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27 Minuten: Ärger über „Öffi“-Wartezeiten

Für viele hat der Tag nach den Weihnachtsferien mit Warten begonnen: Denn ab sofort ist der reduzierte Fahrplan der Wiener Linien in Kraft. Bei den Wienerinnen und Wienern überwog der Ärger über Straßenbahnintervalle von bis zu 27 Minuten.

Im sogenannten „Jonasreindl“ fahren am frühen Vormittag im Minutentakt Straßenbahnen ab. Normalerweise – denn mit Montag ist der weiter reduzierte Fahrplan der Wiener Linien in Kraft getreten. Der bedeutet noch längere Wartezeiten: Eine Viertelstunde ist keine Ausnahme mehr, Spitzenreiter ist beim „Wien heute“-Lokalaugenschein ein Intervall von 27 Minuten beim 41er.

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Lange Wartezeiten auf einer Anzeige
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Eine Bushaltestelle
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Menschen steigen in eine Straßenbahn
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„Ich habe einen kleinen Schock. Ich muss meine Freundin anrufen, dass ich mich verspäte“, sagt eine ältere Dame. „Jetzt gehe ich wahrscheinlich zu Fuß“, heißt es resignierend von einer anderen. „Eigentlich traurig“, sagt ein junger Mann, „zuerst hat man gesagt, dass es an Corona liegt und den vielen Krankenständen. Jetzt zeigt sich, dass es vielleicht doch andere Gründe hat und die Arbeitsbedingungen schlecht sind.“ „Grässlich. Ich komme meistens zu spät in die Arbeit“, so das Fazit einer Frau.

Krankheitswelle und Weichenstörung

Den Wiener Linien fehlen derzeit rund 100 Fahrerinnen und Fahrer für die Straßenbahnen und weitere 100 für die Busse. Sie können derzeit nicht nachbesetzt werden. Zusätzlich erschwert laut dem Unternehmen eine „äußerst starke Krankheitswelle diesen Winter“ die Personalplanung. Mit der Anpassung des Fahrplans seien nun von Montag bis Freitag an Schultagen 49 Schichten weniger besetzt, das entspreche einer Leistung von 75 bis 80 Fahrerinnen und Fahrern.

Eine Weichenstörung in der Spitalgasse führte laut Wiener Linien zusätzlich zu Verspätungen der Bimlinien, die beim Jonasreindl halten. Am Nachmittag kam es aufgrund eines Rettungseinsatzes auf den Bimlinien 9, 49 und 31, 33 zu unterschiedlichen Intervallen.

Diese Erklärungen kommen bei den Wienerinnen und Wienern nicht an: „Es ist wirklich eine Katastrophe, eine Misswirtschaft bei den Wiener Linien – überhaupt keine Diskussion. Ich kann es nicht verstehen und es stört mich jedes Mal wieder, wenn ich 20 Minuten auf eine Straßenbahn warten muss“, so ein älterer Herr gegenüber „Wien heute“. „Also ich weiß nicht, was die für ein Konzept dahinter haben – man weiß ja schon seit langem, dass Leute in Pension gehen. Also hätte man schon lange aufstocken können“, sagt eine Dame. „Mich betrifft es zum Glück nicht so, ich studiere noch. Wer zur Arbeit muss, da ist sicher frustrierend, so lange zu warten“, sagt eine Studentin.

Wartezeiten wohl noch bis Herbst

„Mir ist sehr sehr wichtig, dass dieses Thema der Knappheit schnellstmöglich gelöst wird. Deshalb habe ich auch die Geschäftsführung der Wiener Linien beauftragt, hier mit einem Fünf-Punkte-Plan zu arbeiten“, sagt Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Vor allem müsse man Gehälter und Zeiten attraktivieren, dazu brauche es womöglich auch externe Hilfe. „Mir ist wichtig, dass wir zur alten Qualität schnellstmöglich zurückkehren, und deshalb gibt es eine klare Forderung von mir an die Geschäftsführung, das mit dem Herbst-Fahrplan auch zu realisieren.“