der Belvedere-Museen. So verfügt das Obere Belvedere mittlerweile über neue Fenster, auf dem Dach des Belvedere 21 soll eine Photovoltaik-Anlage installiert werden, weiters erwartet man sich vom für 2024 geplanten Anschluss des Belvedere 21 an die Fernkälte weitere Einsparungs- und Effizienzsteigerungseffekte. Etwas nach hinten verschoben wurden die Pläne zu einem unterirdischen Besucherzentrum, wie es auf APA-Anfrage hieß.
Dabei hofft das Museum, dass sich die Besucherzahlen weiterhin so gut entwickeln, wie es in diesem Herbst begonnen hat. Über das Jahr 2022 erwartet sich Bergmann eine Gesamtauslastung von 70 bis 75 Prozent. Auffällig sei, dass heuer der Anteil der Besucher aus Österreich mit 29 Prozent deutlich über dem Wert von 2019 liegt (17 Prozent). Nach wie vor fehlten Gäste aus Asien und den USA. „Am deutlichsten zeigt sich das bei Südkorea, das bisher das Ranking angeführt hatte, mit einem Minus von 80 Prozent“, so Bergmann.