Die Villa von außen
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Chronik

Besitzer lässt Gründerzeitvilla verfallen

Erneut wird ein Gründerzeithaus offenbar absichtlich dem Verfall preisgegeben: Diesmal betrifft es eine Villa in der Beckgasse in Wien-Hietzing. Bezirkspolitik, Baupolizei und Denkmalschutz können allerdings kaum etwas dagegen tun.

Vom Glanz früherer Zeiten ist nicht mehr viel übrig – aber trotz des fortgeschrittenen Verfalls ist erkennbar, wie schön die Gründerzeitvilla in der Beckgasse eigentlich wäre. Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) und sowie die anderen Bezirksparteien sind sich zwar einig, dass das Haus erhaltenswert ist. Einschreiten können sie allerdings nicht. „Der Bezirk kann nur aufzeigen und wachrütteln, weil offenbar selbst den Stellen der Stadt Wien die Hände gebunden sind in rechtlicher Sicht. Also, dass man die Eigentümer oder den Eigentümer dazu zwingt, dass er dieses Gebäude erhält oder die Substanz schützt“, so Kobald gegenüber „Wien heute“.

Undichtes Dach, offene Fenster

Zahlreiche Erhebungen und Einsätze – etwa der Baupolizei – sind bereits dokumentiert. Der gravierendste Schaden soll ein völlig undichtes Dach sein. Dazu ist offensichtlich, dass zahlreiche Fenster geöffnet bzw. kaputt sind. In der Nachbarschaft wird der Verfall besorgt miterlebt.

Die Villa auf der Beckgasse
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Die Baupolizei hat bereits mehrfach Instandhaltungsmaßnahmen vorgeschrieben

„Immer wenn ich raus schaue, sehe ich dieses wunderschöne Haus, wie es langsam verfällt und wie man es anscheinend auch verfallen lassen will. Es tut mir auch total leid, weil der Baugrund hier ist irrsinnig teuer und wenn da irgendein Bauträger kommt und da Luxuswohnungen hinbaut, wie sie jetzt überall in Hietzing hingebaut werden, dann ist das natürlich schrecklich“, so Anrainerin Monika Stork.

Villa steht seit 2014 leer

Auch die Initiative Denkmalschutz hat das nicht denkmalgeschützte Haus schon seit 2014 genau im Blick: „Seit dieser Zeit steht es leer. Wir haben auch immer wieder gesehen, dass Fenster offen gestanden sind. Und wir haben gehört, dass teilweise Obdachlose drinnen gewohnt und angeblich sogar Feuer gemacht haben. Also es ist sicher notwendig, dass man so schöne Bausubstanz vor dem Verfall schützt“, so Gerhard Hertenberger von der Initiative Denkmalschutz.

Wieder Abriss eines Gründerzeithauses

Trotz des fortgeschrittenen Verfalls ist erkennbar wie schön eine Hietzinger Villa in der Beckgasse eigentlich wäre. Bezirksvorsteherin Silke Kobald und alle Fraktionen der Hietzinger Politik sind sich einig, dass das Haus erhaltenswert wäre.

In der neuen Bauordnung könnte das anders gelöst werden. Derzeit wird eine Dokumentationspflicht für Instandsetzungsarbeiten diskutiert. Damit könnten man frühzeitig – also noch vor der wirtschaftlichen Abbruchreife – erkennen, wenn jemand nicht mehr in sein Gebäude investiert.

Fenster der Villa
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Seit 2014 steht das Gebäude leer

Baupolizei forderte bereits Maßnahmen ein

Das scheint in der Beckgasse der Fall zu sein. Einen Antrag auf Abbruch – aufgrund des fortschreitenden Verfalls – hat der Besitzer allerdings noch nicht eingebracht. Die Baupolizei hat daher Sanierungsmaßnahmen eingefordert. Wenn diese nicht erfolgen, werden sie von Seiten der Stadt durchgeführt und dem Besitzer in Rechnung gestellt. Gegen dieses Vorhaben hat der Besitzer allerdings berufen, erfolglos.

Durch die Dauer des Verfahrens sind jedoch weitere Maßnahmen nötig geworden, das Verwaltungsgericht hat diese wiederum bestätigt – nun hat der Eigentümer Zeit, sie selbst durchzuführen bis die Stadt übernimmt. Das Gebäude befindet sich zusätzlich in einer Schutzzone, weshalb äußerliche Veränderungen mit der für Stadtgestaltung zuständigen Magistratsabteilung abzuklären sind. Das alles braucht wieder Zeit – Zeit, in der die Villa in der Beckgasse weiter verfällt.