Gesundheit

Antibiotika werden kontingentiert

Gefühlt fast jeder ist derzeit krank: Neben der Grippe und dem Coronavirus grassieren auch bakterielle Infektionen. Doch Medikamente wie Antibiotika sind derzeit knapp. Daher werden diese vorübergehend kontingentiert, so der Verband der Arzneimittelgroßhändler.

Grippemittel, Asthmasprays für Kinder und vor allem Breitbandantibiotika sind derzeit gar nicht oder in geringen Mengen lieferbar. Aktuell sind 486 Medikamente betroffen, so der Präsident der Wiener Apothekerkammer, Philipp Saiko. Auch noch in den späten Abendstunden telefoniere man mit der Ärzteschaft und berate, auf welche Ersatzmedikamente man ausweichen könne und wie Kontingente optimal zu nützen seien. Man habe die Situation aber noch im Griff, so Saiko.

Die Gründe für die Lieferengpässe: „Auf der einen Seite gibt es Probleme bei den Wirkstoffherstellungen. Und wir sind völlig abhängig von den Lieferketten aus Asien, weil ja sehr viele dieser Produkte in Europa nicht mehr produziert werden“, erklärt Andreas Windischbauer, Präsident des Verbands der Arzneimittelgroßhändler.

Engpass bei Antibiotika

Neben Grippefällen und CoV leiden viele derzeit an bakteriellen Infektionen. Allerdings herrscht in den Apotheken derzeit ein Engpass bei den Antibiotika.

Versuche, Rohstoffe zu bekommen

Folge des Mangels ist eine vorübergehende Kontingentierung. „Wir teilen derzeit bei den Antibiotika die Produkte den Apotheken zu. Das heißt, wir versuchen, dass jede Apotheke etwas bekommt und
dass wir nicht heute alles loswerden, sondern dass morgen oder auch in den Weihnachtstagen wir noch lieferfähig sind.“ Das sei natürlich ein extrem unangenehmer Zustand, so Windischbauer.

Man sei mit allen Pharmaherstellern im Gespräch, „ob wir noch Waren für Österreich loseisen können oder ob wir vielleicht Rohstoffe bekommen, dass die Apotheken daraus Arzneimittel herstellen können.“ Ein Ablaufen der Krankheitswelle würde die Lage natürlich entspannen. Längerfristig jedenfalls will die EU die Antibiotikaherstellung nach Europa zurückholen, heißt es.

„So viele Lungenentzündungen wie noch nie“

Keine Entspannung in Sicht ist derzeit etwa in der Praxis von Naghme Kamaleyan-Schmied in Floridsdorf. Bis zu 400 Patientinnen und Patienten täglich werden hier derzeit betreut. „Wir haben so viele Lungenentzündungen wie noch nie“, schildert die Allgemeinmedizinerin, die auch stellvertretende Kurienobfrau der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Wiener Ärztekammer ist.

Die Engpässe bei vielen Medikamenten seien „eine Katastrophe. Die Patienten sind arm, wir sind arm“, sagt Kamaleyan-Schmied. Denn es bedeute extrem viel Zusatzarbeit. „Ich telefoniere tagtäglich stundenlang mit der Apotheke, um zu wissen, welche Apotheke was hat, damit meine Patienten bestmöglich versorgt sind.“ Derzeit sei das „gerade noch schaffbar“, sagt die Ärztin.