Barocke Prunkstiege und Eingang zum Prunksaal, Wien, 2016
Österreichische Nationalbibliothek/Johannes Hloch
Österreichische Nationalbibliothek/Johannes Hloch
Kultur

Fischer von Erlach und der ÖNB-Prunksaal

Dem Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) und seinem Architekten ist ein Jubiläum gemein: Vor 300 Jahren starb mit Johann Bernhard Fischer von Erlach einer der bedeutendsten Barockarchitekten Mitteleuropas, gleichzeitig startete der Bau der kaiserlichen Bibliothek.

Mit Darstellungen in schweren Büchern innerhalb noch schwererer Holzvitrinen blickt man im Prunksaal von Donnerstag bis 5. März auf Architekt und Bau zurück. Bei der Pressekonferenz zu „Fischer von Erlach und der Prunksaal des Kaisers“ fand ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger am Mittwoch mehr als schmeichelnde Worte für den Prunksaal.

Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723), Öl auf Leinwand, o.J.
Österreichische Nationalbibliothek
Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723), Öl auf Leinwand, o. J.

„Herzstück der Österreichischen Nationalbibliothek“

Dieser habe sich nicht nur seine „Bedeutung als symbolischer Ort des Wissens und der kulturellen Identität Österreichs“ bewahrt, sondern sei auch das „Herzstück der Österreichischen Nationalbibliothek“ und verbinde selbige mit ihrer eigenen Geschichte. Auf der Suche nach einem permanenten Unterbringungsort für die Bestände der kaiserlichen Bibliothek war der Impuls für einen Neubau von Kaiser Karl VI. ausgegangen.

Dieser ist im Prunksaal omnipräsent, sagte Kurator Andreas Fingernagel: Das Kuppelfresko würdigt ihn ebenso wie eine Statue, die ihn als römischen Imperator darstellt. Man sei sich trotz fehlender schriftlicher Belege einig, dass das Konzept auf Fischer von Erlach zurückgeht – er habe sich für die Doppelsäulen etwa Anleihen aus dem Palazzo Colonna in Rom genommen, außerdem sei er Oberinspektor für alle Hofbauten gewesen, so Fingernagel.

Nationalbibliothek in neuem Glanz

Nach Restaurierungsarbeiten erstrahlt die Nationalbibliothek wieder in neuem Glanz und ist nun wieder für das Publikum offen. Eine kleine Ausstellung erinnert an seine bewegte Geschichte.

Revolution, Krieg und Brand

Fertiggestellt wurde das Gebäude dann von seinem Sohn Joseph Emanuel Fischer von Erlach, der hauptsächlich den Außenbau prägte. Auf das übrige Schaffen des vor 300 Jahren verstorbenen Fischer von Erlachs verweisen etwa Auszüge aus seinem architekturgeschichtlichen Werk „Entwurff einer historischen Architektur“. Diese umfassen neben dem Koloss von Rhodos auch seine eigenen Bauten, etwa die Karlskirche in Wien und die Kollegienkirche in Salzburg.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Einblick in das „alte“ Treppenhaus, Zeichnung, ca. 1737
Österreichische Nationalbibliothek
Einblick in das „alte“ Treppenhaus, Zeichnung, ca. 1737
Barocke Prunkstiege und Eingang zum Prunksaal, Wien, 2016
Österreichische Nationalbibliothek/Johannes Hloch
Barocke Prunkstiege und Eingang zum Prunksaal, Wien, 2016
Kuppelfresko von Daniel Gran, Schule von Athen: Nautik, Festungsarchitektur, Errichtung von Militärlagern und Musik, Kupferstich, Wien, ca. 1737
Österreichische Nationalbibliothek
Kuppelfresko von Daniel Gran, Schule von Athen: Nautik, Festungsarchitektur, Errichtung von Militärlagern und Musik, Kupferstich, Wien, ca. 1737
Ansicht der Hofbibliothek nach Plänen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach, lavierte Feder-Tusch-Zeichnung, 1733
Österreichische Nationalbibliothek
Ansicht der Hofbibliothek nach Plänen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach, lavierte Feder-Tusch-Zeichnung, 1733
Längsschnitt durch den Prunksaal (Hauptgeschoss), 1737
Österreichische Nationalbibliothek
Längsschnitt durch den Prunksaal (Hauptgeschoss), 1737

Mehr als der Architekt steht der Prunksaal selbst im Mittelpunkt: Nur kurz nach seiner Fertigstellung musste der Bau saniert werden, dazu gibt es Zeichnungen des Architekten Nikolaus Pacassi. Dem während der Revolution von 1848 im Augustinertrakt ausgebrochenen Brand – eine Lithografie zeigt wild aufsteigende Flammen auf dem Josefsplatz – entging der zentrale Bibliotheksbau genauso wie den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges und dem Feuer, das den angrenzenden Redoutensaaltrakt 1992 fast vollständig zerstörte.

Die Ausstellung

„Fischer von Erlach und der Prunksaal des Kaisers. 300 Jahre barocke Pracht“, von 12. Jänner bis 5. März im Prunksaal der ÖNB, Josefsplatz 1

In neuem Glanz

1955 wurde restauriert. Fast 70 Jahre danach machten die Risse und der Staub der Zeit das nochmals notwendig. Noch im Lockdown 2020 hatte man begonnen, etwa die Beleuchtung zu erneuern, nach Arbeiten von Juli bis Dezember des vergangenen Jahres wurde die Arbeiten abgeschlossen. „Der Boden glänzt wie ein Ballsaal“, freute sich Rachinger.

Vergoldungen, Bestandteile aus Stuck, Marmor, Stein, Metall sowie die historischen Bücherregale wurden konserviert und restauriert. Etwas über vier Mio. Euro habe man dafür benötigt, so Rachinger, die dem Kulturministerium für das Zurverfügungstellen der Mittel dankte.