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Terrorprozess: Mutmaßlicher Kontaktmann sagt aus

Mit weiteren Zeugeneinvernahmen ist am Landesgericht für Strafsachen in Wien der Prozess rund um den Anschlag am 2. November 2020 fortgesetzt worden. Es ging unter anderem um „geistiges Rüstzeug“ und ein Jihadisten-Treffen.

In dem Prozess stehen sechs Männer vor Gericht, die den Attentäter unterstützt haben sollen. Dieser tötete in der Folge in der Wiener Innenstadt vier Menschen und verletzte zahlreiche weitere. Nun sagte ein mutmaßlicher Kontaktmann des Attentäters aus. Er soll dem Attentäter das „geistige Rüstzeug“ geliefert haben. Dass er am Attentat selbst beteiligt war, war ihm bisher nicht nachzuweisen.

Als Zeuge gab der 24-Jährige unter Wahrheitspflicht zu Protokoll, er habe den Attentäter im Jahr 2020 „zwei bis drei Mal im Monat“ gesehen. Kennen gelernt habe er diesen 2017 in einer Moschee. Bis 2019 habe er „fast keinen Kontakt mit ihm“ gehabt. Später habe er den Mann „beim Freitagsgebet“ getroffen. Der Zeuge bestätigte auch Besuche des Attentäters in der St. Pöltner Wohnung sowie die Teilnahme „an dem so genannten Jihadisten-Treffen“, wie er sagte.

Terrorprozess: Mutmaßlicher Kontaktmann sagte aus

Mit weiteren Zeugeneinvernahmen ist am Landesgericht für Strafsachen in Wien der Prozess rund um den Anschlag am 2. November 2020 fortgesetzt worden. Es ging unter anderem um „geistiges Rüstzeug“ und ein Jihadisten-Treffen.

Soll Treffen organisiert haben

Zu diesem Treffen waren Mitte Juli 2020 radikale Islamisten aus Deutschland und der Schweiz nach Wien gekommen, um Zeit mit dem 24-Jährigen, dem späteren Attentäter sowie dem Viertangeklagten im gegenständlichen Verfahren zu verbringen. Der 24-Jährige dürfte die Männer zusammengeführt haben. Man habe gemeinsam gegessen, „Brötchen und Manner-Schnitten und so etwas“.

Der Verfassungsschutz observierte das Treffen nach Hinweisen aus Deutschland. Eine akute Bedrohung wurde aber nicht gesehen. Unmittelbar nach dem Netzwerk-Treffen fuhr der Attentäter in die Slowakei, um Munition für ein davor erworbenes und beim Terror-Anschlag verwendetes Sturmgewehr zu kaufen.

„Gegrillt und gegessen“

Mit einem Blick auf die Anklagebank erklärte der Kontaktmann des Attentäters, er kenne von den sechs Männern nur den Viertangeklagten, einen 28-Jährigen. Dem wirft die Staatsanwaltschaft vor, den Attentäter unterstützt zu haben. Die Staatsanwältin modifizierte diesbezüglich ihre ursprüngliche Anklage, indem sie festhielt, der 28-Jährige habe ab Mitte Juli 2020 zur Ausführung der Tat insoweit beigetragen, als er den Anschlag mit dem Attentäter gemeinsam geplant habe und diesen psychisch bestärkt habe.

Auf die Frage, wie gut er den Viertangeklagten denn kenne, erwiderte der Kontaktmann des Attentäters, er habe diesen „nur vier bis fünf Mal getroffen“. Man sei nie gemeinsam in einer Moschee gewesen: „Wir haben gegrillt, gegessen, das war’s.“

Nach eigenem Prozess auf freiem Fuß

Der 24-Jährige hatte in einem eigenen Verfahren am Wiener Landesgericht vor drei Monaten wegen terroristischer Vereinigung und krimineller Organisation eine Freiheitsstrafe von 19 Monaten ausgefasst. Er befindet sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß, da er wenige Stunden nach dem Terror-Anschlag fest- und in U-Haft genommen worden war. Die fast zweijährige U-Haft war ihm auf seine Strafe anzurechnen. „Sie sind ein IS-Mann“, hatte der Richter ihm beschieden.

Dem nicht rechtskräftigen erstinstanzlichen Urteil zufolge – der 24-Jährige hatte dieses angenommen, die Staatsanwaltschaft gegen die Strafe berufen – hatte er in einer eigens angemieteten Wohnung in St. Pölten Treffen für Befürworter und Sympathisanten der radikal-islamistischen Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) veranstaltet, bei Zusammenkünften zum Freitag-Gebet Predigten mit IS-Inhalten gehalten und ein einschlägiges Buch vertrieben. An den Treffen nahm auch der spätere Attentäter teil, zuletzt Ende Oktober 2020 und damit wenige Tage vor dem Anschlag.