Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2021
Wiener Philharmoniker/Dieter Nagl
Wiener Philharmoniker/Dieter Nagl
Kultur

Premierenfeuerwerk bei Neujahrskonzert

Der Dirigent des Neujahrskonzert 2023, Franz Welser-Möst, setzt bei seinem Einsatz zum Jahresauftakt auf ein Premierenfeuerwerk: 14 von 15 Stücken werden erstmals im Rahmen des musikalischen Großereignisses erklingen.

Das musikalische Großereignis geht auch erstmals wieder ohne Coronavirus-Einschränkungen über die Bühne. „Wir freuen uns sehr, dass wir endlich wieder vor vollem Haus spielen können“, unterstrich Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer bei der Präsentation am Donnerstag. Schließlich trage das Neujahrskonzert in sich eine „Friedensbotschaft und eine Botschaft der Liebe“.

Viele unbekannte Schätze aus Strauß-Dynastie

Dabei wird 2023 ein Jahr der Neuerungen. Schließlich sind 14 der 15 Werke zum Beginn des neuen Jahres erstmals in diesem Rahmen zu hören. Lediglich der Walzer „Aquarellen“ von Josef Strauß war 2002 schon einmal Teil des Programms.

„Die Vorbereitung auf das Neujahrskonzert ist eine Entdeckungsreise“, unterstrich Franz Welser-Möst, der in der Recherche auf viele noch unbekannte Schätze aus der Strauß-Dynastie und ihrem Umfeld stieß. Sein persönlicher Favorit sei dabei der beinahe als Tondichtung zu verstehende Walzer „Perlen der Liebe“ von Josef Strauß, gestand Welser-Möst, der nach 2011 und 2013 die Philharmoniker zum dritten Mal durch ein Neujahrskonzert führen wird. Entsprechend wachse die Vorfreude: „Ich fühle mich wie ein Kind, bevor das Christkind kommt.“

Erstmals Chormädchen neben Sängerknaben

Was bei aller Neuerung auch 2023 gleich bleibt, ist die große Dominanz der Strauß-Familie zum Jahresbeginn. Von Eduard Strauß’ Polka „Auf und davon“ über Johann Strauß’ „Zigeunerbaron-Quadrille“ bis hin zu Josef Strauß’ „Heldengedichte“ erstreckt sich der neue, neujahrskonzertlich noch unerschlossene Klangkosmos. Aber man muss wohl kein allzu großer Prophet sein, um zu prognostizieren, dass mit dem „Donauwalzer“ und dem „Radetzky-Marsch“ zum Abschluss Vertrautes erklingen wird.

Sendehinweis:

„Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2023“, 1. Jänner, 11.15 Uhr, ORF 2

Neues gibt es indes an der Genderfront, werden 2023 doch erstmals in der Geschichte beim Neujahrskonzert neben den Wiener Sängerknaben auch die Wiener Chormädchen mit von der Partie sein – die 2004 ins Leben gerufene, weibliche Fraktion des Traditionschores. Sie tragen dabei ein maritim inspiriertes, zum Matrosenanzug passendes Gewand, wenn sie gemeinsam mit den Sängerknaben Josef Strauß’ „Heiterer Muth“ intonieren.

In knapp 100 Länder übertragen

15 ORF-Kameras lichten dieses musikalische Großereignis ab 11.15 Uhr ab, das in knapp 100 Ländern weltweit ausgestrahlt wird und für das die Wiener Stadtgärten den Goldenen Saal wieder in ein Blumenmeer verwandeln. Für die TV-Regie zeichnet zum siebenten Mal Michael Beyer verantwortlich, freute sich dabei am Donnerstag ORF-Generaldirektor Roland Weißmann.

Der Musikfilm in der Konzertpause widmet sich dem Jubiläum „150 Jahre Wiener Weltausstellung“. Er kommt 2023 von Barbara Weissenbeck und Nicholas Pöschl. Dafür lässt man virtuell das Ausstellungsgelände im Prater rund um die Rotunde, damals der größte Kuppelbau der Welt, wiederauferstehen – und hat mit Welser-Möst und Vertretern der Philharmoniker auch prominente Schauspieleleven zum Mitmachen überredet.

Dirigent Franz Welser-Möst und die Wiener Philharmoniker beim Neujahrskonzert 2013
APA/HERBERT NEUBAUER
Für Welser-Möst ist es bereits das dritte Neujahrskonzert im Musikverein

Das detaillierte Programm

1. Eduard Strauß Wer tanzt mit? Polka schnell, op. 251
2. Josef Strauß Heldengedichte. Walzer, op. 87
3. Johann Strauß Zigeunerbaron-Quadrille. op. 422
4. Carl Michael Ziehrer In lauschiger Nacht. Walzer, op. 488
5. Johann Strauß Frisch heran! Polka schnell, op. 386

6. Franz von Suppè Ouvertüre zur komischen Operette Isabella
7. Josef Strauß Perlen der Liebe. Concert-Walzer, op. 39
8. Josef Strauß Angelica-Polka. Polka française, op. 123
9. Eduard Strauß Auf und davon. Polka schnell, op. 73
10. Josef Strauß Heiterer Muth. Polka française, op. 281 mit
den Wiener Sängerknaben
11. Josef Strauß For ever. Polka schnell, op. 193 mit den
Wiener Sängerknaben
12. Josef Strauß Zeisserln. Walzer, op. 114
13. Joseph Hellmesberger Glocken-Polka und Galopp aus dem Ballett
Excelsior
14. Josef Strauß Allegro fantastique. Orchesterfantasie,
Anh. 26b
15. Josef Strauß Aquarellen. Walzer, op. 258

Dirigent Franz Welser-Möst, Vorstand der Wiener Philharmoniker Daniel Froschauer und ORF-Generaldirektor Roland Weissmann
APA/Eva Manhart
Welser-Möst, Vorstand Daniel Froschauer und ORF-Generaldirektor Roland Weißmann bei der Präsentation

„Weibliche Dirigentin, wenn die Zeit kommt“

Wann eine Frau auch am Pult den Neujahrsvormittag im Musikverein mitgestalten wird, steht noch in den Sternen. „Wir werden eine weibliche Dirigentin haben, wenn die Zeit kommt“, ließ sich Philharmoniker-Vorstand Froschauer auf Nachfrage noch nichts Konkretes entlocken.

Franz Welser-Möst hingegen betonte, dass es hierbei nicht auf das Geschlecht, sondern die Erfahrung ankomme, die man mit dem Orchester gesammelt habe: „Das ist eine künstlerische Frage, keine politische.“ Denn für ein Neujahrskonzert gelte schlicht: „Das ist das Komplexeste, das man dirigieren kann.“ Hier komme es wie bei Comedy extrem auf das Timing an.