Krankenhaus Nord Klink Floridsdorf
ORF.at/Christian Öser
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Gesundheit

Spitäler: Gastpatienten nur noch Ausnahmen

In den Wiener Spitälern werden Gastpatienten nur noch in Ausnahmefällen behandelt. Das ordnete der Gesundheitsverbund (WIGEV) in einem Schreiben an die ärztlichen Direktoren an. Kritik kommt von der Wiener Ärztekammer.

Als Gastpatientinnen und Gastpatienten gelten jene Personen, die ihren Hauptwohnsitz nicht in Wien haben. Betroffene, die keine Akutversorgung bzw. keine Behandlungen, die nur in Wiens Spitälern angeboten werden, benötigen, sollen an ihre Heimatbundesländer verwiesen werden.

Hintergrund dürfte die aktuelle Welle aus Grippe und grippalen Infekten sein, die zu starken Personalausfällen führt, wodurch etliche Stationen in den Wiener Spitälern geschlossen sind. Dazu kommt der ohnehin permanente Mangel an Pflegekräften. Befristet ist die Anordnung bezüglich der Gastpatienten nicht.

Gesundheitsverbund: 20 Prozent Gastpatienten

Der WIGEV verwies in einer Stellungnahme gegenüber Radio Wien darauf, dass in den Spitälern des Gesundheitsverbundes „20% Gastpatient*innen, in manchen Bereichen sogar mehr“ behandelt werden. „Die Kosten, die dadurch im System entstehen, tragen die Wiener*innen, denen wir in erster Linie verantwortlich sind“, heißt es.

„Angesichts dieser Zahlen entfernen wir uns immer mehr von unserem Auftrag“, hielt Kölldorfer-Leitgeb fest. 20 Prozent seien 700 Patientinnen und Patienten pro Tag, rechnete Michael Binder, der medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, vor.

Akutversorgung weiter für alle

Betont wurde auch, dass akut medizinische Hilfe weiterhin für alle Personen geleistet wird. „Wenn also z. B. ein*e Christkindlmarkt-Besucher*in aus den Bundesländern plötzlich einen Herzinfarkt in Wien erleidet, wird sie*er auch in einer unserer Kliniken aufgenommen und versorgt“, hielt der Gesundheitsverbund fest. Bei planbaren Behandlungen und Eingriffen sei dagegen ein wohnortnahes Krankenhaus für die Behandlung vorzuziehen, sagte Binder.

Das betonte auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker im „Wien heute“-Interview: Es gehe um einfache und planbare Eingriffe. „Da bitte ich schon um Verständnis, dass es auch außerhalb von Wien fantastische Spitäler gibt“, so Hacker. Die Spitalskapazitäten seien abgestimmt auf das Bundesland Wien, ein Ressourcen-Management daher zulässig, so Hacker.

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Die „Presse“ berichtete, dass die Einschränkungen bei den Gastpatienten kontrolliert werden. Die „Steuerung der Patientenströme“ solle von den Verantwortlichen in den Kliniken bei der nächsten Regionenkonferenz präsentiert werden.

Kritik von Ärztekammer

Das Gesundheitsministerium verwies in einer Stellungnahme auf das Krankenanstalten- und Kuranstaltengesetz (KAKuG). Darin wird bei der Aufnahme von Patienten den behandelnden Ärztinnen und Ärzten ein „fachlicher Spielraum“ eingeräumt. „Unabweisbar Kranke müssen in die Anstaltspflege genommen werden müssen“ – und zwar unabhängig von Wohnsitz, hieß es aus dem Gesundheitsministerium.

Dass akute Fälle uneingeschränkt behandelt werden, ist laut Gesundministerium „aus unserer Sicht derzeit auch der Fall“. „Eine generelle Überlastung von Krankenhäusern in einzelnen Bundesländern ist nach unserer Einschätzung derzeit nicht feststellbar, auch wenn sich die Lage in einzelnen Bereichen derzeit als angespannt darstellt“, hieß es.

Ärztekammer: „Politsche Bankrotterklärung“

Kritik kommt aus der Wiener Ärztekammer. „Sie können doch nicht von Arzt oder Ärztin verlangen, dass der überprüft, wohnt der Patient in Wien, und wenn er nicht in Wien wohnt, kann ich es medizinisch verantworten, dass ich ihn an eine Behandlungsstelle in einem anderen Bundesland verweise? Jetzt wird auch schon in dieser Anordnung damit gedroht, dass das überprüft wird“, meinte Stefan Ferenci, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte in der Wiener Ärztekammer, gegenüber Radio Wien.

Im Ö1-„Mittagsjournal“ sprach Ferenci von einer „Katastrophe“ sowie einer „politischen Bankrotterklärung“. Die Stadt würde es nicht schaffen, ein Spitalsystem so attraktiv zu machen, „dass die Leut dort bleiben oder wieder zurückkommen“.

Auch die Wiener FPÖ ortete einen „untragbaren Zustand“. Wien müsse jetzt „unter Hochdruck“ alles daran setzen, eine Aufstockung des medizinischen Personals zu erreichen, damit das marode Gesundheitssystem nicht vollends zusammenbreche, forderte Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl.