Stellenausschreibung der Austrian Airlines, in der eine Vollimmunisierung gegen Covid 19 gefordert wird
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Chronik

Weniger Firmen fordern CoV-Impfung für Job

Während der CoV-Pandemie haben viele Unternehmen eine Impfung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefordert. Jetzt sind einige Unternehmen wieder von der Impfung als Aufnahmekriterium abgerückt. Andere verlangen sie aber weiterhin.

Egal ob rechtliche Bedenken, schlicht Fachkräftemangel oder vergleichsweise gesunkene Infektionszahlen: Einige Unternehmen und Organisationen haben die Impfung als Aufnahmekriterium schon wieder gestrichen. Seit Anfang Dezember verlangen etwa die Wiener Stadtwerke keine Impfung mehr von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Das betrifft vor allem die zum Konzern gehörenden Wiener Linien und auch die Wien Energie. „Unsere Stelleninserate hatten von 19. Juli 2021 bis Ende November 2022 eine Impfbereitschaft enthalten. Die Entscheidung dazu war der damaligen Situation an hohen Covid-Fallzahlen und der damit einhergehenden Belastung des Gesundheitssystems geschuldet“, hieß es von den Wiener Stadtwerken gegenüber „Wien heute“.

Eine Flexity-Straßenbahn der Linie 6
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Bei den Wiener Linien ist die CoV-Impfung seit Anfang Dezember kein Aufnahmekriterium mehr

Polizei, Flughafen und WU verzichten mittlerweile

An der Wiener Wirtschaftsuniversität (WU) wird die Impfung seit Anfang November nicht mehr als Einstellungskriterium gefordert. „Da sich die Pandemie in Hinblick auf Hospitalisierungen derzeit nicht mehr als so gefährlich darstellt und sich herausgestellt hat, dass auch weiterhin ein Großteil der Mitarbeitenden von sich aus darauf achtet, über einen gültigen Impfstatus zu verfügen, hat die WU auf eine Empfehlung zur Impfung umgestellt“, sagte eine Sprecherin.

Auch auf dem Flughafen Wien gibt es „seit einigen Monaten“ das Kriterium für Neuaufnahmen nicht mehr. „Mittlerweile liegt die Immunisierungsrate am Flughafenstandort durch geimpfte und genesene Personen bei rund 90 Prozent, daher ist das mittlerweile für die Einstellung nicht mehr relevant“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.

Auch bei der Polizei ist die Impfung kein Aufnahmekriterium mehr. Sie wurde dort ab Oktober 2021 bei Neuaufnahmen im Exekutivbereich gefordert, seit August 2022 verzichtet das Innenministerium aber darauf. „Entscheidungsgrundlage dafür war einerseits die aktualisierte Gefährdungseinschätzung, andererseits aber auch die Entwicklungen im Hinblick auf Verordnungen der Gesundheitsbehörden und Gesetzen“, so ein Ministeriumssprecher.

CoV-Impfung als Aufnahmekriterium

Ein Job nur mit CoV-Impfung? Während der Pandemie haben viele Unternehmen die Impfung als Aufnahmekriterium von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefordert. Jetzt sind einige Unternehmen wieder davon abgerückt. Wer noch immer die Impfung verlangt und wie es rechtlich ausschaut, hat Hubert Kickinger recherchiert.

AUA, Feuerwehr und Caritas verlangen Impfung noch

Andere Unternehmen und Organisationen halten aber noch an der Impfung bei Neuaufnahmen fest. Wer etwa bei der Wiener Berufsfeuerwehr anheuern will, braucht sie noch. „Wir wollen und wir können uns keinen Cluster in den eigenen Reihen leisten oder erlauben. Wir garantieren in der Vorausplanung für die nächste Dienstschicht eine Mindestmannschaftsstärke zur Erhaltung der Schlagkraft in Wien. Und wir haben eben nicht unendlich Personal“, sagte Feuerwehrsprecher Christian Feiler.

Auch wer bei den Austrian Airlines Karriere machen will, braucht ein aufrechtes CoV-Impfzertifikat. Die Fluglinie will auf Nummer sicher gehen, auch weil man weltweit tätig sei. „Damit wollen wir ein gesundes Arbeitsumfeld für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen und gleichzeitig einen stabilen Betrieb für unsere Kundinnen und Kunden sicherstellen. Daher bleibt unsere Entscheidung, ausschließlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit aufrechtem Corona-Impfschutz einzustellen, weiterhin aufrecht“, teilte die Austrian-Pressestelle in einer Stellungnahme mit.

Auch der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV), die Wiener Berufsrettung und die Wiener Caritas fordern die Impfung noch von neuem Personal. „Mit dieser Maßnahme wollen wir unserer Fürsorgepflicht für besonders vulnerable Gruppen bestmöglich gerecht werden“, hieß es von der Wiener Caritas.

Arbeiterkammer-Jurist Philipp Brokes
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AK-Jurist Brokes: Personen fragen uns, „ob das überhaupt zulässig ist“

AK-Jurist: „Wird sich rechtlich wohl nicht ganz ausgehen“

Laut Wiener Arbeitsmarktservice (AMS) spielt die Impfung bei den vorliegenden Stellenausschreibungen mit Ausnahme des Gesundheitsbereiches so „gut wie keine Rolle mehr“. Bei der Wiener Arbeiterkammer (AK) gibt es dazu aber noch Beschwerden. „Es gibt Personen, die bereits abgelehnt wurden und die sozusagen in Form einer Beschwerde zu uns kommen und sagen: Ich finde das ungerecht. Es gibt aber auch Personen, die vorab dieses Kriterium Impfung bei der Einstellung, Ausschreibung sehen und fragen, ob das überhaupt zulässig ist“, sagte AK-Jurist Philipp Brokes gegenüber „Wien heute“.

Weil es grundrechtlich und datenschutzrechtlich geschützte Gesundheitsdaten seien, braucht der Arbeitgeber laut dem AK-Juristen sehr plausible, auf den Einzelfall bezogene Gründe. „Das wird in vulnerablen Settings, bei der Arbeit mit vulnerablen Personengruppen oder bei der Anwesenheit von Risikogruppen am Arbeitsplatz der Fall sein. Aber nicht uneingeschränkt für jeden ausgeschrieben Bürojob, so wie wir es aktuell wahrnehmen. Also Arbeitgeber, die meinen, in jede Stellenausschreibung für jede Tätigkeit das Impfkriterium reinzuschreiben, das wird sich rechtlich wohl nicht ganz ausgehen“, sagte Brokes.