Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied, Sprecherin der Hausärzte bei der Ärztekammer Wien, an Schreibtisch ihrer Ordination
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Gesundheit

Ärzte: Ordinationen nicht sofort aufsuchen

Grippe, das Corona- und das RS-Virus: Durch das gleichzeitige Auftreten verschiedener Erkrankungen stehen die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte derzeit unter erhöhtem Druck. Sie bitten erst in die Ordinationen zu kommen, wenn sich Symptome verschlechtern.

Die Wiener Ärztekammer appelliert an die Bevölkerung, nun besonders verantwortungsbewusst vorzugehen und empfiehlt, sich jetzt noch gegen Grippe und das Coronavirus impfen zu lassen. Zudem seien gerade jetzt Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und die Verwendung von FFP2-Masken besonders wichtig, um gesund zu bleiben und das Gesundheitssystem zu entlasten, heißt es.

„Nutzen Sie bitte Telemedizin“

Kranke Menschen sollten nicht sofort in die Ordinationen kommen. „Wenn Sie zum Arzt müssen, dann nutzen Sie bitte die Telemedizin. Anrufe, Mails oder Rückrufservices unserer Kolleginnen und Kollegen“, sagte Naghme Kamaleyan-Schmied, die Obfrau der Sektion Allgemeinmedizin der Wiener Ärztekammer, gegenüber Radio Wien.

Wenn sich allerdings die Symptome verschlechtern, „trotz der Hausmittel, die Sie verwenden, bitte wenden Sie sich an unsere Ärzte, die da sind, oder an den Ärztefunkdienst“, so Kamaleyan-Schmied. Das gelte ganz besonders für Risikopatientinnen und -patienten.

Der Ärztefunkdienst ist unter der Nummer 141 erreichbar und in den Nachtstunden von 19.00 bis 7.00 Uhr, an Wochenenden von Freitag 19.00 bis Montag 7.00 Uhr sowie an Feiertagen ganztägig besetzt.

Volle Ambulanzen und Ordinationen

Grippe, Corona und virale Infektionen: Sehr viele sind derzeit krank. Die Ärztekammer rät inzwischen nur in dringenden Fällen in eine Ordination oder eine Spitals-Ambulanz zu gehen. Und es gibt auch andere Möglichkeiten.

Ärztekammer nutzt Situation für Forderungen

Die Ärztekammer nutzt die derzeit angespannte Situation auch, um auf Forderungen aufmerksam zu machen beziehungsweise diese zu erneuern. Eine davon ist das „allgemeine Dispensierrecht für Ärztinnen und Ärzte“. Damit dürften die Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner Medikamente gleich in ihren Ordinationen ausgeben.

Weiters forderte Dietmar Bayer, der stellvertretende Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte der Österreichischen Ärztekammer, dass Krankenkassen und Bund kombinierte Schnelltests finanzieren sollen. „Es gibt kombinierte Schnelltests, die uns helfen, schneller die Krankheitsursache zu finden. Es erleichtert und beschleunigt die Behandlung ungemein, wenn wir wissen, ob es sich um Covid, RSV, Influenza, Scharlach oder Angina handelt“, sagte Bayer. Er forderte Kassen und Bund auf, die Kosten zumindest bis in den März hinein zu übernehmen.

1450 durchgehend besetzt

Im Verdachts- oder Krankheitsfall kann auch die telefonische Gesundheitsberatung 1450 kontaktiert werden. Sie ist auch an Wochenenden und Feiertagen besetzt. Spätestens mit Ausbruch der Pandemie wurde die telefonische Anlaufstelle als „Corona-Nummer“ bekannt. Tatsächlich gibt es sie aber bereits seit April 2017. In Wien sind seit Start im April 2017 sechs Millionen Anrufe bei der telefonischen Gesundheitsberatung eingegangen.

Im Herbst 2022 wurde außerdem der österreichweite Apothekenruf in die telefonische Gesundheitsberatung aller Bundesländer integriert. Neben allgemeinen Auskünften zu Medikamenten sowie der nächsten geöffneten Apotheke kann man nun auch direkt – etwa für eine spezifische Medikamentenberatung – mit den Apotheken verbunden werden.