Denn trotz vieler grundsätzlich guter Maßnahmen und Gesetze im Gewalt- und Opferschutz sei das Ausmaß alarmierend hoch und zuletzt sogar noch gestiegen, sagte Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF)."Auch die schwere Gewalt und die Morde an Frauen nehmen jährlich zu", von 2014 bis 2018 hätten sich solche Fälle „sogar mehr als verdoppelt“. Heuer wurden 28 Frauen getötet, in den meisten Fällen vom Ehemann, Lebensgefährten oder Ex-Partner.
„Männer ins Boot holen“
„Die Hauptbotschaft ist: Jeder und jede kann einen Beitrag leisten“, rief Rösslhumer zu einer „klaren Haltung“ und Zivilcourage auf. Bei dem durch die Informationsstelle gegen Gewalt präsentierten Videospot geht es etwa darum, bei verletzenden „Witzen“ nicht mitzulachen oder Gewaltbetroffene zu stützen, anstatt ihnen auch noch eine Teilschuld zuzuschreiben.
Wichtig sei, die Männer viel mehr ins Boot zu holen. Einer, der im Video des Hekate Film Collective zu Wort kommt, ist der Schauspieler Thomas Weilharter. „Männer sehen als Nicht-Betroffene das Problem oft nicht. Andere Männer wollen sich engagieren, wissen aber nicht wie“, daher sei Aufklärung wichtig.
Hilfe für Frauen
Frauenhelpline gegen Gewalt unter 0800 222 555, rund um die Uhr, anonym, kostenlos und mehrsprachig
Onlineberatung für Mädchen und Frauen im HelpChat, täglich 18.00-22.00 Uhr und jeden Freitag von 9.00-11.00 Uhr, mehrsprachig: Halt der Gewalt
Der Frauenhaus-Notruf ist unter 05 77 22 rund um die Uhr erreichbar. Die Beratungsstelle der Wiener Frauenhäuser ist untertags unter der Nummer 512 38 39 erreichbar. Bei unmittelbarer Gewalt sollen Betroffene aber immer die Polizei unter 133 rufen.
Rösslhumer verwies in diesen Zusammenhang auf Spanien als „Vorbildland“. „Dort macht und finanziert die Regierung die Kampagnen zur Bewusstseinsbildung gegen Gewalt.“ Der Erfolg werde auch evaluiert. Gleichzeitig dankte sie dem Sozialministerium, das die laufende Aktion möglich gemacht habe. Weitere Kampagnen sollen folgen, u.a. mit Berufsgruppen als Fokus, die mit Gewaltthemen und -folgen zu tun haben, etwa Medien, Polizei, Sozialarbeit sowie der Gesundheits- und Pflegebereich.
„Empowerment-Zentrum“ für Mädchen
Es geht auch darum, Betroffene zu stärken, damit sie sich überhaupt erst wehren können, wurde betont. Einen Beitrag dazu soll ein neues „Empowerment-Zentrum“ für gewaltbetroffene Mädchen leisten, das im ersten Quartal 2023 in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus die Pforten öffnen wird. „Das Projekt wurde vom Sozialministerium für vorerst ein Jahr mit 363.000 Euro finanziert und soll 300 bis 400 Mädchen erreichen“, sagte Rösslhumer.