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chronik

Popper sieht neue Vorwürfe gelassen

Wie angekündigt ist auch die 2015 eingereichte Doktorarbeit des Simulationsforschers Niki Popper geprüft worden. Auch in ihr sollen nicht korrekte Zitate enthalten sein. Popper steht den Vorwürfen des Plagiatsprüfers Stefan Weber gelassen gegenüber.

„Ich bin mir sicher, dass meine Arbeiten ganz gut sind – und vor allem eigenständig“, teilte Popper am Freitag auf Twitter mit. Interessant sei, dass sich Weber auf Dinge fokussiere, die eher sein Thema seien und nicht Kern der Forschung. Aber: Die Frage, ob ein Plagiat vorliege, müssten andere klären. Popper war in der Corona-Krise einer der gefragtesten Experten, Mitglied der Gecko-Kommission und verfolgte mit seinen Simulationsmodellen die Weiterentwicklung der Pandemie.

Simulationsforscher Niki Popper
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Simulationsforscher Niki Popper

Im schlimmsten Fall droht die Aberkennung der akademischen Titel. Mit dieser Möglichkeit rechnete Popper selbst aber nicht: „Ich bin da relativ guter Dinge, dass das, was ich gemacht habe inhaltlicher Weise, auf jeden Fall standhalten wird.“ Die TU Wien war für ein Interview nicht zu erreichen, ließ aber ausrichten, dass der aktuelle Fall universitätsintern geprüft werde.

Plagiatsvorwürfe gegen Niki Popper

Simulationsforscher Niki Popper hat in der Pandemie laufend für Informationen und Vorausblicke gesorgt. Jetzt steht er selbst im Mittelpunkt. Es geht um Plagiatsvorwürfe.

Neu entwickelte Ideen auf vorhandenen Grundlagen

Schon zuvor wollte Weber Plagiate in Poppers Diplomarbeit aus dem Jahr 2001 erkannt haben. Dieser begrüßte es, dass darüber öffentlich diskutiert werde. Transparenz sei wichtig. Das gelte für ihn genauso wie für andere, so Popper. Er räumte ein, bei der Darstellung von Grundlagen eventuell ungenau gewesen zu sein. Dabei geht es um jenen Teil der Arbeit, in dem Popper bereits erforschte Grundlagen zur Anatomie und der Funktion der Lunge schilderte.

Auf diesen vorliegenden Ergebnissen baute Popper dann seine eigene Forschung auf. Hier hakt auch Mathematik-Dekan Ioan Bot von der Uni Wien ein. Geht es nach ihm, so sind Texte in der Mathematik generell weniger relevant: „Die Texte haben keine Relevanz. Es geht wirklich um die Ideen, die man neu entwickelt. Es geht um Methoden, es geht um Algorithmen.“

Plagiatsprüfer Stefan Weber
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Plagiatsprüfer Stefan Weber

Weber will gegen Wegschauen vorgehen

Plagiatsprüfer Weber spricht von einer generellen Schieflage im Bildungssystem: „Die Veröffentlichung von Plagiatsvorwürfen ist eine Reaktion auf den falschen Umgang der Universitäten mit dem Plagiatsthema. Schüler und Schülerinnen spüren oft ernsthafte Konsequenzen, wenn sie plagiieren – bei Akademikern und Akademikerinnen schaut man dann weg.“

An der Uni Wien werden Abschlussarbeiten seit 2008 routinemäßig überprüft. Bei Plagiatsverdacht wird ein Prüfverfahren eingeleitet. Betroffene können zu Vorwürfen Stellung nehmen, bevor Gutachter sie prüfen. Sie beurteilen die Arbeit im Kontext der Wissenschaftsdisziplin und der Praxis in dieser Wissenschaftsdisziplin zu der Zeit, zu der die Arbeit gemacht wurde. Laut dem Studienpräses der Uni Wien, Peter Lieberzeit, ist es auch nicht sinnvoll, eine Arbeit, die vor Jahrzehnten gemacht wurde, nach Kriterien des Jahres 2022 zu beurteilen.