Spitalserie Klinik Penzing
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Chronik

Stückweise Absiedlung der Klinik Penzing

In zehn Jahren soll es in Wien nur mehr sechs städtische Spitäler geben. Aktuell sind es noch sieben, aber die Klinik Penzing auf der Baumgartner Höhe, früher Otto-Wagner-Spital, wird in den nächsten Jahren schrittweise abgesiedelt.

Nach mehr als 100 Jahren wird das weitläufige Areal mit rund 60 Pavillons als Standort eines Krankenhauses abgesiedelt. Alle Abteilungen, von Akutgeriatrie über Pulmologie bis zur Psychiatrie, übersiedeln in andere Kliniken. So soll Wiens größte Lungenabteilung 2028 in die Klinik Favoriten verlegt werden. Es ist ob der Begleiterscheinungen kein leichtes Unterfangen, wie die ärztliche Leiterin der Pulmologie, Sylvia Hartl, erklärte.

Denn Lungenkranke leiden oft unter den verschiedensten Begleiterkrankungen. „Herz, Diabetes, Rheuma oder Onkologie wird gebraucht, und dort werden wir die Spezialisten am Ort haben, und sie können die Patienten direkt gemeinsam mit uns versorgen“, so Hartl. Die Bedingungen zur Behandlung von Tuberkuloseerkrankungen wären am neuen Standort sehr gut gelöst, man könne mit Hilfe einer Dachterrasse Isolation und gute Behandlung gewährleisten.

Spitalserie Klinik Penzing
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45 Pavillons beherbergen die Klinik Penzing

1907 eröffnet, 2023 beginnt Absiedelung

Von den rund 60 historischen Pavillons auf dem Gelände werden derzeit rund 45 vom Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) betrieben. Im Jahr 2000 waren die ehemals fünf eigenständigen Einrichtungen zum Sozialmedizinischen Zentrum Baumgartner Höhe zusammengelegt worden. Die Anlage selbst ist viel älter, sie wurde bereits 1907 eröffnet. 116 Jahre später, im Herbst 2023, wird die Erste Psychiatrie in die Klinik Hietzing verlegt. Auf der Baumgartner Höhe ist man zwar von den Zuständen der Anfangszeit weit entfernt, aber ideal ist es hier auch heute nicht.

Es gebe noch Vierbettzimmer, einen unhygienischen Fliesenboden und gebe generell zu wenig Platz, wie Angelika Rießland-Seifert, Vorständin der Ersten Psychiatrie, erklärte: „Man sieht es auch in diesem Raum hier. Dafür, dass es eigentlich ein Aufnahmezimmer ist, ist es viel zu eng. Das hat auch einen Gefährdungsfaktor. Also wenn hier dann ein Patient aggressiv ist, ist es sehr schwierig, das zu handeln. Es stehen viel zu viele Dinge hier herum, es ist zu eng.“

Klinik Penzing wird aufgelassen

Der letzte Spitals-Standort, der aufgelassen wird, ist auf der Baumgartner Höhe die Klinik Penzing. Alle Abteilungen sollen in Zukunft in andere Kliniken übersiedeln.

Zeitlich gestaffelter Umzugsplan

Der Umzug der Patientinnen und Patienten und des Personals soll jedenfalls gut geplant und rasch erfolgen, wie Bauprojektleiter Georg Hartel betonte: „Indem das entsprechend vorbereitet wird, so weit wie möglich. Das heißt, die zukünftige klinische Abteilung ist schon voll funktionsfähig und sie siedeln dann wirklich mit Patiententransporten an einem Tag um.“ So schaut der Plan der WIGEV aus:

  • 2023 ziehen 1. Psychiatrie/Innere Medizin/Neurologie/Forensik von der Klinik Penzing in die Klinik Hietzing
  • 2023 zieht die 3. Psychiatrie von der Klinik Penzing in die Klinik Ottakring
  • 2028 zieht die Pulmologie von der Klinik Penzing in die Klinik Favoriten
  • 2029 zieht die Orthopädie von der Klinik Penzing in die Klinik Ottakring
  • 2032 zieht das Suchtzentrum von der Klinik Penzing in die Klinik Ottakring

„Langzeitpatientin“ Umstrukturierung

Eine ganze Reihe von Spitälern wurden schon in andere Kliniken verlegt und die Standorte aufgegeben. Was aus dem aufgelassenen Otto-Wagner-Spital wird, ist laut dem Medizinischen Direktor des WIGEV, Michael Binder, noch offen: „Der WIGEV wird diese Flächen dann an die Stadt Wien zurückgegeben, nachdem sie nicht mehr benützt werden medizinisch. Und die Stadt Wien wird entscheiden, wie sie mit dem umgeht.“

Ziel der Spitalsreform ist, in den drei Versorgungsregionen je zwei modernisierte städtische Kliniken neben dem AKH zu haben. Die Operation „Umstrukturierung“ wird voraussichtlich noch mindestens zehn Jahre dauern.