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Gesundheit

Pflegepersonal fehlt: Langes Warten auf OPs

Der Mangel an Pflegepersonal ist in einigen Abteilungen im AKH besonders dramatisch. Dort muss auf Operationen oft wochenlang gewartet werden. Ein Grund für den Personalmangel: Im Zuge der Akademisierung des Pflegeberufs seien Krankenpflegeschulen zu schnell geschlossen worden, kritisieren Personalvertreter.

Zwei Monate und mehr warten manche Patienten mit Prostatakarzinom am AKH derzeit auf eine Operation. Wer nicht Krebs hat und als weniger dringlich gilt, muss oft noch länger warten. Wenn schließlich der Termin gekommen ist, kann es passieren, dass er im letzten Moment abgesagt wird oder man gar aus dem AKH wieder heimgeschickt wird.

OP-Pflegekräfte fehlen

Statt drei Operationstischen ist auf der Urologieabteilung im AKH derzeit oft nur einer in Betrieb, weil es zu wenige OP-Pflegekräfte gibt. Auf den Stationen sind statt 50 Betten laut leitenden Ärzten nur 18 verfügbar, ebenfalls aufgrund des Pflegekräftemangels. Das Onlinemedium Zackzack.at berichtete zuletzt, dass verzweifelte Patienten Ärzten vergeblich 100-Euro-Scheine anbieten. Der Vorsitzende der Pflegepersonalvertretung Wolfgang Hofer meinte: „Gerade in der Urologie kann es natürlich zu Wartezeiten kommen, die sehr unangenehm sind für den Patienten, bis hin zu Schäden.“

Mangel an Pflegekräften oder Radiologietechnologinnen und -technologen gebe es am AKH auch im OP-Bereich der Unfallchirurgie, der Herzchirurgie und im Bereich Herzkatheter, so Hofer. Auf der Urologie erklärt man Pflegekräfteabgänge damit, dass im Krankenhaus Hietzing und der Rudolfstiftung die Urologie geschlossen wurde. Die Folge sei Überforderung im AKH und anderen Wiener Spitälern.

Ausbildungslücke: Schulen zu früh geschlossen

Insgesamt fehlen am AKH 200 Pflegekräfte, so Personalvertreter Hofer. Das entspreche acht von 70 Bettenstationen. Ursachen für den Pflegekräftemangel seien die Demografie und dass man im Zuge der Akademisierung des Pflegeberufs die Krankenpflegeschulen zu früh geschlossen habe: „Die Lücke ist, dass wir jetzt zu wenige Fachhochschulabgänger haben, die uns die Pensionierungen ersetzen, und die Allgemeinen Krankenpflegeschulen sind schon zugesperrt.“

Die Krankenschule hätte man früher nach dem Pflichtschulabschluss absolviert. Da sei man mit etwa 19 Jahren fertig gewesen. Die FH-Ausbildung dauert nach der Matura drei Jahre, im Alter von 21 oder 22 Jahren ist die Ausbildung dort abgeschlossen. „Diese Lücke, die kommt jetzt gerade richtig zum Tragen“, so Hofer.

Durch zusätzliche FH-Ausbildungsplätze in Wien, Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark werde zwar gegengesteuert, betonte der Pflegepersonalvertreter. Zudem gebe es Pflege-HTL-Lehrgänge, aber nur als Schulversuch: „Es werden einige tausend Leute bei uns in den nächsten acht Jahren in Pension gehen. Also, ich sehe nicht, dass sich das in den nächsten Jahren wahnsinnig verbessert.“

„Problem sie im System zu halten“

Elisabeth Potzmann, Vorsitzende des Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, sieht diese „Ausbildungslücke nicht“. An der Ausbildung liege es nicht. „Es hat natürlich viele Gründe. Es gibt Versäumnisse, die man Nachholen muss. Das sind Rahmenbedingungen und Themen, die mit der Generation zu tun haben, sie wir nun ausbilden. Die Generation Y und Z hat andere Ansprüche an einen Beruf und an eine Ausbildung. Wir haben zum Teil im Management und in der Ausbildung noch alte Strukturen, die sich noch nicht and diese neuen Bedürfnisse angepasst haben“, so Potzmann im Ö1-Mittagsjournal. Da müsse man ansetzen.

Auf der Bewerberinnen- und Bewerberseite habe man „noch gar nicht das große Problem. Das Problem haben wir dann sie im System zu halten“. Es liege an den Rahmenbedingungen. „Es gibt keine Dienstplansicherheit. Die Gehälter haben Luft nach oben und was wir ebenfalls vorfinden ist, dass der Handlungsspielraum den junge Leuten heute haben wollen, unnötig eingeschränkt wird. Wir könnten viel mehr leisten, Kompetenzen leben, als uns zugestanden wird“, so Potzmann.