Mjam-Botenfahrer an Kreuzung
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Wirtschaft

Minimal-Lohn für selbstständige Mjam-Boten

Fahrradboten, die für den Lieferdienst mjam Essen und Lebensmittel zustellen, sehen sich oft widrigen Arbeitsbedingungen ausgesetzt, berichtet das „Ö1-Mittagsjournal“. Ein selbstständiger Fahrer berichtet von einem Verdienst von bisweilen fünf bis sechs Euro pro Stunde.

Viele Mjam-Fahrer sind zehn Stunden am Tag im Einsatz, manche an sieben Tagen die Woche. Und sie sagen, dass sie pro Tag zwischen 70 und 120 Kilometer zurücklegen mit dem Fahrrad oder E-Bike. Der Kollektivvertrag für Fahrrad-Boten liegt derzeit bei 9,21 Euro brutto pro Stunde. Mjam verweist darauf, dass die eigenen Fahrer auf einen durchschnittlichen Stundenlohn von 12 Euro kämen. Nächstes Jahr seien zudem weitere Verbesserungen geplant.

Der vom Morgenjournal erwähnte Fahrradbote fährt zwar mit der knallig-grünen Arbeitskleidung der Zustellfirma Mjam. Aber er ist kein Mjam-Angestellter sondern selbständiger Unternehmer mit einem eigenen Gewerbeschein. „Ich bekomme 50 bis 60 Euro am Tag und fahre zehn bis 12 Stunden täglich“, sagt er gegenüber Ö1.

Selbstständige Fahrer über Subfirmen im Einsatz

Das würde einem Stundenlohn von rund fünf Euro entsprechen. Eine Abrechnung für Juni 2022 zeigt, dass der Afghane für 212 Lieferungen 1.060 Euro verdient hat. Davon muss er aber noch Steuern und Krankenversicherung zahlen. Der selbständige Fahrradbote fährt zwar mit der Kleidung von mjam, arbeite jedoch für das Unternehmen Cheetah Logistics. Dort wiederum werde darauf verwiesen, dass man Zustellgebiete von mjam übernommen habe.

Bei mjam wiederum heißt es, dass man keinen Vertrag mit Cheetah Logistics habe. Dies deute darauf hin, dass Cheetah Logistics eine Sub-Subfirma sei, die den Auftrag von einem anderen Unternehmen erhalten habe, hieß es weiters im Ö1-Beitrag. Vor allem in den Flächenbezirken Wien Floridsdorf und Donaustadt seien selbstständige Boten über Subfirmen im Einsatz. Die Boten müssten lange Strecken zurücklegen und würden dementsprechend wenig verdienen.

Mjam verspricht „eine lückenlose Aufklärung“

Das Unternehmen Mjam sprach in einer Stellungnahme gegenüber der APA am Mittwochabend dann noch von Subunternehmen, auf die man in exponierteren Lagen zurückgreife, um Kundinnen und Kunden ohne Rückgriff auf die Fahrradflotte zu beliefern. Diese Subfirmen böten ihren Fahrern Pkw für die Lieferung an.

„Die Subunternehmen arbeiten ausschließlich mit echten Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern zusammen. Demnach ist für die mit Mjam kooperierenden Subunternehmen die Entlohnung laut Kollektivvertrag verpflichtend und auch vertraglich garantiert“, schrieb Mjam. Man führe „diesbezüglich regelmäßig Kontrollen durch und ist darauf bedacht, die für das Unternehmen wichtigen Standards einzuhalten“.

Daher sei man „überrascht von den Vorwürfen“, könne sich diese „in der dargestellten Form auch nicht erklären“. Jedenfalls werde sich das Mjam-Management der Causa widmen und „eine lückenlose Aufklärung etwaiger Einzelfälle“ sicherstellen.