Haus Außenansicht
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Chronik

Frau und Apotheker getötet: Selber Verdächtiger

Sowohl die tödliche Messerattacke auf eine 31-jährige Mutter am Sonntag in einem Einfamilienhaus in Floridsdorf als auch der Mord an einem Apotheker am Neujahrstag sind geklärt. Ein obdachloser 50-jähriger Mann wurde als tatverdächtig festgenommen.

Der Obdachlose soll nicht nur für den Mord an der 31-jährigen Frau, sondern auch für den Mord an einem ehemaligen Apotheker (74) verantwortlich sein, wie der Landespolizeipräsident in Wien, Gerhard Pürstl, der stellvertretende Leiter des Ermittlungsdienstes des Landeskriminalamts Wien, Dietmar Berger, und die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, bei einer Pressekonferenz bekanntgaben. Der Apotheker wurde am Neujahrstag tot in seinem Haus in der Donaustadt aufgefunden.

„Wien heute“-Redakteur gab entscheidenden Hinweis

Wie Oberstleutnant Berger sagte, gibt es kein erkennbares Motiv. „Es scheint sich um willkürliche Taten gehandelt zu haben“, so Berger. Der Verdächtige wurde nach einem Hinweis eines „Wien heute“-Redakteurs festgenommen. Dieser sah ihn bei Dreharbeiten zusammen mit seinem Kameramann, wie er Stunden nach der Tat in das Haus der getöteten Frau einzudringen versuchte. Die Beamten nahmen den Mann vorerst wegen versuchten Einbruchs fest. Aufgrund der DNA-Spuren war aber bald klar, dass es sich um den Täter handeln könnte.

Bei dem Mann handelt es sich um einen 50-jährigen polnischen Staatsbürger, der sich illegal in Österreich aufgehalten hatte. „Es ist ein klassisches U-Boot“, sagte Berger. In Österreich war er Ende 2022 erstmals durch zwei Delikte aufgefallen: am 27. Dezember 2022 wegen Körperverletzung an seiner – ebenfalls odachlosen – polnischen Lebensgefährtin sowie am 29. Dezember 2022 wegen Brandstiftung. In Deutschland hatte er aber von 2001 bis 2018 insgesamt 23 Delikte gesetzt – von Diebstahl über Körperverletzung bis hin zu Raub.

Pressekonferenz der Polizei
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Die Polizei gab Details zu den Fällen in einer Pressekonferenz bekannt

Eine Einvernahme des Verdächtigen scheiterte, da dieser gegenüber der Polizei derartig aggressiv war, dass die Spezialeinheit WEGA angefordert werden musste. Gegen den Mann bestand bereits eine Festnahmeanordnung.

Verdächtiger blieb in Haus der Opfer

Der Fall ist selbst für die erfahrensten Ermittler sehr ungewöhnlich, denn der Mann dürfte ohne jegliches Motiv gehandelt haben. Laut den Ermittlern soll sich der getötete Pensionist noch in der Silvesternacht bei seinen Bekannten gemeldet haben. Da er am nächsten Tag nicht zum gemeinsamen Essen erschien, fuhren sie zum Haus des 74-Jährigen.

Der getötete Apotheker wies schwere Kopfverletzungen, gefesselte Beine sowie Misshandlungsspuren am ganzen Körper auf. Die Polizisten fanden zwar eine hergerichtete Tasche mit Diebesgut aus dem Haus, diese wurde aber zurückgelassen. Der Verdächtige dürfte sich aber über längere Zeit am Tatort aufgehalten und auch alkoholische Getränke konsumiert haben. Mitgenommen hat der mutmaßliche Täter dann aber lediglich eine Geldbörse und die Schuhe des Opfers.

Auch beim den zweiten Delikt, bei dem eine zweifache 31-jährige Mutter durch schwere Kopfverletzungen und mehrere Messerstichen getötet wurde, dürfte es sich nicht um einen regulären Einbruch gehandelt haben. Auch hier war der Tatort Berger zufolge „chaotisch und kompliziert“, die Szene wirkte „surreal“. Der Verdächtige hielt sich vermutlich ebenfalls mehrere Stunden in dem Haus auf, konsumierte Getränke und stahl letztlich wieder nur Schuhe. „Es ist nicht nachvollziehbar, was der Täter gemacht hat“, so Berger. Die beiden Kinder (vier und fünf Jahre alt) blieben körperlich unversehrt, sie werden nun schonend befragt.

Möglicherweise weitere Taten in Deutschland

In die Häuser kam der Verdächtige jeweils durch unverschlossene Türen. Der Mann rüttelte so lange an den Klinken, bis die Tür aufging, so Berger. Die Tatorte würden jedenfalls sehr ähnlich aussehen – auch deshalb gehe man vom selben Täter in beiden Fällen aus. Der 50-jährige Mann könnte auch für Verbrechen in Deutschland verantwortlich sein. Dafür geben zumindest hinterlassene DNA-Spuren Hinweise, hieß es bei der Pressekonferenz. Laut Bussek wird über den Mann nach seiner Einvernahme wohl Untersuchungshaft verhängt sowie ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag geben, denn er gelte als „hochgefährlich“.