Bronner während eines Interviews
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Medienmacher Oscar Bronner ist 80

„Guten Tag, mein Name ist Oscar Bronner“, kam es jahrelang aus dem Radio. Und dieser Name ist untrennbar mit Qualitätsjournalismus verbunden – etwa durch die Gründungen von „Der Standard“, „profil“ und „trend“. Nun feiert er seinen 80. Geburtstag.

Mit den Gründungen schrieb sich der Medienmacher in die österreichische Zeitungs- und Magazinlandschaft ein. Dennoch sieht sich Bronner inzwischen eher als Künstler. Denn seit Jahren widmet er sich fast ausschließlich der Malerei und Bildhauerei – sein „Brotberuf“ bleibt allerdings der Journalismus, nach wie vor ist Bronner „Standard“-Herausgeber. Der am 14. Jänner 1943 in Haifa geborene Sohn des 2007 verstorbenen Kabarettisten, Komponisten und Schriftstellers Gerhard Bronner kann auf eine abwechslungsreiche Karriere zurückblicken.

Nachdem die Familie 1948 aus dem Exil nach Österreich zurückkehrte, studierte Bronner Soziologie, Philosophie und Psychologie in Wien und sammelte erste journalistische Berufserfahrung bei den Tageszeitungen „Express“ und „Kurier“. Bei letzterem engagierte er sich auch für das ORF-Rundfunkvolksbegehren. Für großes Aufsehen sorgte Bronner bereits als junger Journalist in der Zeitschrift „Forum“, wo er Artikel über die NS-Vergangenheit österreichischer Richter und geringe Strafen für den Eichmann-Gehilfen Franz Novak veröffentlichte.

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Bronner im Jahr 1998
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Bronner, 1998
Oscar Bronner während der Festveranstaltung  „10 Jahre Der Standard“
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Bronner während der Festveranstaltung „10 Jahre Der Standard“
Die Concordia-Preistraeger Oscar Bronner, Susanne Scholl und Markus Mueller 2007, im Rahmen der Preisverleihung
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Die Concordia-Preisträger Oscar Bronner, Susanne Scholl und Markus Mueller 2007, im Rahmen der Preisverleihung
Bronner und BP Heinz Fischer 2007, im Rahmen der Begraebniszeremonie fuer den verstorbenen Kabarettisten Gerhard Bronner
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Bronner und Heinz Fischer 2007, im Rahmen der Begräbniszeremonie für den verstorbenen Kabarettisten Gerhard Bronner
Oscar Bronner 2020, während der Österreichischen Medientage
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Oscar Bronner 2020, während der Österreichischen Medientage
Bronner 2018, im Rahmen der Feier „30 Jahre Der Standard“
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Bronner 2018, im Rahmen der Feier „30 Jahre Der Standard“
Bronner in seiner Bibliothek
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Bronner in seiner Bibliothek

1970 – Gründungsjahr für „trend“ und „profil“

Im Jänner 1970 gründete er den „trend“. Im Editorial schrieb Bronner damals, Wirtschaftspublizistik sei eine heikle Sache, er vertraue aber darauf, dass es genügend mündige Personen gebe, die „an einer unabhängigen, kritischen und modernen Wirtschaftsberichterstattung interessiert sind“. Kurze Zeit darauf, im September 1970, erblickte „profil“ damals noch als Monatsmagazin das Licht der Welt. Das Nachrichtenmagazin zeichnete sich durch einen frechen und aufmüpfigen Stil aus. Es schonte niemanden. So kam es, dass so manche Ausgabe behördlich beschlagnahmt wurde.

Heute kämpft das Magazin mit sinkenden Auflagezahlen. „Sie haben einiges verschlafen, was mir sehr leid tut. Mal schauen, ob sie das Ruder herumreißen können“, hielt Bronner dazu jüngst gegenüber der APA fest. Verantwortlich ist er schon lange nicht mehr für „profil“, verkaufte er doch 1974 den Wirtschafts-Trend-Zeitschriftenverlag und ging auf „ein halbes Jahr“ nach New York.

1988 – „Wollte liberale Tageszeitung von Weltformat“

Aus dem halben Jahr sollten 13 Jahre werden, in denen er als Zeitungsleser von der „New York Times“ verwöhnt wurde und sich seiner Malerei widmete. „Da konnte ich mir wieder nicht vorstellen, das jemals aufzugeben, um noch eine Zeitung zu machen“, erinnerte sich Bronner 2011 in einem Interview. Es sollte allerdings anders kommen, denn 1988 setzte Bronner seine Idee von einer „liberalen Tageszeitung mit Weltformat“ in die Tat um und gründete den „Standard“, der erstmals am 19. Oktober desselben Jahres erschien.

Die erste österreichische Zeitungsgründung seit 16 Jahren sorgte für einiges Aufsehen. Bronner orientierte sich mit der Tageszeitung an der „New York Times“. „Das Vorbild für mich war, anständigen Journalismus zu machen: unabhängig, überparteilich, ohne versteckte Interessen und auf Augenhöhe mit den Lesern. In all diesen Aspekten haben wir der ‚New York Times‘ vom ersten Tag entsprochen“, so Bronner, der betonte, dass man nie selbstzufrieden sein dürfe. So arbeite „Der Standard“ täglich daran, „noch besser zu werden“.

Bronners Name nach wie vor auf „Standard“-Titelseite

Sein Name prangt seit eh und je auf jeder Titelseite des „Standard“ – aber nicht aus Eitelkeit, wie Bronner, der sich ungern selbst vermarktet, sagte: „Der Grund war, dass wir bei der Gründung in Partnerschaft mit dem Axel Springer Verlag waren. Dieser hatte einen gewissen Ruf. So dankbar ich war, dass er bei der Gründung geholfen hat, sollte klar sein, dass es keine Springer-Zeitung ist.“ 1995 kaufte er die Anteile des Springer Verlags am „Standard“. Im selben Jahr ging www.derstandard.at online, womit Bronners Zeitung als erste im deutschsprachigen Raum einen Auftritt im Internet hatte.

1998 übernahm der Süddeutsche Verlag 49 Prozent an der Zeitung, womit Bronner einen Bankkredit tilgen konnte. Pünktlich zum 20. Geburtstag 2008 kaufte Bronner aber auch diese Anteile wieder zurück. „Wir sind in einem so stark konzentrierten Markt eine Art gallisches Dorf, das auf niemanden Rücksicht nehmen muss“, kommentierte der Herausgeber den Rückkauf. „Das ist mir sehr sympathisch.“

Bronner 2013 vor zwei seiner Gemälde
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Bronner arbeitet inzwischen hauptsächlich als Bildhauer und Maler

Im selben Jahr lehnte Bronner, der zwischendurch auch Vizepräsident des Verbands Österreichischer Zeitungen war, den Sonderpreis des „Österreichischen Journalist“ für sein Lebenswerk ab, da „Krone“-Kolumnist Michael Jeannee ebenfalls geehrt werden sollte. Dieser repräsentiere „eine Form des Journalismus […], die meinem Lebenswerk diametral entgegensteht“, begründete Bronner seine Verweigerung.

Zog sich 2014 aus operativem Geschäft zurück

2014 zog sich Bronner, der auch als Präsident des Österreichischen Presserats agierte, aus dem operativen Geschäft beim „Standard“ zurück. Die Geschäfte der Zeitung führt heute sein Sohn Alexander Mitteräcker. Als Herausgeber ist Bronner aber nach wie vor tätig, wacht über die Blattlinie und steht für Fragen zur Verfügung.

Den Großteil seiner Zeit widmet er seit Jahren der Malerei und Bildhauerei und damit seiner eigentlichen Berufung, wie er sagt. Denn Journalismus sei lediglich sein Brotberuf. „Für viele Menschen bin ich der erfolgreiche Zeitungsmacher, der eben ein Hobby hat. Dass das für mich eher umgekehrt ist, ist schwer vermittelbar. Aber da kann man nichts machen“, so Bronner. Er habe gelernt, damit zu leben.

Arbeitet derzeit als Bildhauer

Derzeit betätigt er sich als Bildhauer. Er arbeite in Serien und müsse die gegenwärtige ausschöpfen, bevor er wieder zur Malerei zurückkehren könne, erklärte er. Letztere betreibt er oft mit den bloßen Fingern und nur solange die aufgetragene Farbe noch nass ist, da er ansonsten dazu tendiert, ein Bild solange zu korrigieren, bis es sein Leben verliert.

Im Jahr 2018 waren Bronners Werke zuletzt in einer Einzelausstellung in Wien zu sehen. Die nächste ist noch nicht in Planung. „Aber ich hoffe, dass bald wieder eine stattfindet“, meinte er. Einige Bilder und Skulpturen haben sich angesammelt.