RELIGION

Benedikt XVI. im Jahr 2007 in Wien

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Der gebürtige Bayer starb am Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan. Er hat oft auf seine engen Beziehungen zu Österreich verwiesen. Im Jahr 2007 führte ein mehrtägiger Besuch den damaligen Papst auch nach Wien.

Vor fast zehn Jahren hat der Papst aus Bayern mit seinem überraschenden Rücktritt Geschichte geschrieben. Danach verbrachte Benedikt XVI. viele Jahre im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan, seine körperliche Verfassung verschlechterte sich zunehmend. Am Samstag starb der emeritierte Pontifex im Alter von 95 Jahren im Vatikan, wie der Heilige Stuhl mitteilte.

2007 drei Tage in Österreich

Benedikt XVI. hatte immer wieder auf seine enge Beziehung zu Österreich verwiesen. Er liebe Österreich und dies „seit den sonntäglichen Wanderungen, die wir zu Beginn der 1930er-Jahre über die Salzach-Brücke mit unserer Mutter nach Ostermiething, nach Sankt Radegund und an andere Orte auf der österreichischen Seite der Salzach gemacht haben“, schrieb der damalige Papst 2007 in einem Brief an die Österreicherinnen und Österreicher.

Wenige Tage danach verbrachte er vom 7. bis 9. September 2007 drei Tage in Österreich. Höhepunkt seiner „Pilgerreise“ war die Messe im steirischen Wallfahrtsortes Mariazell zum 850-Jahr-Jubiläum. Zudem besuchte er Wien und das Zisterzienserstift Heiligenkreuz.

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Papst Benedikt XVI.  bei der Mariensäule auf dem Platz „Am Hof“ 2007
APA/Robert Jäger
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Der gebürtige Bayer starb am Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan. Er hat oft auf seine engen Beziehungen zu Österreich verwiesen. Im Jahr 2007 führte ein mehrtägiger Besuch den damaligen Papst auch nach Wien. Im Bild: Der Pabst am Weg ins Erzbischöfliche Palais – umringt von Menschenmassen
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Papst Benedikt XVI. 2007 in Wien
APA/Robert Jäger
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Der gebürtige Bayer starb am Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan. Er hat oft auf seine engen Beziehungen zu Österreich verwiesen. Im Jahr 2007 führte ein mehrtägiger Besuch den damaligen Papst auch nach Wien. Im Bild: Der Pabst umringt von Menschenmassen
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Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Der gebürtige Bayer starb am Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan. Er hat oft auf seine engen Beziehungen zu Österreich verwiesen. Im Jahr 2007 führte ein mehrtägiger Besuch den damaligen Papst auch nach Wien. Im Bild: Der Pabst am Weg ins Erzbischöfliche Palais – umringt von Menschenmassen
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Papst Benedikt XVI. in der Kirche am Hof 2007
APA/Harald Schneider
Papst Bendedikt XVI und Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn bei einer Messe Am Hof 2007
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Papst Bendedikt XVI, Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzikant nach einem Gedenken an die Opfer der Shoah am Judenplatz im September 2007
APA/Robert Jäger
Papst Benedikt XVI. segnet ein Kind bei der Mariensäeule auf dem Platz „Am Hof“ 2007
APA/Robert Jäger
Papst Benedikt XVI. mit kroatischer Abordnung beim Einzug in die Kirche „Am Hof“ 2007
APA/Robert Jäger
Papst Benedikt XVI. bei der Liturgischen Eröffnungsfeier bei der Mariensäule auf dem Platz „Am Hof“ 2007
APA/Robert Jäger
Papst Benedikt XVI (l.) und Kardinal Christoph Schönborn bei einer Messe Am Hof 2007
APA/Roland Schlager
Papst Benedikt XVI bei Gebet vor der Mariensäule am Hof 2007
APA/Herbert P. Oczeret
Papst Benedikt XVI. bei der Liturgischen Eröffnungsfeier am bei der Mariensäule auf dem Platz „Am Hof“ 2007
APA/Robert Jäger
Papst Benedikt XVI bei einer Messe Am Hof 2007
APA/Roland Schlager

Besuch von schlechtem Wetter überschattet

Der dreitägige Besuch war vom schlechten Wetter überschattet. Bei der Liturgischen Eröffnungsfeier Am Hof in der Wiener Innenstadt sorgte der starke Regen für einen Stromausfall. Der Papst musste seine Rede vorzeitig abbrechen. Auch in Mariazell regnete es während der gesamten Messe, die der Papst auf dem Platz vor Basilika zelebrierte. Erst beim Angelusgebet am Sonntag zeigte sich ein wenig die Sonne, auch wenn der Wind dem Papst sichtlich zu schaffen machte. Trotzdem kamen mehr als 32.000 Pilgerinnen und Pilger in den obersteirischen Wallfahrtsort.

Dennoch war der Besuch des als wenig charismatisch geltenden Papstes laut Vatikan-Kennern „kein Besuch der großen Massen“. Bis zu 500.000 Österreicherinnen und Österreicher verfolgten dafür den Papstbesuch im ORF-Fernsehen.

Inhaltlich sprach er sich auch bei seinem Österreich-Besuch deutlich gegen Abtreibung aus, diese sei kein Menschenrecht, wie er betonte. Und zu Europa sagte er, dass es seine christlichen Wurzeln nicht verleugnen dürfe. Von den heimischen Medien wurde der Papst-Besuch fast durchwegs positiv kommentiert. Die Stellungnahmen reichten von „Optimum herausgeholt“ bis zur Erfolgsbilanz für die Ortskirche. Eher kritisch wurde vermerkt, dass der Heilige Vater innerkirchliche Problembereiche nicht angesprochen habe.

Kein Termin für Pfarrerinitiative

Keine Zeit hatte der damalige Papst auch für die österreichische Pfarrerinitiative. Mehrmals hatten die „ungehorsamen“ Kirchenrebellen versucht, vor dem Heiligen Vater vorzusprechen – ohne Erfolg. In seiner Gründonnerstagspredigt ging Benedikt XVI. schließlich auf deren Aufruf zum „Ungehorsam“ ein: „Wir wollen den Autoren dieses Appells glauben, dass sie von Sorgsamkeit für die Kirche bewogen sind, dass sie überzeugt sind, die Trägheit der Institutionen mit drastischen Mitteln in Angriff zu nehmen, um neue Wege zu öffnen. Ist Ungehorsam allerdings ein Weg?“

Aber nicht nur Worte, auch Taten folgten in der Beziehung zu den Kirchenrebellen. Im November 2012 wurde dem Sprecher der Pfarrerinitiative, Helmut Schüller, der päpstliche Ehrentitel „Monsignore“ entzogen. Zu den Gründen des Beschlusses wollte der stellvertretende Vatikan-Sprecher, Pater Ciro Benedettini, nicht äußern. „Man kann sie aber begreifen“, sagte er.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Der gebürtige Bayer starb am Samstag im Alter von 95 Jahren im Vatikan. Im Bild: Trauerbeflaggung am Wiener Stephansdom aufgenommen am Samstag, 31. Dezember 2022. An der Westfassade der Kathedrale wurde ab frühem Samstagnachmittag eine 18 Meter lange Fahne in den Kirchenfarben Gelb-Wei§ und ein sechs Meter langer Trauerflor angebracht. – FOTO: APA/EVA MANHART
APA/EVA MANHART
Stephansdom erhielt Trauerbeflaggung

Schönborn: „Begleiter und Vorbild“

Kardinal Schönborn selbst gilt als enger Vertrauter von Ratzinger seit dessen Jahren als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation. Im April, zum 95. Geburtstag des emeritierten Kirchenoberhauptes, nannte Schönborn Benedikt XVI. in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress ein „Geschenk für die Kirche und die Theologie“.

Nach seinem Tod bezeichnete er Ratzinger am Samstag einen „Begleiter und Vorbild“ als Theologe, Priester und Bischof. „Ich habe ihn vor allem als einen ganz großen Meister erlebt. Und ich geniere mich nicht zu sagen: für mich ist er auch persönlich ein Lehrmeister gewesen, dem ich sehr, sehr viel verdanke“, so Schönborn.

Kardinal Schönborn zum Tod von Benedikt XVI.

Kardinal Christoph Schönborn ist zu Gast im Studio und spricht über den Tod von Benedikt XVI. Am Samstag starb der emeritierte Papst im Alter von 95 Jahren im Vatikan. International gibt es bereits erste Reaktionen auf seinen Tod.

Pummerin läutete – Seelenmesse am 9. Jänner in Wien

Als Zeichen der Trauer über den Tod des emeritierten Papstes läutete nach Bekanntwerden des Todes die Pummerin des Wiener Stephansdoms für fünf Minuten. Auch die Glocken der Domkirchen in ganz Österreich stimmten in das Trauergeläut ein. Außerdem erhielt der Stephansdom eine Trauerbeflaggung. An der Westfassade der Kathedrale wurde eine 18 Meter lange Fahne in den Kirchenfarben Gelb-Weiß und ein sechs Meter langer Trauerflor aufgehängt.

Am kommenden Donnerstag werden Schönborn und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Vorsitzender der Bischofskonferenz, dann als offizielle Vertreter der Kirche in Österreich an den Trauerfeiern für den Verstorbenen im Vatikan teilnehmen. Das von Papst Franziskus geleitete Requiem findet um 9.30 Uhr auf dem Petersplatz statt.

Und am 9. Jänner feiert die Österreichische Bischofskonferenz um 18 Uhr eine Heilige Messe im Stephansdom. Zur Seelenmesse für den verstorbenen emeritierten Papst sind alle Gläubigen zur Mitfeier eingeladen. Wie die Bischofskonferenz am Samstag gegenüber Kathpress mitteilte, erfolgt eine Einladung auch an die Ökumene und die Vertreter des öffentlichen Lebens.