Tina und Julia im Gespräch mit Leila Mahdavian
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Politik

Abschiebung: Tina wünscht sich Entschuldigung

Vor einem Jahr ist Tina, die Anfang 2021 nach Georgien abgeschoben wurde, zurück nach Österreich gekommen. Im Februar erhielt sie ein Schülervisum. Der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) bestätigte später ein Urteil, wonach die Abschiebung rechtswidrig war. Tina wünscht sich jetzt eine Entschuldigung vom Staat.

Die Abschiebung Tinas und ihrer Familie nach Georgien hatte für großes Aufsehen gesorgt und erfolgte unter Protesten – inklusive Sitzblockaden vor dem Familienabschiebezentrum. Im Dezember 2021 war Tina wieder nach Wien zurückgekehrt und hatte später ein Schülerinnenvisum erhalten. Ihre Schwester und die Mutter sind in Georgien geblieben.

Tina lebt seither bei der Familie ihrer besten Freundin Julia. Juristisch ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Für Tina ist das belastend, wie sie im Interview zum „Wien heute“-Jahresrückblick erzählt: „Ich bin ja momentan mit einem Schülervisum da, das ich verlängern kann. Ich würde mich unglaublich freuen, wenn ich wüsste, dass ich hierbleiben kann, ohne mir Sorgen zu machen, dass das irgendwie nicht klappt.“

Tina und Julia im Gespräch mit Leila Mahdavian
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Tina lebt seit ihrer Rückkehr bei der Familie ihrer Freundin Julia

Juristisch nicht abgeschlossen

Anwalt Wilfried Embacher, der die Familie von Beginn an unterstützt, erklärt: „Es geht noch darum, welche Konsequenzen die Feststellung der Rechtswidrigkeit der Abschiebung hat. Da gehts um Amtshaftungsansprüche. Ich vertrete sie auch weiter noch für die Verlängerung des Aufenthaltstitels.“

Talk über Kinderabschiebungen

Tina, die 2021 nach Georgien abgeschoben wurde und 2022 wieder zurück nach Wien kam, und ihre beste Freundin Julia sprechen unter anderem darüber, was sie aus der Zeit gelernt haben und wie es ihnen seit der Rückkehr Tinas geht.

Das Bundesverwaltungsgericht hatte geurteilt, dass die Abschiebung rechtswidrig war. Der VwGH wies eine Revision des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA) zurück. Vom Innenministerium hörte Tina seither nicht: „Ich würde mich über eine Entschuldigung freuen“, sagt sie.

Noe weckte Erinnerungen an Tina

Im November hatte auch ein ganz ähnlicher Fall für Aufregung gesorgt. Der damals siebenjährige Noe wurde gemeinsam mit seiner Mutter kurz nach einem Termin beim Bundesamt für Fremdenwesen nach einer Einvernahme in Schubhaft genommen worden. Er sollte ebenfalls nach Georgien abgeschoben werden. Wenig später setzte das Innenministerium die Abschiebung vorerst aus.

Die Bilder erinnerten Tina an ihre eigenen Erfahrungen. „Es erinnert mich an meine Abschiebung in der Volksschule als ich zum ersten Mal in die Zinnergasse (Abschiebezentrum in Simmering, Anm. d. Red.) gebracht wurde, wie schlecht ich mich gefühlt habe. Einfach, weil ich nicht wusste, wie ich meine Mutter aufmuntern soll oder was ich selbst tun soll in der Lage.“ Noe habe auch Nachwirkungen dieser kurzfristigen Festnahme, erzählt Anwalt Embacher: „Weil das schwer erklärbar ist, warum das passiert ist und wie es weitergeht.“