Kinder in Klassenzimmer
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Bildung

Lob und Kritik für neue Lehrpläne

Das neue Jahr bringt neue Lehrpläne für die Pflichtschulen im Herbst. Mehr Finanz – und Demokratiebildung sind darin enthalten. Der Wiener Bildungsdirektor sieht in den neuen Lehrplänen einen Fortschritt. Kritik kommt von Bildungsexperte Stefan Hopmann.

Neben Mathematik werden in den neuen Lehrplänen auch Inhalte wie Demokratie, der verantwortungsvolle Umgang mit Geld und die Landesverteidigung am Stundenplan stehen. Der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer resümiert positiv. „Es ist eine gute Weiterentwicklung von dem, was sich verändert hat, was es in Zukunft braucht. Da zählt zum Beispiel die Digitalisierung und die Wirtschaftsbildung dazu. Aber auch die Fremdsprachen spielen eine große Rolle.“

Anders sieht das der Bildungsexperte Stefan Hopmann. Ein großer Wurf sei der Lehrplan „ganz und gar nicht. Wir machen was nach, was vor 20, 30 Jahren in anderen Ländern angefangen hat, nämlich die Idee, durch detaillierte Kompetenzsteuerung, Unterricht steuern zu können. Die anderen, die das schon länger machen, sind schon längst dabei, das wieder abzubauen.“

Neue Lehrpläne unter der Lupe

Das neue Jahr bringt ab Herbst auch neue Lehrpläne für die Pflichtschulen. Diese präsentierte der Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in dieser Woche. Doch an den Lehrplänen hagelt es Kritik.

Fünf Jahre in Arbeit

Die neuen Lehrpläne für die Pflichtschulen sind Verordnungen des Bildungsministeriums. „Es wurden Expertengruppen eingerichtet, mit Mitgliedern aus den pädagogischen Hochschulen, den Unis, aber auch aus der Schulsaufsicht und aus anderen pädagogischen Berufen, also auch Praktikerinnen und Praktiker waren dabei“, erklärt Elisabeth Fuchs, die stellvertretende Leiterin im Pädagogischen Dienst der Bildungsdirektion.

Die Expertinnen und Experten tüftelten schon seit 2018 daran, was künftig in den Schulbüchern steht. Grundlagen sind die vorhergehenden Lehrpläne und die sich verändernden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. „Ich gehe davon aus, dass es diese immer wieder raschen Entwicklungen waren, die notwendig gemacht haben, dass man sich neu zusammengesetzt hat und in manchen Bereichen den Lehrplan neu überdacht und neu gestaltet hat“, so Fuchs.

Lehrpläne enthalten mehr als Schule leisten kann

Für Hopmann steht in den Lehrplänen „viel mehr, als Schulen überhaupt leisten können“. „Das wäre an und für sich kein Problem, wenn es den Schulen und den Lehrkräften überlassen bliebe, zu wählen, was davon sie machen und was sie davon lassen.“ Das sei früher normal gewesen, mittlerweile gebe es aber die Erwartung, das alles abzuarbeiten. Das sei unmöglich, so der Bildungsexperte.

In der Begutachtung hat es Kritik aus verschiedenen Richtungen an den Entwürfen gegeben. Für Lehrkräftevertreter waren sie wegen der oft zu großen Schulklassen kaum umsetzbar. Kritisch gesehen wurde auch die Überfrachtung der Lehrpläne. Gestrichen wurde kaum etwas.

Bildungsexperte Hopmann zu neuen Lehrplänen

Der Bildungsexperte Stefan Hopmann spricht unter anderem über die neuen Lehrpläne, die ab Herbst kommen sollen.

Der neue Lehrplan habe einen anderen Zugang, sagt Fuchs. „Er geht nicht mehr davon aus, was müssen Kinder oder Schülerinnen und Schüler lernen in der Schule, was müssen sie wissen. Sondern, welche Kompetenzen brauchen sie, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden, zu können.“

Letzter Lehrplan jahrzehntelang im Einsatz

Die letzten Adaptierungen sind Jahrzehnte her, erzählt Fuchs. „Soweit ich mich erinnern kann, hatten wir in der Mittelstufe den letzten Lehrplan 1999. Davor gab es einen Lehrplan der Volksschule.“ Das möchte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) mit einer kontinuierlichen Lehrplankommission ändern.

Diese Ankündigung wird in Wien ebenfalls positiv gesehen. Bildungsdirektor Himmer sagt: „Wichtig wäre natürlich auch, dass man junge Menschen mit hineinnimmt. Denn wir tun das ja alles vor allem für unsere Kinder und Jugendlichen und daher sollten die auch ein Teil einer solchen Kommission sein.“ Auch der Bildungsexperte meint: „Das kann nicht schaden.“