Haus Gaudenzdorfer Gürtel 41 seit 30 Tagen ohne Strom
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Chronik

Mieter seit 30 Tagen ohne Strom

Ein Miethaus am Gaudenzdorfer Gürtel ist seit 30 Tagen ohne Strom und Heizung. Etwa 30 Personen – überwiegend Asylberechtigte aus Syrien – wohnen dort als Untermieter und müssen ohne Heizung, Licht und Warmwasser auskommen. Der Hauptmieter vermutet Immobilienspekulation.

Früher war das Haus direkt am Gürtel einmal ein günstiges Hotel, mittlerweile wirkt es verwahrlost und dreckig. Es gibt – weil es früher ein Hotel war – nur einen Stromzähler, und weil der Hauptmieter eine große Rechnung nicht bezahlt hat, gibt es nun im ganzen Haus keinen Strom. Deshalb rückten Polizei und Wiener Netze am 23. November an und montierten den Stromzählerkasten ab.

Laut Informationen der Tageszeitung „Kurier“ belaufen sich die offenen Forderungen der Wiener Netze auf über 150.000 Euro. Gestritten würde momentan darüber werden, wer diese bezahlen muss. Drei Parteien, nämlich der Hauptmieter, die Hausverwaltung und der Eigentümer würden darüber debattieren.

Eiskaltes Wasser in den Gemeinschaftsduschen

Als Untermieter wohnen hier junge Männer, überwiegend Asylberechtige aus Syrien. Ramy wohnt hier seit fünf Monaten. Er hat 2.000 Euro Kaution für ein Zimmer im Wohnhaus bezahlt und bezahlt jeden Monat 500 Euro Miete inklusive Strom und Gas. „Ich habe jeden Monat pünktlich bezahlt“, sagte er gegenüber „Wien heute“.

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Asylwerber Haus Gaudenzdorfer Gürtel 41 seit 30 Tagen ohne Strom
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Das Zimmer von Ramy, das er seit fünf Monaten gemietet hat
Haus Gaudenzdorfer Gürtel 41 seit 30 Tagen ohne Strom
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500 Euro warm zahlen die meisten Mieter in dem ehemaligen Hostel am Gaudenzdorfer Gürtel 41
 Haus Gaudenzdorfer Gürtel 41 seit 30 Tagen ohne Strom
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Die Zimmer sind mit Stockbetten bzw. Matratzen ausgestattet
Haus Gaudenzdorfer Gürtel 41 seit 30 Tagen ohne Strom
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Gekocht wird mit Campingzubehör
Duschen Haus Gaudenzdorfer Gürtel 41 seit 30 Tagen ohne Strom
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In den Duschräumen am Gang fließt nur eiskaltes Wasser

Aber seit gut einem Monat ist es kalt. In seinem Zimmer liegen Matratzen und ein Computer, den er zum Lernen braucht, gekocht wird jetzt mit Campingzubehör, und dadurch, dass es keinen Strom gibt, ist auch der Computer nun unbrauchbar. In den Gemeinschaftsduschen fließt nur eiskaltes Wasser. Das Leben wäre mittlerweile mehr als ungemütlich hier, so die jungen Flüchtlinge. „Es ist kalt hier. Wenn sie mich anschauen, sehen Sie, wie warm ich angezogen bin“, sagte Ramy.

Mieterhilfe eingeschaltet

Die Wiener Mieterhilfe arbeitete bereits an dem Fall. Hier sei man auch in Kontakt mit der Firma, der das Haus gehört, und mit dem bzw. den Hauptmietern. Erreichen will man, dass sobald wie möglich für jedes Zimmer ein Stromzähler installiert wird, dann könnten die einzelnen Mieter auch einen Strombezug anmelden. Es scheint aber schwierig zu sein.

Die jungen Syrer würden natürlich gerne woanders hinziehen, aber noch einmal Kaution bezahlen können sie sich nicht leisten. Weihnachtswunder wird es hier wohl nicht geben – bleibt die Hoffnung auf juristische Erfolge der Mieterhilfe gegen die seltsam anmutende Vermietungskonstruktion.

Immobilienspekulation steht im Raum

Laut der Tageszeitung „Kurier“ vermutet der Hauptmieter selbst, dass es sich hier um eine Immobilienspekulation des Eigentümers der Pecado GmbH handeln würde. Er mutmaßt, dass das Haus gewinnbringend verkauft werden soll und die Mieter deshalb hinausgeekelt werden sollen.