Burgtheater in Wien
ORF.at/Carina Kainz
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Kultur

Bachmann wird Burgtheater-Direktor

Der Schweizer Stefan Bachmann (56) wird ab 2024 neuer Burgtheater-Direktor. Bachmann folgt damit auf Martin Kusej, der am Dienstag überraschend seine Bewerbung für eine zweite Amtszeit zurückgezogen hat. Bachmann ist seit 2013 Intendant am Schauspiel Köln und leitete davor das Theater Basel.

Bachmann übernimmt das Haus am Ring mit der Spielzeit 2024/25, teilte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Mittwoch mit. „Das Burgtheater hat in den letzten Jahren eine der schwierigsten Phasen seiner Geschichte durchlebt, wie andere Theater auch“, blickte Mayer bei der Pressekonferenz auf die von Corona geprägte Ära Kušej zurück. „Er hatte es unbestritten nicht leicht. Für seine Arbeit gebührt ihm Dank und Anerkennung“, so Mayer. Dass nun trotzdem eine andere Person neben ihr sitzt, liege daran, „dass Stefan Bachmann im Bewerbungsverfahren überragend überzeugt hat.“

Bachmann wird Burgtheater-Direktor

Der Schweizer Stefan Bachmann wird ab 2024 neuer Burgtheater-Direktor. Bachmann folgt damit auf Martin Kusej, der am Dienstag überraschend seine Bewerbung für eine zweite Amtszeit zurückgezogen hat. Bachmann ist seit 2013 Intendant am Schauspiel Köln und leitete davor das Theater Basel.

15 Bewerbungen für Posten

Die Findungskommission, bestehend aus Holding-Chef Christian Kircher, Kurt Reissnegger (Ö1), Iris Laufenberg (Schauspielhaus Graz), Theresia Niedermüller seitens des Bundes und Schauspieler Philipp Hauß, habe „wirklich tolle Arbeit geleistet“ und mit allen Kandidatinnen und Kandidaten ausführlich und mehrfach gesprochen. Es habe schließlich – anders als medial kolportiert – keinen Dreiervorschlag gegeben, sondern einen Zweiervorschlag mit „zwei uneingeschränkten Empfehlungen“, auf dem Kušej gar nicht gestanden sei, wie Mayer auf APA-Anfrage bestätigte.

Laut Kircher habe es von Beginn an „keine Vorgaben gegeben, wer es werden soll oder wer nicht“. Schließlich gab es 15 Bewerbungen von 18 Personen, darunter sechs Frauen und 12 Männer, fünf aus Österreich und die restlichen international. Auch Kircher sekundierte Mayers Kritik an den vorangegangenen Spekulationen über mögliche Kandidaten in der Endrunde.

„Kein Zögern, wenn es ums Burgtheater geht“

Sein Vertrag in Köln wäre bis 2026 gelaufen, die Eröffnung des sanierten Schauspielhauses wird er nun als Intendant nicht mehr erleben. Bachmann soll im Herbst 2024 das Burgtheater übernehmen, bis dahin bleibt Martin Kusej im Amt.

„Wenn es ums Burgtheater geht, gibt es kein Zögern“, erklärte Bachmann seine Motivation, von Köln nach Wien zu wechseln. Beworben hatte er sich ursprünglich nicht, sondern sei aktiv von der betrauten Personalagentur gefragt worden, ob er sich eine Bewerbung vorstellen könne. In Wien wolle er eine „Schwelle im metaphorischen Sinne abbauen und modern und zeitgemäß auf eine sich verändernde Stadtgesellschaft reagieren. So ein Theater gehört den Menschen, die es bezahlen und das sind die Bürger.“

Der Schweizer Theatermacher, der am 1. Juli 1966 in Zürich geboren wurde, hat bereits mehrfach am Burgtheater gearbeitet und etwa 2008 Wajdi Mouawads „Verbrennungen“ am Akademietheater inszeniert, wofür es auch einen Nestroy-Preis für die beste Regie gab. 2012 gab es für seine Inszenierung von Elfriede Jelineks „Winterreise“ am Akademietheater ebenfalls einen „Nestroy“.

Stefan Bachmann
ORF
Stefan Bachmann bei der Pressekonferenz zum neuen Burgtheater-Direktor in Wien am 21. Dezember 2022

Strukturen sollen neu gedacht werden

Bachmann wolle „ohne beliebig zu werden ein großes Panorama aufspannen“. Er sehe keinen Widerspruch zwischen Erneuerung und Tradition. Mayer würdigte Bachmanns „außerordentliches Gespür für die aktuelle Lage der Theaterwelt“. Was sie überzeugt hat, sei auch sein Ansatz zum Thema Führung: „Er sprach schon in der Bewerbung von flachen Hierarchien und Transparenz. Es ist ein Gebot der Stunde – wahrscheinlich ein zu spätes –, Strukturen am Theater neu zu denken.“

Bachmann selbst bezeichnete sich als „Teamplayer“. Mit seinem Team werde er nun ein Programm zusammenstellen. „Es ist sportlich, das in einem guten Jahr zu schaffen.“ Nach Kritik an seinem Führungsstil in Köln habe er einige Seminare für Führungskräfte absolviert, die ihm viel gebracht hätten.

Pandemie prägte Kusejs Amtszeit

Martin Kusej war 2019 als Direktor des Burgtheaters angetreten, doch es hakte von Beginn an. Die Pandemie verhinderte ein echtes Ankommen, ein Zusammenwachsen des Ensembles, ein Überzeugen des Publikums. Schließungen, Verschiebungen, Absagen und Restriktionen prägten den Spielbetrieb. Wie damit umgegangen wurde, sorgte für Kritik – offenbar auch in der Politik. Kusej selbst hatte sich in den vergangenen Wochen wiederholt gegen Kritik an seiner Zurückhaltung während der Pandemie sowie an seinem Führungsstil gewehrt.

Kušej hatte seine Bewerbung am Dienstag zurückgezogen, da das „uneingeschränkte Vertrauen“ von Seiten des Eigentümers offensichtlich nicht gegeben sei. Als potenzielle Nachfolgerinnen wurden immer wieder Burgschauspielerin und Reinhardt-Seminar-Leiterin Maria Happel oder Anna Bergmann, Schauspieldirektorin in Karlsruhe, genannt. Zuletzt wurde der Schweizer Stefan Bachmann, derzeit Intendant des Schauspiel Köln, hoch gehandelt.