Man habe sie vor einigen Jahren im deutschen Feuilleton entdeckt, erzählte Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder bei einer Pressekonferenz. Ölgemälde, Aquarelle und Grafiken der deutschen Künstlerin stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „Africa: Visions of Light and Colour“ – so betitelt, weil es Trips in Länder wie Ägypten, Südafrika, Kenia oder Tansania waren, die Baumgartes spätes Schaffen prägten.
Schaffen als Mittsiebzigerin
Ihr hier ausgestellter „Afrika-Zyklus“ sei entstanden, als sie bereits Mittsiebzigerin war, sagte Schröder. Von den 1950er-Jahren bis ins hohe Alter reiste Baumgarte über vierzigmal nach Afrika – ein Kontinent, der damals für europäische Kunstschaffende unerschlossen war. Während es draußen nun düster und kalt sei, würden in der Albertina „Farbwelten“ erstrahlen, wollte Kuratorin Angela Stief jene, die die kalte Jahreszeit weniger schätzen, anlocken.
Aus Skizzen, die sie in Afrika anfertigte, schuf Baumgarte in Deutschland expressionistisch anmutende, opulent-bunte Gemälde, deren Rot- und Gelbtöne von Wärme und gleißendem Sonnenlicht erzählen. Natur und Tiere, vor allem aber Frauen auf dem Land erkor sie als Sujets aus. Eine Gruppe von Frauen, eine davon mit betont selbstbewusstem Blick, verschmelzen in „African Vision“ farblich mit der abstrakten Landschaft, „Rückkehr“ zeigt eine von einem Greifvogel flankierte Frau in knallorangen Kleidern, die Stoffe auf dem Kopf trägt. Wie eine Signatur hängt ein frühes Selbstporträt der Künstlerin – hier verwendete sie Pastelltöne – neben dem Eingang der Pfeilerhalle.

Werke einer weißen Europäerin
Mit der Baumgarte-Schau beleuchtet die Albertina die exotischen Afrikadarstellungen einer 2013 verstorbenen, weißen Europäerin – und ruft damit auch den Diskurs darüber wach, wie und von wem fremde Kulturen dargestellt werden sollten. Kulturen können nicht isoliert voneinander bestehen, meinte Stief, hier würde sich Verschiedenes vermengen. Genauso bunt wie Baumgartes Gemälde sind die beeindruckenden Tapisserien des Südafrikaners Athi-Patra Ruga – da thront etwa ein schwarzer Mann, halb Mensch, halb Fisch – und stellen eine Verbindung zur Gegenwartskunst dar.