Linie 26 mit Type ULF kurz vor der Haltestelle Kraygasse
Wiener Linien / Helmer
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Verkehr

Wiener Linien dünnen Fahrpläne weiter aus

Die Personallage bei den Wiener Linien ist weiter angespannt. Ein Fünfpunkteprogramm soll nun helfen, die Fahrpläne in den nächsten Monaten zu „stabilisieren“. Unter anderem werden ab 9. Jänner die Intervalle bei den Bussen und Straßenbahnen erneut gedehnt.

Weiterhin fehlen laut Wiener Linien rund 100 Fahrerinnen und Fahrer für die Straßenbahnen und weitere 100 für die Busse. Zusätzlich erschwert laut dem Unternehmen eine „äußerst starke Krankheitswelle diesen Winter“ die Personalplanung. Die Folge sind oftmals lange Wartezeiten, vor allem bei den Straßenbahnen.

Seit 1. November ist der Fahrplan der Wiener Linien bereits um 0,4 Prozent reduziert – nun wird er noch einmal um 2,3 Prozent ausgedünnt. Betroffen davon sind 19 der 28 Straßenbahnlinien und 16 der 131 Buslinien. Bei den U-Bahnen ändert sich nichts. „Eine weitere Ausdehnung der Intervalle bei Bim und Bus soll eine bestmögliche Rückkehr zu mehr Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit bringen und das Personal entlasten“, heißt es von den Wiener Linien.

Intervalle im Schnitt um zwei Minuten gedehnt

Gedehnt würden dabei nur die Intervalle außerhalb der Morgenspitze, zudem auf weniger frequentierten Strecken und innerhalb schlechter ausgelasteter Zeiträume, wird betont. Der Schul- und Berufsverkehr bleibe davon unberührt. Die Intervalle sollen dabei im Durchschnitt um zwei Minuten länger werden, maximal um 2,5 Minuten. Betroffen sind die Fahrpläne unter der Woche ab 9.00 Uhr, an Samstagen ab 7.00 Uhr und an Sonntagen ab 10.00 Uhr.

„An Wochenenden sowie in der Ferienzeit verlängern die Wiener Linien dadurch bei einigen Straßenbahnlinien das Intervall von 7 bzw 7.30 Minuten auf 10 Minuten“, beschreibt das Unternehmen. Konkret gilt das beispielsweise samstags ab 7.00 Uhr künftig für die Linien 10, 25, 26, 33, 37, 38, 40, 41, 42, 44, 52, 60, 62, 71 und U2Z.

Wiener Linien dünnen Fahrplan weiter aus

Die Personallage bei den Wiener Linien ist weiter angespannt. Ein Fünfpunkteprogramm soll nun helfen, die Fahrpläne in den nächsten Monaten zu "stabilisieren“. Unter anderem werden ab 9. Jänner die Intervalle bei den Bussen und Straßenbahnen erneut gedehnt.

Prämie fürs Werben von Personal

„Die Wiener Linien sind ein starkes und zuverlässiges Unternehmen“, so Wiener-Linien-Chefin Alexandra Reinagl. „Aber es gibt Bereiche, in denen wir deutlich besser werden müssen. Dazu gehören die Personalgewinnung und die Optimierung der Arbeitsbedingungen im Fahrdienst sowie die Stabilisierung der Intervalle.“

Eine weitere Maßnahme im Fünfpunkteprogramm der Wiener Linien ist daher eine „Ausbildungsoffensive“. Unter anderem können Menschen mit zu geringen Deutschkenntnissen für die Fahrdienst-Ausbildung davor einen zehnwöchigen Deutschkurs absolvieren, der in der Arbeitszeit stattfindet. Außerdem wird das bestehende Personal motiviert, neue Leute anzuwerben – mit einer Prämie von 1.000 Euro. Die Straßenbahn-Schulen seien für die kommenden Monate bereits „recht gut gefüllt“, in den Buskursen gebe es jedoch noch einige freie Plätze.

Voller Fahrplan voraussichtlich ab Herbst 2023

Der Fahrdienst soll zudem attraktiver werden, unter anderem durch höhere Gehälter und Zulagen seit 1. Jänner 2023 und eine langfristige Arbeitszeitreduktion von 37,5 auf 35 Wochenstunden bei gleichbleibender Bezahlung. Aktuell prüfe man auch weitere Verbesserungen bei der Dienstplänen – etwa bezüglich der sogenannten Unterbrecherdienste und der Orte für Dienststart und Dienstende, so die Wiener Linien. Beides wurde in einem anonymen, offenen Brief kürzlich scharf kritisiert.

Auch die internen Abläufe sollen evaluiert werden. Eine Unternehmensberatung soll die Kapazitäts- und Dienstplanung sowie die Arbeitsbedingungen überprüfen und Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen. Derzeit erwarten die Wiener Linien eine Verbesserung der Personalsituation bis Herbst 2023 – dann werde man „voraussichtlich auch den Fahrplan wieder in vollem Umfang bedienen können“.

Alle betroffenen Linien

Straßenbahnen

Montag bis Freitag (Schule), ab 9.00 Uhr

  • Intervall nun 12 Minuten (vorher 10): Linien 10, 33, 37, 38, 40, 41, 42, 62, U2Z
  • Intervall nun 7,5 Minuten (vorher 6 Minuten, 40 Sekunden): Linien 44, 52, 60
  • Intervall nun 6 Minuten, 40 Sekunden (vorher 6 Minuten): Linien 25, 26

Montag bis Freitag (Ferien), ab 9.00 Uhr

  • Intervall nun 12 Minuten (vorher 10): Linien 10, 33, 37, 38, 40, 41, 42
  • Intervall nun 10 Minuten (vorher 7,5): Linien 25, 26, 44, 52, 60, 62, U2Z

Samstag ab 7.00 Uhr

  • Intervall nun 12 Minuten (vorher 10): Linien 10, 25, 26, 33, 37, 38, 40, 41, 42, 44, 52, 60, 62, 71, U2Z
  • Intervall nun 10 Minuten (vorher 6 oder 15): Linien 30, 31

Sonntag ab 10.00 Uhr

  • Intervall nun 12 Minuten (vorher 10): Linien 10, 11, 25, 26, 33, 37, 38, 40, 41, 42, 44, 46, 52, 60, 62, 71, U2Z
  • Intervall nun 10 Minuten (vorher 7,5 oder 15) : Linien 30, 31

Busse

Montag bis Freitag (Schule), ab 9.00 Uhr

  • Intervall nun 7,5 bis 10 Minuten (vorher 6 Minuten, 40 Sekunden bis 8 Minuten): Linien 11A, 11B, 15A, 31A, 57A, 63A, 66A, 74A

Montag bis Freitag (Ferien), ab 9.00 Uhr

  • Intervall nun 10 Minuten (vorher 7,5): Linien 7A, 15A, 26A, 29A, 35A, 48A, 57A, 59A, 66A, 74A

Samstag ab 7.00 Uhr

  • Intervall nun 10 Minuten (vorher 6 bis 7,5): Linien 7A, 14A, 66A

Sonntag ab 11.00 Uhr

  • Intervall nun 10 Minuten (vorher 7,5): Linien 11A, 13A

FPÖ befürchtet höhere Ticketpreise

Der Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp befürchtete am Donnerstag in einer Aussendung „in naher Zukunft massiv teurere Tickets und eine Jahreskarte von 420 Euro" und konstatierte "unfassbares Versagen der Wiener SPÖ“.

Kritik übte Nepp auch an der Ankündigung eines Deutschkurses für Menschen mit zu geringen Deutschkenntnissen: „Wenn man ausländische Schulabbrecher, die laut der Wiener Linien Geschäftsführerin zu geringe Deutschkenntisse haben, zuhause nicht lernbereit sind und keine komplexen Zusammenhänge erkennen können, als Fahrer für die Straßenbahn, den Autobus oder die U-Bahn einsetzt, dann ist das ein massives Sicherheitsrisiko für alle Verkehrsteilnehmer."

Grüne: Dritte Angebotskürzung in zwei Jahren

Die Wiener Grünen sprechen von der dritten Angebotskürzung bei Bus und Straßenbahn in zwei Jahren. Heidi Sequenz, die Mobilitätssprecherin der Grünen, sah einen „Schlag ins Gesicht“ für alle Nutzerinnen und Nutzer der Öffis. Statt dem nötigen, massiven Ausbau müsse man einen Abbau bei den öffentlichen Verkehrsmitteln hinnehmen, konstatierte Sequenz.

„Zwar sollen die Fahrplan-Kürzungen die Wiener Linien wieder verlässlicher machen, doch schon jetzt ist klar, dass das nicht reichen wird. Es wird weiterhin zu Ausfällen mit langen Wartezeiten kommen“, so Sequenz. Gerade die Flächenbezirke, in denen das Angebot jetzt schon gering sei, würden von der Maßnahme hart getroffen. „Die Stadt baut um über eine halbe Milliarde eine Autobahn und schafft es währenddessen nicht einmal, die Öffi-Fahrpläne einzuhalten“, kritisierte auch Gemeinderat Kilian Stark, der ebenfalls als grüner Mobilitätssprecher in Wien fungiert.